Latinos bei der US-Präsidentschaftswahl: Mächtiges Zünglein an der Waage?

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Von Sabine Sans
Latinos bei der US-Präsidentschaftswahl: Mächtiges Zünglein an der Waage?

In den USA leben 57 Millionen Latinos, mehr als 27 Millionen von ihnen können am 8. November über den nächsten Präsidenten abstimmen. Das ist ein Rekord. Beinahe überholen Lateinamerikaner die Afro-Amerikaner als größte Minderheit der Wahlberechtigten: Sie stellen jetzt 11,9 Prozent aller amerikanischen Wahlberechtigten, Afro-Amerikaner kommen auf 12,4 Prozent. Das macht Latinos zu einem mächtigen und einflussreichen Zünglein an der Waage gerade in umkämpften Staaten wie Florida, Colorado, Nevada oder North Carolina. In Rockville Maryland etwas außerhalb von Washington treffen sich Latinos zum Tanzunterricht. Der “republikanische US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump ist nicht gerade beliebt unter ihnen:

Wir werden nicht wie ein Prügelknabe untätig herumsitzen und die Schläge einstecken, wenn man uns beleidigt, sondern wir schlagen mit unseren Stimmen zurück.

Julian Teixeira National Council of La Raza

“Ich bin sehr besorgt. Es ist beschämend, dass wir für diesen Mann stimmen. Gibt es tatsächlich Menschen, die ihn wählen”, fragt eine Frau.

Eine Andere meint: “Er hat keine Achtung vor Frauen und ich glaube, wir Lateinamerikaner sind nicht mit ihm einverstanden. Er ist nicht mein Lieblingskandidat.”

Und ein Mann sagt: “Im Gegensatz zur Vergangenheit gibt es eine Menge Bewegung in der Latino-Gemeinschaft, sie ist gewachsen! Sie wird wahrscheinlich den Ausgang der Wahl beeinflussen.”

Viele der Anwesenden sind in den USA geboren. Ihre Eltern oder Großeltern sind aus Kuba, Mexico, Puerto Rico oder El Salvador eingewandert. Traditionell eher konservativ eingestellt hat sich das Wahlverhalten der Minderheit in den vergangenen Jahren gewandelt: Die republikanische Einwanderungspolitik und vor allem Donald Trumps Nominierung sowie seine Kommentare zu Latinos als Vergewaltiger und Diebe treiben den Demokraten Stimmen zu.

“Wir beobachten bei den Kandidaten zwei völlig verschiedene Umgangsarten mit der Latino-Gemeinschaft. Bei Donald Trump sehen wir definitiv eine dämonisierende und beleidigende Rhetorik bezüglich Latinos. Das ist etwas, was wir nicht sehen wollen. Und natürlich werden wir nicht wie ein Prügelknabe untätig herumsitzen und die Schläge einstecken, wenn man uns beleidigt, sondern wir schlagen mit unseren Stimmen zurück”, so Julian Teixeira vom “National Council of La Raza”.

Vor der anstehenden US-Präsidentschaftswahl gibt es außerordentlich viele Latinos, die sich als Wähler registrieren lassen. Euronews-Korrespondent Stefan Grobe:

“George W. Bush erhielt ungefähr 40 Prozent der Latino-Stimmen, Mitt Romney 27 Prozent. Dieses Jahr wird Donald Trump noch weniger bekommen. Die Republikaner müssen sich in Zukunft ernsthafter mit den Latinos auseinandersetzen, wenn sie nicht die Präsidentschaft auf Dauer verlieren wollen.”