#EUroadtrip: Der Kampf mit den steigenden Mieten in Berlin

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#EUroadtrip: In Berlin ist das Wohnen unbezahlbar geworden. Wie in vielen Städten in Europa hat auch Berlin mit extrem steigenden Mieten zu kämpfen.

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Auf unserer nächsten Etappe unseres #EUroadtrips verabschieden wir uns aus Posen und kommen heute nach Berlin.

Wenn man über die Dächer der Stadt schaut, fallen einem sofort die Baukräne auf. Wie in vielen Städten in Europa hat auch Berlin mit extrem steigenden Mieten zu kämpfen. Die Krise ist so schlimm geworden, dass die Politiker in der Hauptstadt, eine Mietpreisbremse eingeführt haben. Diese bewirken, dass es in den kommenden fünf Jahren keinen Anstieg der Mieten gibt und gleichzeitig die Anzahl der Immobilien, die im Besitz von Vermietern sind, begrenzt werden.

Wir haben unser rotes Sofa auf dem Alexanderplatz aufgestellt, im Zentrum der Stadt, um herauszufinden, was die Berliner darüber denken.

Eine Frau sagt, dass es sehr schwer sei, eine Wohnung zu finden: "Es ist auch sehr teuer. Wenn du eine Wohnung oder ein Haus findest, dann sind da hundert andere, die auch dort leben wollen. Ich sitze förmlich in meiner Wohnung fest."

Eine weitere Frau meint, das die Wohnungen schon sehr teuer geworden seien: "Unsere Wohnung war recht günstig für vier Zimmer, aber jetzt wurde das vor ein paar Jahren modernisiert, und jetzt ist es 200 Euro teurer."

Mehrere Jobs, aber keine eigene Wohnung

Eine andere Frau sagt, dass es für sie ein großes Problem sei: "Ich bin seit drei Jahren auf Wohnungssuche in Berlin, seit drei Jahren, ich finde keine Wohnung. Ich habe zwei Jobs teilweise und finde keine Wohnung, die ich mir alleine unterhalten kann. Ich muss wirklich in einer WG leben, damit ich die Wohnung bezahlen kann, damit ich ein Zuhause habe. Ansonsten müsste ich auf der Straße leben, und das geht nicht."

euronews: An der East Side Gallery ist in letzter Zeit etwas passiert, was die Einwohner verärgert hat. Denn hier wurden Teile der Mauer abgetragen, um Luxuswohnungen auf dem ehemaligen Todesstreifen zu bauen, dort also, wo früher Menschen starben, die versucht haben, durch diesen Teil der Mauer in den Westen zu fliehen. Doch Ende des letzten Jahres hat die Berliner Regierung entschieden, die Bebauungen wieder zu stoppen. Die Begründing: Es handele sich um eine offizielle Gedenkstätte. Es werden jetzt keine Teile der Mauer mehr abgetragen.

Sie haben also angefangen, Teile der Mauer abzureißen, um neue Luxuswohnen und Eigentumswohnungen zu bauen, für die auch überall in dieser Gegend geworben wurde. Für die Berliner ist das wirklich schlimm und ein großes Problem. Es passiert überall in der Stadt. Klar, Berlin hat sich nach der Wiedervereinigung stark verändert, aber dieser Prozess hat sich in den letzten Jahren stark beschleunigt. Die Stadt ist wie ein Magnet, viele Menschen kommen nach Berlin, um hier zu leben und zu arbeiten. Ihnen folgen die Immobilieninvestoren. Aber die Menschen, die hier lange Zeit gelebt haben, merken, dass ihre Kosten für den Lebensunterhalt steigen, ihre Einkünfte aber gleichgeblieben sind. Das führt dazu, dass viele sich ihre Wohnung nicht mehr leisten können.

Viele Bauherren kaufen bestehende Gebäude auf und werfen die Bewohner raus, damit sie Häuser renovieren können. Ein Schicksal, das die Aktivistin Kathrin Anhold und ihre Nachbarn in der Krossener Strasse 36, in Friedrichshain, zu stoppen versuchen.

euronews: Wie lange lebst du schon hier und was passiert jetzt mit dir?

Kathrin Anhold: "Ich bin hier vor zwei Jahren zu meinem Freund gezogen, er lebt aber schon seit acht Jahren hier, glaube ich. Die meisten Menschen leben seit 15 Jahren oder länger in diesem Haus. Der ganze Garten wurde von allen Familien, die hier gelebt haben, angelegt. Vorher war hier im Grunde nichts."

euronews: "Wenn man durch dieses Viertel geht, sieht man, dass viele neue Gebäude entstehen, ein Teil der Berliner Mauer wurde für ein Mehrfamilienhaus abgerissen. Was sagst du dazu, was alles mit deiner Stadt passiert?

Kathrin Anhold: "Manche Entwicklungen sind ganz normal, und es gibt auch welche, die gut sind. Meiner Meinung nach sind Veränderungen ganz natürlich. Aber ich glaube, es muss sich ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass einige der Veränderungen jedoch so extrem sind, dass sie die Menschen aus der Stadt vertreiben. Zurück bleibt dann ein trostloses Gebiet - das ist vielleicht gut für Touristen, die am Wochenende unterwegs sind, aber die Menschen können es sich nicht mehr leisten können, hier zu leben."

"Wir brauchen Orte zum Leben"

euronews: "Was sollten die Regierungen und die EU tun, um mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?

Kathrin Anhold: "Ich finde, es muss auf jeden Fall etwas getan werden, denn Wohnungen werden mehr und mehr benutzt, um mit ihnen zu spekulieren. Sie werden nicht als ein Ort gesehen, wo Menschen leben. Wir brauchen Orte zum Leben."

Die Bewohnerin und Aktivistin Indira Monroy hat mit ihrer Familie länger als zehn Jahre in dem Haus gelebt. Sie waren am Boden zerstört, als sie hörten, dass sie vielleicht raus müssen.

euronews: "Glauben Sie, dass Ihre Regierung und die EU mehr unternehmen müssten, um den Menschen zu helfen, damit sie in ihren Wohnungen bleiben können?"

Indira Monroy: "Ja, auf jeden Fall. Ich glaube nicht, dass das gut ist. Ich glaube, wir und andere Menschen machen Berlin zu dem, was es ist. Ich hatte zum Beispiel eine Werkstatt hier, einige Menschen betreiben Cafés, Restaurants, sie machen den Charme dieser Gegend aus. Aber sie müssen weggehen. Sie können ihre Miete hier nicht mehr bezahlen. Die Mieten steigen manchmal so schnell, dass die Löhne nicht mehr mithalten können."

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Die Bewohner der Krossener Strasse 36 haben sich zusammengeschlossen und planen Protestaktionen. Sie haben sich mit Bewohnern anderer Häuser zusammengetan, die in der gleichen Lage sind. Und das ist etwas, was wir in Europa immer häufiger beobachten.

Dieser Artikel ist Teil einer Serie von Euronews. Die anderen Geschichten finden Sie in unserer Übersicht:

#EUroadtrip | Euronews berichtet vor den Europawahlen aus der EU

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