Wir fragten Professor Nicola Pisani von der Universität in Teramo in Italien.
Die italienische Staatsanwaltschaft will das private Rettungsschiff "Aquarius" an die Kette legen lassen, weil es potenziell gefährlichen Müll wie blutbefleckte Verbände und Kleidung von Migranten illegal entsorgt haben soll.
Das von Ärzte ohne Grenzen (MSF) und SOS Méditerranée gemeinsam betriebene Schiff liegt derzeit im französischen Marseille vor Anker, aber ist es damit außer Reichweite der italienischen Behörden? Das fragten wir Professor Nicola Pisani von der Universität Teramo.
Er erklärte: "Es handelt sich hier um eine von einem italienischen Richter angeordnete Beschlagnahmung, die normalerweise auf italienischem Territorium ausgeführt wird.
Wenn uns die Sache von diesem Standpunkt aus ansehen, haben die Franzosen damit zunächst nichts zu tun. Aber es gibt eine bilaterale Übereinkunft. Italien kann die Franzosen um Hilfe bitten, damit die richterliche Anordnung ausgeführt werden kann. Aber letztendlich wird das von Frankreich entschieden, weil die Aquarius in französischen Gewässern liegt."
Euronews: "Wenn die Mannschaft der Aquarius jetzt einfach an Bord gehen würde, - das Schiff ist ja nicht versiegelt, - wäre das eine kriminelle Handlung?"
Professor Pisani: "Da in der Tat keine Siegel angebracht sind, kann ich nicht sagen, dass jemand eine kriminelle Handlung begeht, denn er bricht ja kein Siegel auf. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass ich extrem vorsichtig wäre, denn die rechtliche Lage ist unklar. Es wäre besser, nicht an Bord zu gehen."