Imamoglus Wahlsieg: Was erwartet den neuen Bürgermeister?

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Von Andrea Büring  mit dpa
Imamoglus Wahlsieg: Was erwartet den neuen Bürgermeister?

Nach dem erneuten Sieg des Oppositionskandidaten bei der Bürgermeisterwahl in Istanbul versucht sich die regierende AKP in Schadensbegrenzung.

Es besteht kaum ein Zweifel, dass der Erfolg von Ekrem Imamoglu für Präsident Recep Tayyip Erdogan eine schwere Niederlage ist. Erdogan sagte in der Vergangenheit, wer Istanbul gewinnt, gewinnt die ganze Türkei.

Herausforderungen

AKP-Politiker Harun Armagan gibt aber zu Bedenken: "Bei Kommunalwahlen stimmen die Menschen für lokale Themen, für Kandidaten, lokale Dienste und für die Partei. Interpretiert man das Wahlergebnis wie Parlamentswahlen, käme man zu den falschen Schlüssen.

Istanbul ist größer als mancher Staat in Europa. Budget, Verwaltung und Einwohnerzahl der Stadt sind vergleichbar mit der Regierung eines Staates. Ekrem Imamoglu muss nun beweisen, dass er der Rolle gewachsen ist."

Klarer Sieg

Das glaubt offenbar eine wachsende Anzahl von Wählern. Imamoglu von der größten Oppositionspartei CHP hatte die wiederholte Bürgermeisterwahl mit rund 54 Prozent der Stimmen gewonnen - wie auch die erste Wahl im März. Diese musste jedoch wegen angeblicher Formfehler wiederholt werden - womöglich auf Druck der regierenden AKP.

Positives Echo in Deutschland

Der frühere EU-Botschafter in der Türkei Marc Pierini sagte, "das Ergebnis sieht aus Sicht von europäischen Städten wie ein persönlicher Rückschlag für den Präsidenten aus. Umso mehr, wenn man bedenkt, dass Erdogan einen aggressiven Wahlkampf führte. Es stimmt, dass eine Mehrheit der türkischen Wähler in Istanbul und anderen Großstädten dem Ein-Mann-System eine Absage erteilen wollte."

Selten wurde einer Kommunalwahl soviel Bedeutung beigemessen.Viele Politiker in Deutschland lobten das Ergebnis als gutes Zeichen für die Türkei.