Aus Empörung über den Tod eines 22-Jährigen bei einer Polizeikontrolle haben Randalierer in der nordfranzösischen Stadt Nantes Autos und Geschäfte angezündet. Ein Polizist hatte auf ihn geschossen - nach Darstellung der Polizei, weil er einen Kollegen angefahren hatte. Augenzeugen widersprachen dem.
Aus Empörung über den Tod eines 22-Jährigen bei einer Polizeikontrolle haben Randalierer in der nordfranzösischen Stadt Nantes in mehreren Vierteln (Breil, Dervallières und Malakoff) Autos und Geschäfte angezündet.
Ein Polizist hatte auf den Autofahrer geschossen und ihn tödlich verletzt - nach
Darstellung der Polizei, weil er einen Kollegen angefahren hatte. Nach Angaben des örtlichen Polizeifunktionärs Jean-Christophe
Bertrand hatten Bereitschaftspolizisten den jungen Mann bei einer Kontrolle aufgefordert, sein Auto zu parken und mit zur
Polizeistation zu kommen. Doch der Fahrer habe zurückgesetzt, «um sich der Kontrolle zu entziehen». Dabei sei ein Polizist am Knie
getroffen worden, woraufhin ein Kollege das Feuer eröffnet habe.
Der Fahrer sei später im Krankenhaus gestorben. Mehrere französische Medien („AFP“) zitierten allerdings Augenzeugen, dieder Version der Polizei widersprachen.
Gegen den aus der Region Paris stammenden jungen Mann lag ein Haftbefehl vor, wie Staatsanwalt Pierre Sennès sagte ("AFP"). Er sei wegen bandenmäßigen Diebstahls,
Hehlerei und krimineller Vereinigung gesucht worden.
Die Nachricht von dem Polizeieinsatz erregte offenbar den Zorn zahlreicher Bewohner des Viertels. Manche Jugendliche hätten gesagt, dass sie sich rächen wollten,
so Medienberichte (Sender "France Bleu Loire Océan“). Andere berichteten (Regionalzeitung «Ouest-France») von Brandsätzen, die junge Leute auf Polizisten geworfen hätten. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein.
«Die Schäden sind erheblich», sagte Präfektin Nicole Klein nach Medienberichten (Sender „BFMTV“).
Johanna Rolland, Bürgermeisterin von Nantes:
"Die Polizei und dann die unabhängige Justiz müssen größtmögliche Klarheit und Transparenz herstellen über das, was heute Nacht passiert ist."
Innenminister Gérard Collomb verurteilte „mit äußerster Entschiedenheit die Gewalt und die inakzeptablen Zerstörungen“ und rief zur Ruhe auf.
Er versprach «alle notwendigen Mittel», um «die Lage zu beruhigen und jedem neuen Zwischenfall vorzubeugen». Es sei an der Justiz, die Umstände aufzuklären, die zum Tod des Autofahrers geführt hätten.
Seit den 1980er-Jahren ist es in den französischen "Cités" (Vorstädten) wiederholt zu (Jugend-)Unruhen gekommen, die im Jahr 2005 einen Höhepunkt erreichten – hier wohnen viele Deindustrialisierungs-Verlierer.
2005 hatten sich zwei Jugendliche in Paris auf der Flucht vor der Polizei in einem Transformatorenhäuschen in Lebensgefahr gebracht und einen tödlichen Stromschlag erlitten - der Unfall war Auslöser für wochenlange Jugendrevolten in (Graphik: betroffene Departements in rot) Vorstädten.
su mit dpa, AFP