Der Weltraumkoch empfiehlt: italienische Gemüsepfanne, scharf

Der Weltraumkoch empfiehlt: italienische Gemüsepfanne, scharf
Von Anja Bencze

Es hat sich Einiges verändert in der ISS-Bordküche in den vergangenen Jahren. Französische Meisterköche entwickeln Astronautenkost, die auch das Gefühl gibt, ein Festmahl im Weltraum zu verspeisen.

Das Wort Astronautenkost lässt eigentlich nichts Gutes vermuten: steril abgepackte Nahrungsmittelrationen, die allein den Ernährungsbedürfnissen beim Einsatz in der Schwerelosigkeit gerecht werden. Und dennoch hat sich Einiges verändert in der ISS-Bordküche in den vergangenen Jahren, gewissermaßen von der Tubenpaste zum Sternemenü.

Desserts kommen sehr gut an, vor allem Schokoladenkuchen, der wird fast jedes Mal bestellt.

Quentin Vicas Space Food Project Manager bei Alain Ducasse

Der französische Meisterkoch Alain Ducasse arbeitet seit 2004 für die europäische Weltraumbehörde und entwickelt mit seinem Expertenteam gepflegte Weltraumkost, die allen Bedürfnissen gerecht wird und dem Astronauten ein bisschen das Gefühl gibt, auf der Erde zu speisen.

Jerome Lacressonniere, Chefkoch bei Ducasse Conseil: “Wir sind gezwungen, alle wissenschaftlichen Aspekte des Weltraums zu berücksichtigen und die Gerichte so lange wie mögliche zu garen, damit die Restfeuchtigkeit sehr gering ist.”

Keimfrei und salzarm – aber schmecken sollte es auch

Bei Weltraumkost gelten folgende Regeln: Sie muss keimfrei und salzarm sein, so wenig Flüssigkeit wie möglich enthalten und auf keinen Fall krümeln.

Corine Dubel, Ernährungsexpertin: “Wegen der Mikrogravitation erreichen Geruchsmoleküle nicht so gut die Nasenschleimhäute, wie auf der Erde. Deswegen geht ein großer Teil des Geschmacks verloren. Um das auszugleichen, werden die Gerichte stärker gewürzt.”

Der französische Astronaut Thomas Pesquet, der seit November auf der ISS verweilt, durfte sich seine Lieblingsspeisen aus einer Liste mit 30 Gerichten, die Ducasse und sein Kochteam zusammengestellt hatten, aussuchen, allesamt ernährungswissenschaftlich abgesegnet.

Corine Dubel: “Die Bedürfnisse im Weltraum sind natürlich etwas höher. Ein 70 Kilogramm schwerer Mann braucht 2800 Kalorien täglich mit einem höheren Proteingehalt, als auf der Erde. Proteine ​​stellen 20% der gesamten Energiezufuhr dar; Lipide 30% und Kohlenhydrate, der eigentliche Kraftstoff für den Körper, stellen 50% der Nahrungsaufnahme im Weltraum dar.”

Hummer auf Quinoa mit grünen Algen

Dreizehn verschiedene Gerichte wurden für Thomas Pesquet vorbereitet: darunter italienische Gemüsepfanne scharf, eingemachte Entenkeule oder Hummer auf Quinoa mit grünen Algen und Zitronensaft.

Jerome Lacressonniere, Chefkoch bei Ducasse Conseil: “Weil wir wissen, dass sich der Geschmack und die Wahrnehmung von Geschmack im Weltraum verändern, sind die Quinoa-Körner ungesalzen, die Algen sorgen für den nötigen Salzgehalt. Auch die Sterilisierung erhöht den Salzgeschmack, deswegen lassen wir beim Erhitzen das Salz ganz weg.”

Im Prinzip entfällt alles, was im Weltraum unerwünschte Verdauungsreaktionen hervorrufen kann, beispielsweise Kohlensäure. Nur schmecken sollte es, denn gutes Essen ist gut für die Moral.

Quentin Vicas, Space Food Project Manager bei Alain Ducasse: “Einige Rezepte werden von den Astronauten sehr geschätzt, sie sind in der Regel gute Esser. Desserts kommen sehr gut an, vor allem Schokoladenkuchen, der wird fast jedes Mal bestellt. Auch gehobene Gerichte wie Jakobsmuscheln oder Hummer sind gefragt, weil sie das Gefühl geben, ein Festmahl im Weltraum zu verspeisen.”

Wir wünschen guten Flug – und guten Appetit!

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