Global Conversation: Mauricio Macri, argentinischer Präsident

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Der argentinische Präsident Mauricio Macri im Gespräch mit Isabel Kumar.

Mauricio Macri ist ein Mann mit einer Mission, der keine leichte Aufgabe vor sich hat. Er hat versprochen, sein Land nach mehr als einem Jahrzehnt linkspopulistischer Politik wieder auf die Weltbühne zurück zu bringen, nachdem die Wirtschaft seines Landes ins Stolpern gekommen ist. Sein ehrgeiziges Reformprogramm beginnt Früchte zu tragen, aber Argentinien hat noch einen langen und möglicherweise steinigen Weg vor sich.

Isabelle Kumar, euronews: Sie sind hier in Davos, Argentinien ist eindeutig offen für Geschäfte. Ihr Land leidet unter Unsicherheit und möglichen Risiken. Was sagen Sie, wenn Sie hier potenzielle Investoren treffen?

Mauricio Macri: Wir arbeiten hart und haben in nur zwei Jahren unglaubliche Ergebnisse erzielt, die von fast allen Regierungen der Welt anerkannt werden. Wir befreien uns von Populismus und vermeiden eine Wirtschaftskrise – innerhalb des demokratischen Systems. So etwas hat es in Argentinien noch nie gegeben. Und das Land wächst, es wird auch das zweite Jahr in Folge wachsen, das gab es seit 2010 nicht mehr; wir drücken die Inflationsrate…

euronews: Aber Inflation ist schwer in den Griff zu bekommen. Im letzten Juli lag sie bei 40 Prozent! Sie haben sie reduziert, aber mussten Ihre Zahlen nachträglich nach oben korrigieren. Ist die Inflation etwas, womit die Argentinier mittel- bis langfristig werden leben müssen?

Mauricio Macri: Nein, mit so einer Inflation können wir nicht leben. Inflation und Armut hängen zusammen, sie trifft die Arbeitnehmer, die ärmeren Menschen, und die Inflation stört die Produktivität, behindert die Wettbewerbsfähigkeit, und das zerstört Arbeitsplätze. Wir müssen Arbeitsplätze schaffen, und daran arbeiten wir. Bis Ende nächsten Jahres werden wir eine einstellige Inflationsrate erreichen. Das ist unser Ziel. Und es ist entscheidend, um die unglaublich hohen Investitionen, die ins Land kommen, stabil zu halten.

Mauricio Macri ist der amtierende Präsident Argentiniens und gehört der konservativen Partei Propuesta Republicana an. Seit 2007 war er Bürgermeister der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires, die eine autonome Provinz Argentiniens ist. Davor war er Unternehmer und zusätzlich von 1995 bis 2007 Präsident des Sportvereins Boca Juniors. Macri wurde am 10. Dezember 2015 als Staatspräsident vereidigt.

euronews: Wenn Sie ein ehrgeiziges Reformprogramm umsetzen und wie letztens sogar eine Rentenreform durchsetzen, sagen ihre Kritiker dann nicht, sie setzen Reformen auf Kosten der Armen um? Und diese Rentenreform hat den Anstoß gegeben….

Mauricio Macri: Nein… das stimmt so nicht…

euronews: … sie hat Zusammenstöße ausgelöst und Unruhen auf dem Land…

Mauricio Macri: Reformen provozieren immer Reaktionen. Aber jede Reform, die ich im Land durchführe, zielt auf die Verringerung der Armut, soll Arbeitsplätze schaffen.

euronews: Ihre Popularitätswerte sind leicht gesunken?

Mauricio Macri: Es waren 60 Prozent, jetzt sind es etwas mehr als 50 Prozent, das ist eine Menge Unterstützung. Ich bin recht optimistisch und nach diesem Besuch in Davos noch viel mehr. Alle, die uns empfangen haben, sagen, dass sie auf Argentinien setzen, sie sagen: wir wollen in Argentinien investieren, also lasst es uns tun.

euronews: Sie freuen sich ebenfalls auf ein EU-Mercosur-Handelsabkommen, an dem Argentinien natürlich beteiligt ist. Was glauben Sie, wie sich das entwickeln wird? Es scheint nicht einfach zu sein…

Mauricio Macri: Es hängt, das stimmt. Ich kenne so etwas noch nicht so richtig, solche Verhandlungen; ich bin ja recht neu in der Politik… es dauert so lang. Aber wir sind ganz nah dran….

euronews: Also, woran hängts? Was sind die größten Probleme?

Mauricio Macri: Die Quoten. Die Quoten für das Rindfleisch, für Bioethanol, für die Automobilindustrie. Drei Themen, aber ich glaube, wir sind ganz nah dran.

euronews: Sie sagten, Argentinien hat international großes Interesse geweckt. Interessanterweise hält sich jedoch ein sehr prominenter Argentinier von Ihrem Land fern – ausgerechnet der Papst. Sechs Reisen hat er nach Lateinamerika unternommen, aber in seine Heimat ist er nicht gekommen. Es gibt Stimmen, er wolle nicht mit Ihrem Sparprogramm in Zusammenhang gebracht werden.

Mauricio Macri: Darum geht es nicht, ich habe darüber viele Male mit dem Papst gesprochen, und er hat verstanden, und er unterstützt ein Argentinien, das eine starke Arbeitsethik, Transparenz, starke Institutionen, das Föderale als Werte hochhält. Und offensichtlich kümmert er sich immer um die Belange der Armen. Ich bin sicher, dass er zufrieden ist mit dem, was wir tun. Das ist alles unser Programm.

euronews: Sie kämpfen gegen die Korruption. Jetzt wurde die ehemalige Präsidentin Cristina Kirchner angeklagt. Und die beschuldigt jetzt Sie, das Ganze sei eine politisch motivierte Hexenjagd. Was sagen Sie dazu?

Mauricio Macri: Das ist nicht wahr, das ist eine Lüge. Ich arbeite hart für eine unabhängige Justiz, so wie Brasilien es in den letzten Jahren vorgemacht hat. Argentinien hat viel getan, und wir müssen noch viel tun. Aber Frau Kirchner muss sich stellen und sie muss sich erklären, und dann wird die Justiz entscheiden.

euronews: Donald Trump ist in Davos. Er propagiert Protektionismus, was ihrer eigenen Haltung, ihrem Willen zur Öffnung widerspricht. Welche Auswirkungen wird das Ihrer Meinung nach haben?

Mauricio Macri: Protektionismus ist relativ. Schauen wir auf Argentinien, es war völlig isoliert. Was Protektionismus für jeden einzelnen Staat bedeutet, das ist ein recht offenes Szenario. Ich glaube, wir müssen abwarten, wie er all diese Diskussionen zu Ende bringen wird.
euronews: Was halten Sie von ihm als Mann?

Mauricio Macri: Ein sehr harter Verhandler, ein guter Golfspieler und nochmal: ein harter Verhandler.

euronews: Stimmt es, dass er Ihre Golfschläger kaputt gemacht hat?

Mauricio Macri: Nein, er war wirklich wütend, als ich ihn das erste Mal geschlagen habe. Aber dann fing er an zu gewinnen und die Dinge liefen besser.

euronews: Haben Sie ihn gewinnen lassen?

Mauricio Macri: Nun… könnte sein.

euronews: Zurück nach Argentinien, um damit zum Ende des Interviews zu kommen. Wo sehen sie ihr Land in 10 Jahren, wie sieht es dann aus?

Mauricio Macri: Argentinien wird eines der am stärksten wachsenden Länder der Welt sein, es wird nachhaltiger sein im Sinne neuer Energiequellen, die Nahrungsmittelproduktion wird sich verdoppeln – und 10 Millionen mehr Touristen kommen zu uns. Es ist ein erstaunliches, ein aufregendes Land.

euronews: Vielen Dank.

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