Marokko: "Wir sind alle Nasser Zefzafi" (39)

Marokko: "Wir sind alle Nasser Zefzafi" (39)
Von Kirsten Ripper mit AFP
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Mehrere Tausend Menschen haben in Al-Hoceima im Norden von Marokko für die Freilassung von Nasser Zefzafi demonstriert. Der arbeitslose Anführer der Proteste gegen die Regierung in Rabat und gegen den König war am Montag von der Polizei verhaftet worden. Er hatte seit Oktober 2016, als ein Fischhändler in einer Müllpresse getötet worden war, Proteste in seiner Heimatregion organisiert.

Es kam auch zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften.

Auch in der Haupstadt Rabat gab es spontane Protestkungebungen für Nasser Zefzafi.

In der Rif-Region wurden auch etwa 40 andere Aktivisten festgenommen. Eine marokkanische Menschrechtsgruppe nannte die Zahl von 70 Festnahmen.

“Wir sind alle Nasser Zefzafi”, rief die Menge, die auch nach 23 Uhr in den Straßen von Al-Hoceima versammelt war.

Auch die Mutter von Nasser Zefzafi (39) nahm an den Protesten teil: “Ich bin stolz auf meinen Sohn”, sagte sie. “Er handelt wie ein Mann.”

Dabei ist der Anführer der Proteste nicht unumstritten.
Der Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP beschreibt Nasser Zefzafi als jemanden, der ohne Unterlass redet.

Seine Bewegung hat Nasser Zefzafi “Hirak” genannt, das bedeutet in etwa “Bewegung”. Wenn Zefzafi auf einem Dach stand und um ihn herum Hunderte oder manchmal sogar Tausende junge Männer seine Worte im Sprechchor wiederholen, erscheint er als eine der einflussreichsten Persönlichkeiten der Region Rif.

“Warum ist das Rif unterentwickelt?”, das ist die Frage, die Zefzafi wieder und wieder stellt. Dabei kritisiert er den Staat, die lokalen Behörden, die politischen Parteien, die Zivilgesellschaft… alle bekommen ihr Fett ab – auch der König von Marokko.

Dabei behaupten einige, Nasser Zefzafi dulde keinerlei Kritik an seinem Vorgehen. Er spiele sich auf und spreche schnell mal von “Verrätern”, die er aus seiner Bewegung ausschließe.

Und Zefzafi zitiert häufig den Koran – so mancher meint, es sei nicht nützlich, den Tourismus und die Ausländer zu verurteilen, wie der Protest-Anführer es tut. Zefzafi behauptet auch schon mal, dass die Ausländer “Alkohol und Prostitution” mitbrächten.

#Marokko: Jagd auf Anführer der Proteste | #Euronewseuronewsde</a> <a href="https://twitter.com/hashtag/alhoceima?src=hash">#alhoceima</a> <a href="https://t.co/4drRY1HZoJ">https://t.co/4drRY1HZoJ</a></p>— Kirsten Ripper (kirsteneuronews) 27 mai 2017

Schon seit Monaten dauern die Proteste an.

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