Überschattet von Manipulationsvorwürfen: Erdogan zum Wahlsieger erklärt

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat die Präsidentenwahl bereits in der ersten Runde gewonnen. Ausgestattet mit noch größerer Macht wird Erdogan damit künftig Staats- und Regierungschef sein.
Um die neuen Befugnisse durchzusetzen, hatte er die Neuwahlen anderthalb Jahre vorgezogen. Militärische Erfolge in der syrisch-kurdischen Provinz Afrin und schlechter werdende wirtschaftliche Aussichten hatten ihn wohl zum Schritt bewogen.
Noch vor Bekanntwerden der offiziellen Zahlen erklärte sich der türkische Langzeit-Herrscher zum Wahlsieger. "Gewonnen haben die Demokratie, der Wille des Volkes und die gesamte türkische Nation sowie jeder einzelne Bürger unserer 81 Millionen-starken Bevölkerung. Ich danke euch allen," sagte er vor Anhängern.
Wurde noch im Vorfeld über eine mögliche Stichwahl spekuliert, hat Erdogan offiziellen Zahlen zufolge die absolute Mehrheit erreicht. Sein größter Herausforderer Muharrem Ince kam demnach nur auf rund 30 Prozent.
Verluste musste Erdogan trotzdem hinnehmen. Bei der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl hat die AKP deutlich Stimmen eingebüßt. Auch die ultranationalistische MHP ihres Parteienbündnisses verzeichnete Verluste. Trotzdem reicht es für eine komfortable absolute Mehrheit im Parlament.
Die Wahl wurde von Manipulationsvorwürfen überschattet. Ince erklärte, er habe die Nacht im Hauptsitz der Wahlkommission verbracht, um sich von einer korrekten Auszählung der Stimmen zu überzeugen.
Durch seine Wiederwahl wird Erdogan zum am längsten regierenden und mächtigsten politischen Führer des Landes seit Kemal Attatürk, Gründer der modernen Türkei.
Ausgestattet mit der neuen Machtfülle kann er künftig wichtige Ämter in Politik und Justiz selbst vergeben, sodass Kritiker vor einer "Ein-Mann-Herrschaft" warnen.