Genervt und gelangweilt? Nur 56% der Deutschen wissen, wen sie am 24.9. wählen

Genervt und gelangweilt?  Nur 56% der Deutschen wissen, wen sie am 24.9. wählen
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Von Kirsten Ripper
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Der Wahlkampf in Deutschland ist 2017 eigentlich ziemlich langweilig, die Clips von CDU und SPD nahezu identisch. Da verwundert es kaum, dass viele nicht wissen, wen sie wählen sollen.

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Nur 56 Prozent der Wähler in Deutschland wissen wenige Tage vor der Wahl, wem sie am 24. September 2017 ihre Stimme geben wollen. Der Wahlkampf war 2017 besonders langweilig. Spannend bleibt allein der Kampf um den dritten Platz zwischen der Linken, der rechtspopulistischen AfD, den Grünen und der FDP, die alle vier im neuen Bundestag vertreten sein dürften (zur Zeit sind die AfD und die FDP nicht im Parlament vertreten). Doch wer es in die Regierungskoalition schafft, entscheidet sich erst nach der Wahl.

Die aktuelle große Koalition ist “so beliebt wie Fußpilz”, meint der SPD-Politiker Ralf Stegner. Neue Konstellationen sind möglich – wie die Jamaika-Koalition (nach den Parteifarben schwarz, grün, gelb) bestehend aus CDU, Grünen und FDP. Die Grünen Spitzenkandidaten Katrin Göring-Eckardt (51) und Cem Özdemir (52) vertreten keine wirklich linken Positionen mehr. Die Kanzlerin Angela Merkel (63) verweist sehr gerne darauf, dass sie früher mal Umweltministerin war, seit Fukushima ist sie gegen Atomkraft und gibt sogar zu, dass sie in dieser Frage bei Tschernobyl falsch lag. Die FDP hat mit Christian Lindner (38) einen neuen Spitzenmann, der die Liberalen in seiner Person verkörpert – doch es wurde mehr über seine schwarz-weißen Wahlplakate diskutiert als über die inhaltlichen Forderungen der FDP.

In den Werbespots im Fernsehen sind sich die Clips von CDU und SPD zum Verwechseln ähnlich und bringen kaum konkrete Informationen. Sie zeigen emotionale Bilder von Embryos und Kindern, die in glücklichen Familien leben und denen die Volksparteien ein besseres und gerechteres Leben versprechen. Auch beim TV-Duell zwischen Angela Merkel und Martin Schulz (61) versuchte der Herausforderer zwar, die Kanzlerin ein wenig anzugreifen, doch in vielen wichtigen Fragen sind sich die beiden grundlegend einig.

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Für kleine Skandale im Wahlkampf sorgt die AfD, deren Spitzenkandidat Alexander Gauland Nazi-Vokubular benutzt und fordert, die in Hamburg geborene Integrationsministerin “nach Anatolien zu entsorgen”. Co-Spitzenkandidatin Alice Weidel geht bei einer TV-Talkshow aus Protest und beklagt sich bei der Nachrichtenagentur dpa über die von ihr gezeigten Fotos. Dabei gehen die AfD-Anhänger alles andere als zimperlich mit der Kanzlerin um. Bei fast allen Auftritten wird Angela Merkel von AfD-Fans mit Pfiffen, Buhrufen und manchmal auf mit Tomatenwürfen empfangen. Diese Aggressivität ist neu im deutschen Wahlkampf und schockt so manche. In der ZEIT forderte eine entsetzte Mutter, die mit ihrem 9-jährigen Sohn bei einer Merkel-Veranstaltung war, die Kanzlerin hätte die Angriffe nicht einfach so übergehen, sondern ansprechen sollen.

Einen eher souveränen Wahlkampf führt Angela Merkel im Fernsehen. Nach den Fettnäpfchen der vergangenen Jahre, in denen sie mit enem weinenden Flüchtlingsmädchen Mühe hatte, ist es der Kanzlerin diesmal gelungen, einige Emotionen zu zeigen – wie bei der Begegnung mit der 18-Jährigen Natalie mit Down-Syndrom, die Merkel zu Spätabtreibungen befragt. Der CDU ist es sogar gelungen, prominente YouTuber für Angela Merkel zu begeistern.

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