Der Konsum von billigen, unverschlossenen alkoholischen Getränken im Ausland kann zu Erblindung oder Tod führen. Eine britische Behörde warnt Reisende.
Acht weitere Länder stehen jetzt auf der Alkohol-Warnliste des britischen Außenministeriums, weil es dort sehr unangenehme Vorfälle mit Reisenden aus Großbritannien gegeben hat.
Das britische Amt für Auswärtige Angelegenheiten, Commonwealth und Entwicklung (FCDO) hat aus aktuellem Anlass eine Sensibilisierungskampagne gestartet - unter dem Slogan "Know the Signs of Methanol Poisoning" (Erkenne die Anzeichen einer Methanolvergiftung). Sie soll auf die Gefahren von gefälschten oder gepanschten Getränken hinweisen.
Schon kleine Mengen Methanol können ernsthafte Krankheiten verursachen. Und die Symptome werden oft nicht gleicht erkannt.
Die neue Empfehlung umfasst nun auch beliebte Reiseziele wie Japan und Mexiko und erweitert die bereits bestehenden Hinweise für Länder wie Thailand, Laos und Vietnam.
Hamish Falconer, der britische Minister für Konsular- und Krisenangelegenheiten, erklärte, dass Methanolvergiftungen tödlich sein können und nur schwer rechtzeitig erkannt werden können, um die Opfer zu retten.
"Die ersten Symptome entsprechen denen einer gewöhnlichen Alkoholvergiftung", sagte er in einer Erklärung. "Bis die Reisenden die Gefahr erkennen, kann es schon zu spät sein".
Für welche Reiseziele gilt die Warnung nun?
Nach Angaben der FCDO umfasst die erweiterte Liste Japan, Mexiko, Ecuador, Indien, Indonesien, Russland, Kenia und Bangladesch.
Die Behörde gab keine Einzelheiten zu konkreten Vorfällen in den neuen Ländern bekannt, aber die Entscheidung erfolgte in Zusammenarbeit mit Parlamentariern, Gesundheits- und Reiseexperten sowie Familien von Opfern, die von Methanolvergiftungen betroffen waren. Sie spiegelt auch die wachsende Besorgnis über gepanschten oder illegalen Alkohol an Reisezielen wider.
Jüngste Tragödien haben das Risiko des Kaufs billiger Getränke in Bars, Clubs und Urlaubsorten deutlich gemacht.
Anfang dieses Jahres starben eine Britin und ein Südafrikaner in der vietnamesischen Stadt Hoi An, nachdem sie angeblich selbstgemachten Limoncello konsumiert hatten.
Ende 2024 starben sechs Reisende, darunter ein Brite und zwei Dänen, im Abenteuerreisezentrum Vang Vieng in Laos, nachdem sie mit Methanol versetzte Spirituosen getrunken hatten.
In Indonesien wurden seit 2019 mehr als 334 Verdachtsfälle von Methanolvergiftungen gemeldet, wie aus einer Datenbank von Ärzte ohne Grenzen (MSF) hervorgeht, die Methanolvergiftungen weltweit erfasst.
Die meisten stehen im Zusammenhang mit dem nachgemachten Schnaps Arak. Die unregulierte, oft selbst gebraute Spirituose wird üblicherweise aus Palmblütensaft oder Reis destilliert und in kleinen "Bottle-Shops" auf Bali, Lombok und den Gili-Inseln verkauft, wo jedes Jahr Touristen zu den Opfern zählen, berichtet Ärzte ohne Grenzen.
Was ist Methanol und was sind die Vergiftungssymptome?
Methanol ist eine Art Industriealkohol, der normalerweise in Frostschutzmitteln, Farben und Reinigungsmitteln verwendet wird.
Es sieht aus und schmeckt wie Ethanol - der Alkohol in Getränken -, ist aber für Menschen hochgiftig. Schon der Konsum kleiner Mengen kann verheerende Folgen haben.
Bereits 30 Millimeter, also die Größe eines normalen Schnapses, können innerhalb von 12 bis 48 Stunden zum Tod führen.
Die Symptome einer Methanolvergiftung können im Anfangsstadium einem Kater oder einer gewöhnlichen Alkoholvergiftung ähneln - Übelkeit, Erbrechen, Schwindel und Verwirrung -, sie können sich jedoch innerhalb von Stunden verschlimmern, wenn Sehstörungen, Krampfanfälle oder Atemstillstand auftreten.
In einigen Ländern wird Methanol Berichten zufolge illegal in Spirituosen gemischt oder Cocktails zugesetzt, um die Kosten zu senken. Da Methanol geruchs- und geschmacksneutral ist, können Reisende vor dem Verzehr eines Getränks nicht zuverlässig feststellen, ob es verunreinigt ist.
Die FCDO rät Reisenden dringend, nur Getränke in geschlossenen Flaschen in lizenzierten Betrieben zu kaufen. Zu vermeiden gilt es hausgemachte oder nicht etikettierte Spirituosen, vorgemischte Cocktails sowie alkolholische Getränke, die in Eimern oder Krügen serviert werden. An beliebten südostasiatischen Reisezielen sind solche Praktiken üblich.
Der neue Leitfaden verweist auf aktualisierte Ressourcen auf der Travel Aware-Website der Regierung, auf der beschrieben wird, wie man eine Methanolvergiftung erkennt und was zu tun ist, wenn Symptome auftreten.
Wo treten Methanolvergiftungen am häufigsten auf?
Laut der MSF-Datenbank führt Indonesien die Liste der Länder mit den meisten Verdachtsfällen von Methanolvergiftungen seit 2019 an. Die anderen Länder in den Top 10 der Datenbank sind Indien (140), Russland (121), Bangladesch (53), Pakistan (42), China (30), Kambodscha (28), Iran (28), Vietnam (28) und Kenia (24).
Vietnam, das Land mit dem größten Alkoholkonsum in Südostasien, stellt nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen schätzungsweise 85 Prozent seines Alkohols im eigenen Land her. Unzureichende Vorschriften und die Zunahme von gefälschten Spirituosen haben dazu geführt, dass Methanolvergiftungen immer häufiger auftreten.
In der MSF-Datenbank wird auch erfasst, wie viele Menschen von Methanolvergiftungen betroffen waren. Demnach steht der Iran mit rund 9.600 Personen an der Spitze der Liste, während Ecuador - eines der neuen Länder in den FCDO-Reisehinweisen - mit 938 Personen auf Platz 10 liegt.
Obwohl jedes Jahr Tausende Menschen an Methanolvergiftungen sterben und Asien nach wie vor die am stärksten betroffene Region ist, ist die Aufnahme Japans in die Liste überraschend.
In der Datenbank von Ärzte ohne Grenzen ist nur ein einziger Verdachtsfall einer Methanolvergiftung verzeichnet - es handelt sich dabei um einen Akt häuslicher Gewalt und nicht um einen Vorfall mit gepanschten Getränken.
Euronews Travel hat sich mit der FCDO in Verbindung gesetzt, um weitere Informationen über die Aufnahme Japans in die aktualisierte Liste zu erhalten.