Der Kaiser geht. Es lebe der Kaiser!

Kaiser Akihito dankt ab - ein unerhörter Vorgang, selbst im modernen Japan.
Kaiser Akihito dankt ab - ein unerhörter Vorgang, selbst im modernen Japan. Copyright AP
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Von Lutz Faupel
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Am 1. Mai wird Naruhito, der neue Kaiser Japans, den Chrysanthementhron besteigen. Seine Regentschaft soll unter dem Motto "Reiwa" stehen. Das japanische Zeichen dafür beinhaltet jenes für "Harmonie". Naruhito soll in die Fußstapfen seines sehr beliebten Vaters Akihito steigen, der zuvor abdankt.

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Der kaiserliche Palast mit seinen Gärten und Parks im Tokioter Stadteil Chiyoda ist derzeit Schauplatz besonderer Vorbereitungen. Denn am Samstag nach Ostern hat dort und in ganz Japan die "Goldene Woche" begonnen, eine ungewöhnlich lange Serie von insgesamt zehn Feiertagen, geschützt durch besondere Sicherheitsmaßnahmen. Spürhunde werden durch die Gärten geführt, Taucher suchen die Kanäle des Geländes ab.

Vater dankt ab - Sohn folgt auf den Thron

Anlass ist der Wechsel auf dem Chrysanthemenhron und die damit verbundenen Feierlichkeiten. Kaiser Akihito, der Tenno, wird am 30. April zu Gunsten seines fast 60-jährigen Sohnes Naruhito abdanken. In den vergangenen 200 Jahren ein einmaliger Vorgang, für gewöhnlich regieren Japans Kaiser bis zum eigenen Tod. Akihito hatte nach dem Ableben seines eigenen Vaters im Jahr 1989 den Thron bestiegen. Kaiser Hirohito hatte das Land in den Zweiten Weltkrieg geführt, an der Seite der anderen beiden Achsenmächte Deutschland und Italien. Nach der Besatzung durch die Amerikaner widersprach er 1946 öffentlich der bisherigen Lehre, die ihn und seine Vorgänger bis dahin als gottgleich ausgewiesen hatte - ein Paradigmenwechsel in der japanischen Gesellschaft.

Ärawechsel bringt Aufwand mit sich

Hirohitos Enkel Naruhito wird nun am 1. Mai den Thron besteigen. Gesundheitliche Gründe haben seinen 85-jährigen Vater zu dem Schritt bewegt, hatte zuvor das mächtige Kaiserliche Hofamt mitgeteilt. Damit endet Akihitos mit "Heisei" ("Frieden schaffen") umschriebene Regentschaft. Jene des neuen Kaisers wird mit "Reiwa" bezeichnet werden. Das hat die japanische Regierung bestimmt und in einer Fernseh-Live-Übertragung das passende Schriftzeichen dafür vorgestellt. Es wird mit der Vorstellung von Harmonie und dem Zusammenkommen von Menschen assoziiert. Zum ersten Mal seit 1300 Jahren wurde damit ein Credo gewählt, das nicht aus der chinesischen, sondern aus der japanischen Literatur stammt. Experten sehen in der Wahl der rechtskonservativen Regierung des Landes eine Rückkehr zum Nationalismus. Ministerpräsident Shinzo Abe ist für seinen harten Kurs gegenüber China bekannt.

Ein Wechsel der Äradevise ist in der asiatischen Wirtschaftsmacht Japan ein verwaltungstechnischer Großaufwand. Offiziell gilt der Gregorianische Kalender, daneben aber auch ein weiterer, amtlich verwendeter Kalender, der sich an die jeweilige Ära der Kaiser hält. Akihito dankt demnach im Jahr "Heisei 31" ab.

Moralische Instanz tritt ab

Für Beobachter verkörpert Kaiser Akihito, der kürzlich sein 30. Thronjubiläum beging, das moralische Gewissen der Nation. Laut der Nachkriegsverfassung muss sich Akihito zwar auf die Rolle als Symbol der Einheit der Nation beschränken, Regierungsbefugnisse sind dem Kaiser genommen. Dennoch verstand es Akihito, sich als Verfechter der pazifistischen Verfassung zu beweisen. Immer wieder kritisierter er Politiker, die versuchten, Japans Kriegsvergangenheit zu rechtfertigen.

Weitere Quellen • dpa

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