Münchner Museum gibt 140 Jahre alte Leiche zurück, die auf einer Beerdigung gestohlen wurde

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Von Anne Fleischmann mit dpa
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Das Museum Fünf Kontinente in München hat die Überreste eines indigenen Mannes aus Astralien an seine Nachfahren zurückgegeben. Die Leiche wurde laut dem bayerischen Kunstministerium während der Bestattungszeremonie 1976 gestohlen.

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1876, Australien: Im heutigen Queensland wird der Yidinji Ancestral King, das Oberhaupt der Aborigines, bestattet. Dann platzen Forscher - unter ihnen der deutsche Geschäftsmann Leopold Sachs - in das Ereignis, stehlen den Leichnahm des Oberhauptes sowie den seiner Ehefrau. 

2019, München: Das Museum Fünf Kontinente hat eine mehr als 140 Jahre alte Leiche des indigenen Mannes aus Australien an dessen Nachfahren zurückgegeben. 

Rund 130 Jahre lagerten die sterblichen Überreste des Mannes im Museum. Nun wurden sie in einer feierlichen Räucherzeremonie übergeben. Der Leichnam der Frau wurde bis heute nicht entdeckt.

Es sei ein Moment der Trauer, aber auch des Glücks, sagte der Älteste der Gemeinschaft, Gudju Gudju Fourmile, bei der Restitution im heutigen Museum Fünf Kontinente in München, wo der mumifizierte Leichnam seit 1889 lagerte.

Was die räuberischen Forscher mit den Körpern wollten, ist unklar. Museumshistoriker vermuten, dass sie diese als kuriose Ausstellungsobjekte verkaufen wollten, um die Expedition zu finanzieren. Als sich kein Käufer fand, sei der Leichnam des Mannes etwa 1889 der Königlichen Ethnographischen Sammlung in München übergeben worden, aus der später das Museum Fünf Kontinente wurde. Vermutlich sei die Leiche auch ausgestellt worden.

Der Leichnam von Yidinji Ancestral King ist nicht der einzige, der in Deutschland lagerte

Der Älteste der indigenen Gemeinschaft, Gudju Gudju Fourmile, nutzte die Rückgabe des Leichnams für eine politische Stellungnahme. Der koloniale Blick auf die Aborigines sei noch heute vorhanden, sagt er. Ihr Ziel sei aber, als souveräne Nation im Commonwealth anerkannt zu werden. Die Yidinji-Nation werde nicht verschwinden und wolle nicht Opfer von Genozid, Diebstahl oder anderen Verbrechen sein. 

München ist nur die erste Station. Die Gruppe, zu der auch Vertreter der Yawuru gehören, will die Überreste von 52 weiteren Menschen in Empfang nehmen. Sie lagern im Stuttgarter Linden-Museum, in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sowie in den Universitäten Freiburg und Halle. In den kommenden Tagen sind deshalb zwei weitere Rückgabe-Zeremonien in Stuttgart und Berlin geplant. 1000 Leichname vermuten allein die Yindinji in Institutionen außerhalb Australiens, ebenso unzählige Kunstgegenstände wie Speere oder Schilde.

Wenn alle wieder zuhause in Australien sind, werden sie ihre Toten mit traditionellen Riten bestatten und bei einer Zeremonie "ihre Geister befreien", sagt Fourmile. Zufrieden ist er aber noch nicht, da die Ehefrau seines Vorfahren noch verschollen ist. "Er kann nicht wirklich ruhen, bevor wir nicht seine Frau gefunden haben", sagt Fourmile und verspricht: "Wir werden weitersuchen nach ihr."

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