Mechelen - Belgiens Vorzeigestadt für die Integration von Migranten

Mechelen - Belgiens Vorzeigestadt für die Integration von Migranten
Von Elena Cavallone
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Niedrige Kriminalität und saubere Straßen sind Voraussetzung, sagt der Bürgermeister

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Willkommen in Mechelen, einer Kleinstadt in Belgien. 90.000 Menschen leben hier, die insgesamt 130 Nationalitäten angehören.

Mechelens Bürgermeister ist Bart Somers. Kürzlich gewann er einen internationalen Preis für seine Leistungen bei der Integration von Flüchtlingen.

Die Jury hob vor allem ein lokales Speed-Dating-Programm hervor, durch das sich Flüchtlinge und Alt-Einwohner besser kennenlernten.

Auf diese Weise wurden gegenseitiger Respekt und gegenseitiges Vertrauen geschaffen.

"Wir leben doch in einer Art Apartheid. Alle reden von den Vorzügen einer multikulturellen Gesellschaft, aber wer kennt schon einen Menschen mit einer völlig anderen Lebensgeschichte aus einer anderen Kultur? Als Bürgermeister war mir der Kampf gegen diese Art der Segregation sehr wichtig."

In Mechelen leben rund 20.000 Moslems, mehr als in Ungarn.

Ein Abdriften der Bevölkerung ins rechtsextreme Lager wurde durch eine gut funktionierende Sicherheitspolitik und eine Sanierung armer Stadtteile verhindert.

Somers: "Wenn es in Ihrer Stadt zu viel Kriminalität gibt und die Straßen verkommen sind, werden zwei Gruppen verantwortlich gemacht: Politiker und Migranten. Denn wer sonst sollte die Schuld haben als Neubürger."

Noch vor 20 Jahren war Mechelen die verufenste Stadt Belgiens wegen seiner hohen Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Armut.

Heute findet sich die Stadt in den Statistiken der Besten.

Mechelen ist ein gutes Beispiel für gelungene Integration. Doch um das zu erreichen, musste die Stadt zahlreiche Herausforderungen bestehen, nämlich knappe Ressourcen, das Fehlen einer internationalen Koordinierung und bisweilen politischen Widerstand."

Europäische Solidarität steht im Zentrum der aktuellen politischen Debatte. Doch während die großen Linien der Asylpolitik auf nationaler Ebene entschieden werden, sind es oft die Kommunen, die sich mit der täglichen Realität auseinandersetzen müssen.

"Das Problem ist, dass der Umgang mit Asylsuchenden in den Kompetenzbereich der nationalen Regierungen gehört. Und das stimmt auch. Dennoch fällt die Hilfe und Unterstützung von Migranten den Kommunen zu. Deswegen forden wir ein europäisches Budget, das kommunale Behörden bei ihrem Empfang von Migranten unterstützt", sagt Frédéric Vallier vom Rat der Europäischen Kommunen und Regionen.

Während die nationalen Regierungen in der EU die heiße Kartoffel Migration weiter hin- und herwerfen, bleibt der Eindruck, dass praktische Lösungen in Rat- und Gemeindehäusern in Europa gefunden werden.

Journalist • Stefan Grobe

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