"Wie Seife": Dürre führt zu mehr tödlichen Unfällen von Bauern in der Schweiz

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Von Alexandra Leistner
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In diesem Jahr sind bereits mehr Landwirte in der Schweiz verunfallt als im gesamten Jahr 2017. Ein Sicherheitsexperte sprich über die Gründe und eine einfache - wenn auch keine neue - Lösung.

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In diesem Jahr sind in der Schweiz bereits mehr Landwirte bei tödlichen Unfällen ums Leben gekommen als im gesamten Jahr 2017. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft BUL schätzt, dass mindestens 30 Personen seit Januar getötet wurden, im Vorjahr zählte man 23 Tote.

Bei ihrer Statistik bezieht sich die BUL auf Presseberichte, denen Polizeimeldungen zugrunde liegen. Die Dunkelziffer der leichteren und mittelschweren Unfälle schätzte Thomas Bachmann, Technischer Leiter beim BUL, daher als hoch ein.

Für den Anstieg machte Bachmann vor allem das außergewöhnlich trockene Klima verantwortlich. Eine Tatsache, die viele Landwirte wohl unterschätzen, so Bachmann.

Bekannt sei den meisten die Gefahr durch feuchte, rutschige Böden. Doch auch die Trockenheit wirke auf dem vielen steilen Gelände in der Schweiz "wie Seife" für die Traktoren und Transporter, die dort zum Einsatz kommen.

Erfahrung kann trügerisch sein

Auch das trügerische Detail des Erfahrungswerts spiele eine große Rolle, vor allem hinsichtlich der auffällig gestiegenen Zahl tödlich verunglückter älterer Landwirte. "Jahre oder Jahrzehntelang ging alles gut", so Bachmann, doch die erschwerten Bedingungen in diesem Jahr hätten gezeigt, dass diese Annahme trügerisch sei.

Für den Anstieg der Todesfälle von jugendlichen und jungen Landwirten in der Ausbildung konnte die BUL keine Erklärung finden.

Sitzgurte: Einfach und effektiv

Der Sicherheitsexperte kam zu dem Schluss, dass in vielen tödlichen Fällen das Angurten Leben hätte retten können. Auf Bildern sei zu sehen, dass der Schutzraum nach Abstürzen an Hängen oft zumindest soweit intakt blieb, dass eine angeschnallte Person dort überlebt hätte.

Durch die Sturzdynamik würden viele Opfer des sogenannten "Mäusefallen-Effekts" im Fahrerhaus. Die meisten Fahrer würden aus den Fahrzeugen hinausgeschleudert.

"Der Gurt ist ein einfaches aber effizientes Lebensrettungsmittel", so Bachmann.

Vermehrte Kontrollen und Rückhaltesysteme

Um dem Trend vermehrter Todesfälle entgegenzuwirken, plant die BUL verstärkte Kontrollen und Betriebsbesuche. Auch auf Schulungen will man Landwirte und Auszubildende treffen, um sie über die Gefahren aufzuklären.

Auch mit den Herstellern der Fahrzeuge sei man in Verhandlungen zu sogenannten Rückhaltesystemen, durch die Traktoren und Transporter nur dann losfahren, wenn der Fahrer angeschnallt ist.

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