Kampf gegen Mücken: Diese Erfindungen sollen Stiche abwehren

Kampf gegen Mücken: Diese Erfindungen sollen Stiche abwehren
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Von Anne Fleischmann mit AP
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Kampf gegen Mücken: Diese Erfindungen sollen Stiche abwehren

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In Europa sind sie vor allem im Sommer eine Plage: Mücken. Die kleinen Insekten übersähen viele mit Stichen, es juckt - und nervt. 

Aber Moskitos übertragen auch viele Krankheiten wie Malaria, die häufigste Infektionskrankheit der Welt. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge stiegen die Erkrankungen 2017 weltweit um etwa zwei Millionen auf 219 Millionen Fälle an. Und verursachte rund 435.000 Todesfälle.

Rund 90 Prozent davon waren in Afrika. 2019 gab es im ostafrikanischen Burundi seit Beginn des Jahres laut der WHO fast sechs Millionen Fälle von Malaria - bei einer Bevölkerung von elf Millionen Menschen. 1855 seien bis Ende Juli bereits an der Krankheit gestorben. 

Zum Vergleich: In der benachbarten Demokratischen Republik Kongo gab innerhalb eines Jahres fast genauso viele Todesoper durch einen Ebola-Ausbruch. 

Mit Seife gegen Mückenstiche

Joan Nalubega kommt aus Uganda. Das ostafrikanische Land hat ebenfalls mit Malaria zu kämpfen. Als Kind hatte sie oft Malaria, erzählt sie. Obwohl sie unter einem Moskitonetz schlief, litt sie immer wieder an der Krankheit. Von anderen Kindern wurde das kränkliche Mädchen deswegen oft gemobbt. "Ich hätte fast das Leben aufgegeben", sagt Joan. 

Sie bekam Unterstützung und besuchte die Social Innovation Academy (SINA) in Mpigi, etwa 40 Kilometer westlich von der ugandischen Hauptstadt Kampala. Die Schule bekämpft laut eigenen Angaben "das Versagen von Bildung und Arbeitslosigkeit durch die Schaffung von selbstorganisierten und frei zugänglichen Gemeindezentren". Joan sagt, sie hätte sie bei der Entwicklung ihrer persönlichen und beruflichen Stärken unterstützt. 

Während ihrer Zeit an der Akademie entwickelte Joan Interesse daran, mehr über Malaria herauszufinden. "Es war ein Schock als ich herausfand, dass mehr als 16 Millionen Ugander an Malaria leiden Tausende daran sterben", erzählt sie. Sie beschloss, etwas dagegen zu tun. 

Das Problem ist, dass viele ärmere Familien sich keine Moskitonetze leisten können und schon gar keine teuren Sprays zur Mückenabwehr. Joan wollte etwas erfinden, dass auch die ärmsten Familien im Kampf gegen Malaria nutzen können. 

Sie entwickelte ein organisches Abwehrmittel, das sie später in Seife verwandelt. "Es ist ein Produkt, das jeder Haushalt in Uganda verwendet, das zugänglich und erschwinglich ist", erklärt Joan. 'Uganics' war geboren. 

Seit Ende 2017 vertreibt sie ihre Seifen, die Mücken abhalten sollen. 

"Wenn Mütter in malariagefährdeten Gebieten die Seife zum Baden von Kindern verwenden, werden Moskitos bis zu sechs Stunden lang abgewehrt", sagt Joan. 

Die Seife könne zudem zum Waschen von Kleidung genutzt werden. Die schützenden Bestandteilte blieben an der Kleidung haften und bieten so zusätzlich Schutz vor Bissen. 

Und einen dritten Schutzeffekt gibt es: "Wenn das Wasser nach dem Waschen in Moskitobrutgebiete gegossen wird, wird verhindert, dass Moskitos im stehenden Wasser brüten", erklärt Joan. 

Durch ihr Unternehmen schuf Joan Arbeitsplätze und unterstützt so vor allem Frauen. "Wir arbeiten mit Frauen in ländlichen Gemeinden zusammen, die wir ausbilden und beaufsichtigen, um die Inhaltsstoffe von Kräutern für die Ölgewinnung anzubauen. Dazu gehören alle Öle, die wir als Mückenschutzmittel verwenden", erklärt sie. Insgesamt 24 Frauen arbeiten in der Ölförderung. 

"Den Rest der Rohstoffe beziehen wir von lokalen Sheabutterbauern in Norduganda und einem vertrauenswürdigen ugandischen Großhändler."

Jede Seife ist handgemacht und wird manuell hergestellt. Joan hat ein Team, das ihr bei der Produktion hilft und dabei, das Wissen über Malaria in Gemeinden zu verbreiten. 

15.000 Seifen stellt Uganics jeden Monat her. Der Sitz des Unternehmens ist in Mpigi. "Aber wir haben Vertriebspartner aus verschiedenen Gemeinden in Uganda, einschließlich Krankenhäusern", erzählt Joan. 

Zusätzlich verkaufen Uganics die Seifen an Resorts und Touristen. Das hilft dabei, das Produkt für ärmere Familien erschwinglich zu halten. "Indem wir die Seife mit hoher Gewinnspanne verkaufen, können wir unsere Verkäufe an Mütter in ländlichen und einkommensschwachen Gemeinden kreuzfinanzieren. So dass sie ihre Familien zu den gleichen Kosten wie normale Seife vor Malaria schützen können", erklärt Joan. 

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"Um Gemeinkosten, Vertrieb, Marketing und Sensibilisierung abzudecken, verkaufen wir an Hotels und Resorts mit einer Gewinnspanne von 40 Prozent und Touristen mit einer Gewinnspanne von 85 Prozent."

In vielen Gemeinden ist Joan mittlerweile bekannt. Die Menschen nennen sie Dr. Malaria. "Ich weiß nicht wirklich, wer diesen Namen erfunden hat, aber ich habe ihn zum ersten Mal in den Gemeinden gehört, in denen ich für Malaria-Aufklärungskampagnen arbeite", erzählt Joan. 

Ein Laser, der Mücken identifiziert

Das israelische Technologieunternehmen BzigoEin hat einen anderen Ansatz, Mücken zu bekämpfen. Es hat ein Lasersystem entwickelt, das die Schädlinge verfolgt und Hausbesitzer auf ihre Anwesenheit aufmerksam macht.

Das System verfolgt die Insekten mit einem roten Laserstrahl und sendet per Handy eine Textmeldung an die Haushalte, die sie darüber informiert, wo sich die Mücke befindet.

Mitbegründer Nadav Benedek erklärt: "Sobald du eine Mücke in deinem Zimmer hast, zeigen wir dir einen Laserstrahl um eine Mücke herum, damit du weißt, wo sie ist.

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"Und wir senden auch eine mobile Benachrichtigung auf das Handy. Wenn man also in einem anderen Raum ist, weiß man trotzdem, dass beispielsweise im Kinderzimmer eine Mücke ist."

Zum jetzigen Zeitpunkt müssen die Nutzer des Systems die Mücke noch selbst beseitigen sobald sie lokalisiert ist - ein Update ist jedoch bereits in Planung.

"Die erste Generation ist im Grunde genommen das Radar, das Ortungsgerät. Die nächsten Generationen werden Moskitos autonom töten", sagt Benedek.

Die Vorrichtung, die in jedem Raum platziert werden kann, besteht aus einem Sensor und einer speziellen Linse, die hochfrequente Videobilder empfängt. Die Bilder werden verarbeitet und die Bewegung der Moskitos analysiert.

Benedek sagt, dass das System drei Jahre lang die Bewegung der Moskitos erlernt hat. So ist es in der Lage, einen Moskito von einem Staubpartikel oder einer Person im Raum zu unterscheiden.

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Es wird erwartet, dass das Gerät im Jahr 2020 auf den Markt kommen wird. Es soll ungefähr 152 Euro kosten und das Unternehmen hat bereits Hunderte von Vorbestellungen erhalten.

Benedek fügt hinzu: "Moskitos töten Menschen nicht nur, sie übertragen auch viele Krankheiten wie das Zika-Virus, das Dengue-Fieber, das Chikungunya-Virus und so weiter. Selbst wenn man 20 Minuten Schlaf verliert, ist das eine Menge Geld wert, wenn wir das Problem lösen können."

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