Rechtschreibreform in Portugal: "Correto" ist korrekt

Rechtschreibreform in Portugal: "Correto" ist korrekt
Von Euronews
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“Schifffahrt” mit drei “f”? Ja. Seit 1996, seit der umstrittenen Rechtschreibreform in Deutschland. Vereinfachen sollte sie. Und vereinheitlichen

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“Schifffahrt” mit drei “f”? Ja. Seit 1996, seit der umstrittenen Rechtschreibreform in Deutschland. Vereinfachen sollte sie. Und vereinheitlichen. Doch längst haben Studien gezeigt: Die Fehlerquote in Diktaten und Aufsätzen an allen Schulformen hat sich seither verdoppelt. Die Rechtschreibfreform ein Desaster?

Den Portugiesischsprachigen auf der ganzen Welt droht nun dasselbe, mehr als 220 Millionen Menschen sind davon betroffen. In Portugal gelten seit diesem Mittwoch (13.05.2015) neue Rechtschreibregeln. Sie gehen auf ein Abkommen aus dem Jahr 1990 zurück, den sogenannten “acordo ortográfico” der “Comunidade dos Países da Língua Portuguesa” (CPLP, Gemeinschaft der portugiesischsprachigen Länder). In Brasilien ist die Reform 2009 in Kraft treten. In Portugal wurden allerdings Hunderttausende Unterschriften dagegen gesammelt. Seit 2009 schließlich hatten die Portugiesen Zeit, sich an die neuen Schreibweisen zu gewöhnen, beide Formen waren richtig. Von 2012 an erschienen amtliche Veröffentlichungen nur noch in der neuen Schreibweise, in Schulen wurde sie schrittweise eingeführt.

Unwiderruflich anders

Das ist jetzt anders. Unwiderruflich. Gnadenlos. Die Rechtreibreform ist in Portugal in Kraft – und das mitten in den Prüfungszeiten an Schulen und Universitäten. Es geht vor allem darum, dass von jetzt an “stumme Konsonanten”, die nicht mehr ausgesprochen, in Portugal und Afrika aber noch geschrieben werden, auch nicht mehr zu Papier gebracht werden dürfen. Das kommt vor allem den Brasilanern entgegen, die das schon immer so gemacht haben. Sie müssen künftig 0,45 Prozent ihrer Wörter anders schreiben, die Portugiesen 1,6 Prozent. Die 190 Millionen Brasilianer machen knapp 80 Prozent der portugiesisch-sprachigen Muttersprachler aus. Sie dürfen weiterhin “correto” (richtig) schreiben, die knapp zehn Millionen Portugiesen müssen allerdings künftig auf ihr “c” verzichten, wenn sie es richtig machen wollen: “correto” anstatt “correcto”. Dann ist alles “ótimo” (bestens) – und nicht mehr “óptimo”. Für die Brasilianer ändert sich nur wenig. Die Kapverden haben noch bis Oktober 2015 Zeit, sich an die neuen Regeln zu gewöhnen, Angola hat das Abkommen nicht unterzeichnet, in Mosambik muss das Parlament noch darüber abstimmen. Es geht vor allem um Akzente und darum, dass die Buchstaben “k”, “w” und “y” offiziell in das Alphabet der portugiesischen Sprache aufgenommen werden; verwendet werden sie schon länger.

Und warum das Ganze?

Es geht um Politik, und es geht um Märkte. Sollte es gelingen, die portugieisische Sprache zu vereinheitlichen, dann würde sie in den Kreis der offiziellen UN-Sprachen aufgenommen. Mit einer einheitlichen Schreibweise könnte das Portugiesische also seine Rolle als bedeutende Weltsprache weiter ausbauen, derzeit ist es bereits die weltweit sechsthäufigst gesprochene Sprache. Und: Portugiesische Verlage verfügen jetzt zwar über den riesigen brasilianischen Markt. Allerdings müssen sie ihre Bücher in der neuen offiziellen Rechtschreibung neu drucken. Ihren brasilianischen Kollegen wiederum stehen ebenfalls neue Märkte zur Verfügung – in ihrer gewohnten Rechtschreibung.

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