Jerusalem-Streit: Guatemala legt nach

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Von Andrea Büring mit dpa, afp, reuters
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US-Präsident Donald Trump musste sich für den Vorstoß, Jerusalem als Hauptstadt Israels anzuerkennen, viel Kritik anhören. Das hält ein kleines mittelamerikanisches Land nicht davon ab, es ihm nachzumachen.

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Es ist eine umstrittene Entscheidung der Regierung von Guatemala, ihre Botschaft nach Jerusalem zu verlegen. Tagelang war es zu Ausschreitungen gekommen, nachdem US-Präsident Donald Trump die Stadt als Israels Hauptstadt anerkannt hatte. Ähnliches könnte erneut passieren, obwohl Guatemala nur wenig Gewicht auf der internationen Bühne hat.

Netanjahu hofft auf weitere Staaten

Nichtsdestotrotz begrüßte Ministerpräsident Benjamin Netanjahu die Entscheidung des Präsidenten von Guatemala Jimmy Morales. "Vor kurzem sagte ich noch, bald würden andere Staaten Jerusalem als Hauptstadt anerkennen und ihre Botschaften dorthin verlegen. Hier ist nun das zweite Land. Und ich wiederhole: Weitere werden folgen. Das ist nur der Anfang," sagte Netanjahu.

Warum Guatemala?

Guatemala und Israel haben traditionell enge Beziehungen. In dem mittelamerikanischen Land leben zwar nur einige Hundert Juden, aber es war das erste in Lateinamerika, das Israel nach dem Zweiten Weltkrieg 1948 anerkannte. Guatemala gehört nach Angaben der israelischen Zeitung "Haaretz" zu jenen 16 Staaten, die bis Ende der 1970er/Anfang der 1980er Jahre ihre Botschaft schon einmal in Jerusalem hatten, davon elf Länder aus Lateinamerika. Die zunehmenden Spannungen Israels mit seinen Nachbarn und der Konflikt um den Status von Jerusalem führten schrittweise zur Verlegung der 16 Botschaften nach Tel Aviv. Während des Holocaust flüchteten Zehntausende Juden nach Süd- und Mittelamerika, weshalb es bis heute in vielen Ländern dort besondere Verbindungen zu Israel gibt. Zwischen Israel und Guatemala gibt es darüber hinaus bilaterale Abkommen und Kooperationen auf verschiedenen Gebieten.

Warnung aus dem Vatikan

Papst Franziskus warnte in seiner Weihnachtsandacht vor einer neuen Zuspitzung des Nahost-Konflikts. Er rief zum Gebet auf, damit man "endlich zu einer Verhandlungslösung gelangt, die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen eine friedliche Koexistenz zweier Staaten ermöglicht."

Wut unter Palästinensern

Die Palästinenser kritisierten den Schritt, allen voran der Politiker und Bürgerrechtler Mustafa Barghuthi:

"Auch der Präsident von Guatemala verletzt internationales Recht, das die Annexion von besetzten Gebieten verbietet. Die Entscheidung ändert nichts an der Tatsache, dass eine große Mehrheit der Staaten weltweit es ablehnt, dass Botschaften von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt werden, und dass der Ostteil von Jerusalem annektiert ist. Die meisten sind darüber hinaus gegen den Schritt des US-Präsidenten Donald Trump, Jerusalem als Haupstadt Israels anzuerkennen. Die meisten Menschen sind auf unserer Seite - daran ändert auch die Entscheidung eines Landes wie Guatemala nichts."

Jerusalem, historisch und religiös

Die Jerusalem-Frage ist brisant und hoch explosiv zugleich. Der Streit über den politischen Status der Stadt, die Grenzziehung und das Schicksal von palästinensischen Flüchtlingen und Vertriebenen hat eine Friedensregelung zwischen Israel und den Palästinensern bislang unmöglich gemacht.

Israel hatte 1967 während des Sechstagekrieges den arabischen Ostteil Jerusalems erobert und später annektiert. Israel beansprucht ganz Jerusalem als Hauptstadt. Die Palästinenser dagegen wollen in Ost-Jerusalem die Hauptstadt eines unabhängigen Palästinenserstaates ausrufen.

Die internationale Gemeinschaft erkennt dessen Besetzung durch Israel nicht an. In der Stadt befinden sich wichtige Heiligtümer der drei Weltreligionen. Juden und Muslime beanspruchen die Stadt deshalb als Haupstadt.

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