Ein Urteil hat die Tür für weitere Zivilklagen gegen die Kirche geöffnet. Das Gericht hat entschieden, dass die Kirche als Organisation eine Mitschuld trifft.
Die katholische Kirche in Chile muss sich wahrscheinlich auf weitere Klagen wegen Missbrauchsfällen einstellen. Den Weg dafür bereitet hat ein Berufungsgericht in Santiago mit einem am Mittwoch veröffentlichten Urteil. Wegen Missbrauchs durch einen ehemaligen Priesterausbilder hat das Gericht mehreren Klägern jeweils mehr als 100.000 Euro an Entschädigung zugesprochen. Zuvor war der Priesterausbilder von einem vatikanischen Gericht zu einem Leben in Buße und Gebet verurteilt worden.
Aufgearbeitet ist der Skandal damit aber nicht. Kardinal Francisco Javier Errázuriz musste sich Fragen der Staatsanwaltschaft stellen, ihm wird Vertuschung vorgeworfen. Hier werde von Vertuschung als Straftatbestand gesprochen, so sein Anwalt Juan Domingo Acosta. Diesen Vorwurf weise sein Mandant kategorisch zurück.
Die Kirche sei mitverantwortlich für den Schaden, den ihre Priester anderen Menschen zufügten, wenn sie keine angemessene Überwachung sicherstelle, befanden die Richter . Die Diözese erklärte, es werde gegen das Urteil keine weitere Berufung einlegen.
Papst Franziskus hat inzwischen gehandelt und das Rücktrittsgesuch des Erzbischofs von Santiago angenommen. Die Leitung der Erzdiözese wird fürs Erste einem Apostolischen Administrator übertragen.
Mehr als 150 Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs oder der Vertuschung untersuchen chilenische Ermittler. Betroffen von dem Missbrauch sind mutmaßlich mehr als 200 Personen.