Der japanische Kaiser Akihito dankt ab und verabschiedet sich von den Göttern

Der japanische Kaiser Akihito dankt ab und verabschiedet sich von den Göttern
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Von Anne Fleischmann mit dpa
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Der japanische Kaiser Akihito hat mit religiösen Riten den Göttern des Landes seine Abdankung angekündigt.

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Der japanische Kaiser Akihito hat mit religiösen Riten den Göttern des Landes seine Abdankung angekündigt. Gekleidet war der Tenno dabei in die moderne Version einer jahrhundertealten höfischen Tracht aus goldbrauner Robe und hoch aufragender schwarzer Kopfbedeckung.

Mythen zufolge sind japanischen Kaiser unmittelbare Nachfahren der Sonnengöttin Amaterasu Omikami.

Es ist das erste Mal seit 200 Jahren, dass ein Kaiser in der ältesten Erbmonarchie der Welt zu Lebzeiten sein Amt niederlegt.

Akihito regierte 30 Jahre, seine Regentschaft trug den Namen "Heisei", was übersetzt "Frieden schaffen" bedeutet. Sein ältester Sohn, Kronprinz Naruhito, übernimmt in Zukunft den Thron und läutet damit eine neue Ära für das Land ein.

Akihito modernisierte das japanische Kaisertum

Es wird erwartet, dass Naruhito seinem Vater nacheifert. Akihito hat als erster Kaiser die Hoftraditionen modernisiert. Er heiratete beispielsweise eine Bürgerliche, die Unternehmertochter Michiko Shoda. Millionen Japaner versetzte ihre Liebe in wahre Begeisterungsstürme.

Die beiden lernten sich beim Tennisspielen kennen und zogen ihre gemeinsamen Kinder selbst auf. Üblicherweise wurde das ab dem dritten Lebensjahr von einer fremden Familie übernommen.

Zudem stillte die Kaiserin selbst und überließ ihre Kinder nicht einer Amme. Das war zuvor unvorstellbar.

"Ab dem jetzigen Kaiser kann man erstmals von einer kaiserlichen Familie sprechen", meint der Tenno-Experte Ernst Lokowandt in Tokio.

Zwar darf sich ein japanischer Kaiser zu politischen Fragen nicht äußern. Dennoch wurde Akihito zum Verfechter der pazifistischen Nachkriegsverfassung. Trotz seiner eigenen angeschlagenen Gesundheit setzte er sich mit Michiko für die Opfer von Katastrophen ein, spendete den Menschen Trost und machte Mut.

Große Erwartungen an Thronfolger Naruhito

Von Naruhito wird erwartet, dass er die moderne Linie seines Vaters fortführt. Trotzdem erwartet man zugleich Neues von ihm, dass zur künftigen Entwicklung der Gesellschaft passt. Seine Regentschaft wird den Namen "Reiwa" tragen, was mit "schöner Harmonie" übersetzt wird.

Naruhito hat als erster Kaiser im Ausland studiert. Palastbeobachter vermuten, dass er sich verstärkt auf globale Fragen konzentrieren wird.

Seine Ehefrau, die künftige Kaiserin Masako ist Diplomatin und studierte in Harvard. Seit 15 Jahren erholt sie sich jedoch nach offiziellen Angaben von einer "Anpassungsstörung", die vom Stress ihres Amtes kommen soll.

Experten sehen den Grund eher in dem auf ihr lastenden Druck, einen männlichen Thronfolger zu gebären. Masako hat zwar eine Tochter. Jedoch dürfen Frauen in Japan nicht den Thron besteigen.

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