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Weltweit erstes Pandemie-Abkommen verabschiedet - was steht drin?

WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus spricht auf der 78. Weltgesundheitsversammlung in Genf, Schweiz, am 19. Mai 2025.
WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus spricht auf der 78. Weltgesundheitsversammlung in Genf, Schweiz, am 19. Mai 2025. Copyright  Magali Girardin/Keystone via AP Photo
Copyright Magali Girardin/Keystone via AP Photo
Von Gabriela Galvin & Jan-Friedrich Funk
Zuerst veröffentlicht am
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Das Abkommen gilt schon jetzt als Meilenstein in der Pandemie-Bekämpfung. Doch es wird noch nicht sofort in Kraft treten. Was steht drin? Und welche Streitpunkte gibt es noch?

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Man kann es historisch nennen, was die 194 Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation WHO am Dienstag in Genf verabschiedet haben: das weltweit erste Pandemie-Abkommen.

Es soll die Welt wappnen, fit machen für das nächste Mal, wenn ein tödlicher Krankheitserreger um die Welt zieht. Die Länder sollen besser vorbereitet sein, koordinierter handeln, fairer miteinander umgehen. Im besten Fall soll eine Pandemie verhindert werden, bevor sie überhaupt eine wird.

Am Anfang war das Chaos

Zu Beginn der Corona-Pandemie herrschte Chaos. Als sich das Sars-CoV-2-Virus 2020 von China aus in die ganzen Welt ausbreitete, reagierten viele Länder mit Panik. Masken waren knapp, Schutzmaterial wurde sich gegenseitig stretig gemacht, viele Länder verhängten Ausführsperren, auch Deutschland.

Und auch als es endlich einen Impfstoff gab wurden sie ungliech verteilt. Viele Länder hordetetn die Impfdosen oder stoppten, wie Indien und die USA, die Ausfuhren. Und während in manchen reichen Ländern schon die dritte Impfung verabreicht wurde, warteten Menschen in ärmeren Ländern noch auf die erste.

"Ein wahrhaft historischer Moment"

All das soll durch den neuen Vertrag besser werden. WHO-Chef Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus sprach von einem "wahrhaft historischen Moment". Das Abkommen "wird sicherstellen, dass die Länder besser, schneller und gerechter zusammenarbeiten, um der nächsten Pandemie vorzubeugen und auf sie zu reagieren", so Ghebreyesus.

Drei Jahre wurde verhandelt. Daran ist zu erkennen, wie groß die Unstimmigkeiten waren und zum Teil immer noch sind. Vor allem die Frage nach einem gerechten Zugang zu Impfstoffen sorgte für Spannungen. Im vergangenen Mai scheiterten die Verhandlungen zunächst. Dann stiegen die USA ganz aus den Gesprächen aus und Donald Trump verkündete, sein Land werde die WHO komplett verlassen. Ein Abkommen gibt es dennoch - trotz der Uneinigkeiten.

Tierschutz versus wirstchaftliche Interessen

Es geht vor allem um Prävention. Lieferketten sollen aufgebaut und gestärkt werden, so dass alle Länder Zugriff auf Schutzmaterial, Medikamente und Impfstoff haben. Und als erstes soll in jedem Land das Gesundheitspersonal zuerst damit versorgt werden.

Um Krankheitsausbrüche früh zu erkennen, verpflichten sich die Mitgliedsstaaten ihre Gesundheitssysteme zu stärken und das Tierreich besser zu überwachen. Denn viele Infektionen springen von Tieren auf Menschen über. Besonders hoch ist das Risiko dort, wo es viele unbekannte Erreger gibt, in eher entlegenen Winkeln der Erde. Und auch dort, wo Menschen Nutztiere halten, die als Zwischenwirte fungieren können. Doch Natur- und Tierschutz berühren harte wirtschaftliche Interessen. Viele Länder wollten da nicht komplett mitgehen, einige Regelungen wurden aufgeweicht oder entschärft.

Ein Handel namens PABS

Für noch größere Unstimmigkeiten sorgte das Herzstück der Verhandlungen, das sogenannte "Pathogen-Access-and-Benefit-Sharing-System", kurz PABS. Dabei sollen Länder Informationen über neue Erreger bereitwillig teilen. Je schneller Proben des Erregers und genetische Sequenzen weitergegeben werden, desto schneller können Pharmaunternehmen Tests, Medikamente und Impfungen entwickeln.

Doch besonders die Länder des globalen Südens wollten eine Gegenleistung. Die Unternehmen, die von den Daten profitieren, sollen zehn Prozent ihrer entwickelten Impfungen, Tests oder Medikamente der WHO schenken. Die soll sie dann insbesondere an ärmere Länder weitergeben. Weitere zehn Prozent geben die Firmen dann zu einem vergünstigten Preis an die WHO ab. Über Details muss allerdings noch weiter verhandelt werden.

Einige Punkte sind also noch offen oder zumindest vage. Es könnten noch Jahre vergehen, bis das das Abkommen in Kraft tritt. 60 der 194 WHO-Mitgliedsstaaten müssten es dafür ratifizieren.

Abkommen ist ein Erfolg

Und dennoch gilt das Abkommen schon jetzt als Erfolfg. Viele, die an den Verhandlungen beteiligt waren sprechen von einem Meilenstein in der Pandemiebekämpfung. "Kaum jemand hätte das für möglich gehalten, nachdem sich die Vereinigten Staaten aus der WHO zurückgezogen haben", so die neue deutsche Gesundheitsministerin Nina Warken.

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