Nach Afrin: Erdogan will Syrien "bis zur irakischen Grenze säubern"

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Copyright  REUTERS/Khalil Ashawi
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Von Kirsten Ripper mit dpa, Reuters
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Der türkische Präsident will die YPG, die er als Terroristen ansieht, in Syrien "bis zur irakischen Grenze" verfolgen.

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Recep Tayyip Erdogan, der Präsident der Tûrkei, hat erklärt, dass er die Kurdenmiliz YPG über Afrin in Nordsyrien hinaus weiter bekämpfen will.  "Im Moment ist das Ziel Afrin", sagte Erdogan am Freitag in Ankara. "Heute sind wir in Afrin, morgen werden wir in Manbidsch sein. Übermorgen werden wir gewährleisten, dass der Osten des Euphrats bis zur irakischen Grenze von Terroristen gesäubert wird." Das Gebiet östlich des Flusses Euphrat an der syrisch-türkischen Grenze ist etwa 400 Kilometer lang.

Erdogan erklärte auch die Geländegewinne seiner Armee in der Militäroffensive "Olivenzweig", die Truppen seien in der Region Afrin bis auf sechs Kilometer vor Afrin-Stadt vorgerückt. Jetzt werde die Belagerung vorbereitet. "Wir beseitigen die letzten Hindernisse, die einer Belagerung des Zentrums von Afrin im Wege stehen."

Der Staatschef der Türkei kritisierte, dass die USA die YPG finanziell und mit Waffen unterstützte.

Erdogan hat wiederholt angedroht, dass die Streitkräfte nach dem Einsatz in Afrin in der weiter östlich gelegenen Region Manbidsch gegen die YPG vorgehen würden. Dort sind auch US-Truppen im Einsatz. Er sagte: "Wir haben von niemandem die Erlaubnis eingeholt, um die Operation Olivenzweig zu starten, wir werden uns auch nicht dem Druck von irgendjemandem beugen, um sie zu beenden."

Die USA sehen in der Kurdenmiliz einen Verbündeten im Kampf gegen die IS-Terrormiliz. Die Türkei stuft die YPG wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK als Terrororganisation ein.

Die türkischen Streitkräfte hatten am 20. Januar eine Offensive gegen die YPG in der Region Manbidsch gestartet. Dass sie nur langsam vorankommen, liegt nach Angaben der türkischen Regierung daran, dass die Soldaten Rücksicht auf Zivilisten nehmen.

REUTERS/Khalil Ashawi
Kinder vor einem toten Pferd im Norden von AfrinREUTERS/Khalil Ashawi

Nicht nur Menschenrechtsgruppen sehen das anders und beklagen das Leid der Menschen durch den Militäreinsatz. Amnesty International hat dem türkischen Militär in Syrien und in geringerem Maß auch den kurdischen Volksschutzeinheiten YPG Angriffe auf Zivilisten vorgeworfen. Das türkische Militär beschieße den von den Kurdenmilizen gehaltenen Ort Afrin im Norden Syriens wahllos mit Artillerie.

Tausende Menschen sind vor den Kämpfen geflohen. Die Türkei hat vor einigen Tagen die Errichtung von Flüchtlingscamps für 170 000 Vertriebene in Syrien angekündigt. Der türkische Rote Halbmond und die Katastrophenschutzbehörde Afad hätten mit den Vorbereitungen dazu begonnen, sagte der Sprecher des türkischen Außenministeriums Hami Aksoy nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Die Lager würden in der von Assad-Gegnern Region Idlib und in der nordsyrischen Region bei Dscharablus errichtet, die türkeifreundliche Rebellen kontrollieren.

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