Marc Márquez: Der ganz normale Motorradstar

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Marc Márquez ist gerade einmal 21 Jahre alt und im Motorradsport schon einer der ganz Großen. Zweimal wurde der Spanier bereits Moto-GP-Weltmeister

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Marc Márquez ist gerade einmal 21 Jahre alt und im Motorradsport schon einer der ganz Großen. Zweimal wurde der Spanier bereits Moto-GP-Weltmeister, auch in der 125-cm³-Klasse (heute Moto 3) sowie in der Moto 2 gewann er den Titel. Wenn Márquez auf der Rennstrecke unterwegs ist, kann man mitunter den Eindruck haben, er fahre in einer eigenen Liga, im täglichen Leben jedoch ist er der Junge von nebenan. euronews-Motorsportexpertin Cinzia Rizzi hat Márquez in seiner Heimatstadt Cervera zum Interview getroffen.

euronews:
Marc, Gratulation! Haben Sie eine solche Saison wie die vergangene erwartet?

Márquez:
Vielen Dank. So eine gute Saison erwartet man eigentlich nie. Ehrlich gesagt, habe ich erwartet, um den Titel zu kämpfen – das war mein Ziel. Aber ich habe nicht daran gedacht, 13 Rennen zu gewinnen, 13 Mal die Pole Position zu erobern und den WM-Titel derartig leicht zu gewinnen. Man kann von einer fast perfekten Saison sprechen.

euronews:
2008 sagten Sie: ‘Mein Traum ist es, eines Tages Moto-GP-Weltmeister zu werden.’ Sie haben dieses Ziel nun schon zweimal erreicht. Welchen Traum haben Sie jetzt?

Márquez:
Mein größter Traum war, Weltmeister in allen drei Klassen zu werden. Das habe ich erreicht, in der Moto GP sogar zweimal. Jetzt ist mein Ziel, jedes Jahr um den Titel zu kämpfen. Aber es gibt einen anderen Traum, den ich zukünftig verwirklichen möchte. Und zwar einen jungen Fahrer zu unterstützen. Denn in diesen Jahren ist es für die Familie am schwierigsten. Nicht jede Familie kann sich den Luxus leisten, ihr Kind derartig zu unterstützen.

euronews:
Was bedeutet es Ihnen, mit großen Champions wie Doohan, Rossi oder Agostini verglichen zu werden?

Márquez:
Das ist unglaublich, das sind große Namen, die ich immer von weitem betrachtet habe. Das sind Motorrad-Legenden – insbesondere Valentino Rossi, einer der Helden meiner Kindheit. Ich habe ihn oft gesehen und gedacht: So gut wie er werde ich wohl nie werden. Und jetzt trete ich gegen ihn an. Das war zuerst schwer zu akzeptieren, jetzt habe ich mich daran gewöhnt. Ich lerne immer noch eine Menge von ihm. Mit diesen Legenden verglichen zu werden, ist ein Privileg.

euronews:
Wer ist aus Ihrer Sicht der gefährlichste Konkurrent, wer macht Ihnen am meisten Angst?

Márquez:
In Hinblick auf die nächste Saison ist Rossi der gefährlichste, weil er letztes Jahr Zweiter war. Doch auch Jorge Lorenzo ist ein sehr starker Konkurrent. Wenn er gut drauf ist, ist er schwer zu schlagen. Und dann wäre da noch Dani Pedrosa, der sehr konstant ist. Er ist vielleicht eher ein ruhiger Vertreter, ist im Kampf um den Titel aber immer dabei.

euronews:
Als Sie vier Jahre alt waren, haben Sie sich von Ihrem Vater ein Motorrad gewünscht. Warum kein Gokart oder Ähnliches?

Márquez:
Ich erinnere mich nicht genau, aber ich habe mir das sicher gewünscht, weil meine Eltern so oft auf Rennstrecken unterwegs waren, um sich Rennen anzugucken. Sie haben bei manchen Rennen auch als freiwillige Helfer gearbeitet. Seit ich zwei war, war ich dabei und habe immer die Motorräder gesehen. Daher stammt die Leidenschaft. Ich habe immer die Motorräder gesehen, und dann wollte ich auch eines haben.

Was dachte seine Mutter Roser Alentà, als sich der kleine Marc ein Mini-Motorrad wünschte? “Ich dachte, das sei nur vorübergehend. Wie bei jedem Kind, das sich etwas zu Weihnachten wünscht. Er wollte ein Mini-Motorrad, und ich dachte: ‘Wenn er es hat, ist die Leidenschaft nach drei oder vier Monaten vorbei’ “, sagt Roser Alentà. Längst weiß man, dass die Mutter damals irrte. Aus Leidenschaft wurde ein Beruf und aus dem kleinen Marc ein Motorrad-Wunderkind, das – mittlerweile erwachsen – die Moto GP dominiert.

euronews:
Welches ist Ihre schönste Erinnerung?

Márquez:
Die stammt aus dem vergangenen November, als ich in Valencia miterlebt habe, wie mein Bruder Alex Moto-3-Weltmeister wurde. Ich kannte diese Erfahrung ja. Mit ihm zusammen zu gewinnen, zu sehen, wie mein Bruder den Titel holt, war etwas, das ich nie vergessen werde. Das war ein einzigartiges Erlebnis. Ob man selbst oder ob jemand aus Deinem unmittelbaren Umfeld gewinnt, sind zwei ganz verschiedene Dinge.

euronews:
Worum beneiden Sie Ihren Bruder? Was hat er, was Sie nicht haben?

Márquez:
Wenn wir ausgehen, dann beneide ich ihn um seine Körpergröße. Er ist größer als ich.

“Ja, meine Körpergröße”, lacht Alex Márquez. “Aber letztlich war es für ihn ein Vorteil, kleiner zu sein. Dass er mich beneidet, sagt er doch nur so…”

Márquez:
Unter uns Brüdern gibt es eigentlich kaum Neid, weil wir alles gemeinsam haben. Wir sind immer zusammen: Beim Training, auf Reisen, im Urlaub. Es ist toll, einen Bruder zu haben, der meine Interessen teilt, der auch Motorradrennen fährt, mit dem man trainieren und dieselbe Lebensphilosophie teilen kann.

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“Ich beneide ihn um die vier WM-Titel. Ich habe nur einen. Ich glaube, dass jeder Fahrer ihn darum beneidet”, so Alex Márquez.

Wie wird es wohl sein, wenn die Brüder eines Tages beide in der Moto GP an den Start gehen?

Márquez:
Bisher haben wir uns immer gegenseitig geholfen. Sollten wir einmal beide in der Moto GP fahren, dann muss man mal sehen. Natürlich würden wir dann weniger Informationen austauschen. Nein, das ist nur Spaß. Letztlich ist es doch so: Wenn einer von uns gewinnt, sind wir beide glücklich. Sollten wir eines Tages gegeneinander Rennen fahren, wäre das doch ein gutes Zeichen und man müsste mal sehen, wie wir damit umgehen.

“Ich hoffe, dass ich eines Tages vor diesem Problem stehe, denn das hieße, dass ich in der Moto GP bin, das wäre ein Traum. Aber der Weg ist noch weit. Ich denke jetzt lieber nicht daran, hoffe aber, dass es eines Tages der Fall sein wird”, sagt Alex Márquez.

Julià, der Vater der Márquez-Brüder, meint: “Im Moment ist Alex in der Moto 2 und Marc in der Moto GP. Wenn Alex gut fährt, wird er irgendwann zur Liga der Besten gehören. Und dann möge der Bessere gewinnen.”

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euronews:
Die Familie ist Ihnen sehr wichtig. Sie ziehen jetzt um. Werden Sie Ihre Familie, Cervera und Ihre Freunde vermissen?

Márquez:
Natürlich. Meine Familie war mir immer sehr wichtig, und wir hatten immer ein enges Verhältnis. Doch jeder junge Mensch zieht früher oder später in seine eigene Wohnung. Aber es gibt immer eine Übergangsphase, es ist ja nicht so, als würde man dann alleine im Nichts wohnen. Mal sehen, wie es wird. Und im schlimmsten Fall ziehe ich wieder in mein Elternhaus, wo ich immer beste Behandlung genieße.

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