Berichten zufolge verlangt der von den USA zusammen mit Russland vorgelegte Plan von der Ukraine weitgehende Zugeständnisse.
Wolodymyr Selenskyy hat von den USA den zusammen mit Russland ausgehandelten Entwurf für einen neuen Friedensplan erhalten. Das hat das Präsidialbüro am Donnerstag in einer Erklärung bestätigt. Darin wird der Plan als "Einschätzung der amerikanischen Seite", die "zur Wiederbelebung der Diplomatie beitragen könnte" bezeichnet.
Selenskyj plane, in den kommenden Tagen mit dem US-Präsidenten Donald Trump über diplomatische Möglichkeiten zu sprechen.
"Die Parteien haben sich darauf geeinigt, an den Bestimmungen des Plans zu arbeiten, um ein gerechtes Ende des Krieges herbeizuführen", so Kyjiw.
"Seit Anfang des Jahres hat die Ukraine die Vorschläge von Präsident Trump zur Beendigung des Blutvergießens unterstützt. Wir sind nach wie vor bereit, konstruktiv mit der amerikanischen Seite sowie mit unseren Partnern in Europa und der ganzen Welt zusammenzuarbeiten, damit das Ergebnis Frieden ist."
Selenskyj bestätigte auch, dass der Plan bei einem Treffen mit dem US-Vertreter Daniel P. Driscoll am Donnerstag in Kyjiw erörtert wurde.
Ohne Einzelheiten des US-Vorschlags zu nennen, sagte Selenskyj nur, dass die Seiten über "Optionen für einen echten Frieden" und Formate für den Dialog zwischen den USA und der Ukraine sowie "neue Impulse für die Diplomatie" gesprochen hätten.
"Unsere Teams - die der Ukraine und der Vereinigten Staaten - werden an den Bestimmungen des Plans zur Beendigung des Krieges arbeiten", schrieb Selenskyj in einem Beitrag auf X.
"Wir sind zu einer konstruktiven, ehrlichen und zügigen Arbeit bereit."
Kapitulation gefordert?
Weder von Kyjiw noch von Washington wurden offiziell Informationen über den Inhalt des neuen Friedensvorschlags bekannt gegeben.
Doch in den Kommentaren internationaler Medien sprechen viele von einer "Kapitulation", die von der Ukraine verlangt werden.
Der deutsche Kanzleramtschef Thorsten Frei (CDU) hat den Plan für die Ukraine kritisiert. "Es mutet etwas an, als ob Putin damit Kriegsziele erreichen könnte, die er auf dem Schlachtfeld nicht erreicht hat. Und das wäre sicherlich ein Ergebnis, das nicht akzeptabel wäre“, sagte Frei auf RTL und ntv.
Sicherheitsexperte Carlo Masala von der Bundeswehruniversität München bezeichnet den US-Friedensplan für die Ukraine laut Welt TV als "reinen Kapitulationsplan“. Die Pläne könnten laut Masala massive Fluchtwellen nach Deutschland auslösen und die Sicherheitslage Europas drastisch verschlechtern.
Der SRF kommentiert unter dem Titel "Kapitulation als Ziel": "Moskau erhielte – ohne Gegenleistung – die sicherheitspolitische Kontrolle über die Ukraine. Doch damit nicht genug. Auch in der ukrainischen Innenpolitik könnte Russland mitreden. Kiew müsste Russisch zur Amtssprache machen und die dem Kreml ergebene russisch-orthodoxe Kirche ohne Einschränkungen zulassen. Und als Bonus gäb’s von Washington obendrauf wirtschaftliche Zusammenarbeit für Moskau und ein Ende der Sanktionen. Das ist kein Friedensplan für, sondern einer gegen die Ukraine."
Berichten zufolge wiederholt der Plan die meisten der maximalistischen Forderungen Russlands, die Moskau seit den ersten Tagen seines Angriffskriegs aufrechterhält und oft als Grund für die Invasion angibt.
US-Medien erklären, dass Kyjiw in dem Plan u. a. aufgefordert wird, die noch von ihm kontrollierten Gebiete im Donbass in der Ostukraine aufzugeben, den Umfang seiner Streitkräfte erheblich zu verringern und einen Großteil seiner Waffen abzugeben.
Es wird vermutet, dass der russische Sondergesandte Kirill Dmitrijew (auch: Dmitriev) den Plan ausgearbeitet hat. Er habe ihn dann an den Sondergesandten von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, weitergeleitet, und dass Kyjiw die meisten Zugeständnisse machen muss.
Der Investmentbanker Dmitrijew hielt sich im Oktober zu Gesprächen mit Washingtoner Beamten in den USA auf, nachdem ein geplantes Treffen zwischen Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin abgesagt worden war.
Berichten zufolge führte Dmitrijew Ende Oktober in Miami drei Tag lang Gesprächen mit dem US-Sondergesandten Steve Witkoff.
Weißes Haus sagt, die USA hätten "im Stillen" an dem Plan gearbeitet
Schon vor Selenskyjs Reaktion war über einen "geheimen" Friedensplan berichtet worden, der zwischen den USA und Russland ausgehandelt wurde und an dem weder die Ukraine noch einer ihrer europäischen Verbündeten beteiligt war.
Die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, bestätigte am Donnerstagabend, dass der Plan in der Tat in Arbeit gewesen sei.
"Der Sondergesandte Steve Witkoff und Marco Rubio haben seit etwa einem Monat im Stillen an einem Plan gearbeitet", sagte sie gegenüber Reportern.
"Sie haben sich mit beiden Seiten, Russland und der Ukraine gleichermaßen, auseinandergesetzt, um zu verstehen, wozu sich diese Länder verpflichten würden, um einen dauerhaften und nachhaltigen Frieden zu erreichen."
Leavitt sagte, dass die Gespräche fortgesetzt werden, aber sie wollte "nicht über die Details des Plans streiten".
"Es ist ein guter Plan sowohl für Russland als auch für die Ukraine, und wir glauben, dass er für beide Seiten akzeptabel sein sollte, und wir arbeiten sehr hart daran, ihn zu verwirklichen."
Auch die US-Botschafterin in der Ukraine, Julie S. Davis, sagte am Donnerstag, dass "das Momentum endlich auf der Seite des Friedens steht - des Friedens, nach dem sich die Ukrainer gesehnt haben."