Zwangspause für britisches Parlament: 75 Abgeordnete schalten Gerichte ein

Die vom britischen Premierminister Boris Johnson erwirkte Zwangspause des britischen Parlaments hat auch am Tag nach der Entscheidung erhebliche Kontroversen ausgelöst. Ein Mitglied der konservativen Regierungspartei im Oberhaus, David Young, legt aus Protest gegen Johnsons Vorgehen sein Fraktionsamt nieder. Und Teile der Opposition machen trotz Sommerpause mobil. Euronews-Korrespondent Vince McAviney berichtet aus London:
"Berichten zufolge arbeiten Oppositionsparteien hier in Westminster mit Hochdruck an zwei Ideen, um zu versuchen, Premierminister Johnsons Pläne nächste Woche zu durchkreuzen, wenn das Parlament die Sitzungen wieder aufnimmt. Sie versuchen, eine Mehrheit zu bekommen, um dem Premierminister das Misstrauen auszusprechen. Im Moment hat er nur eine Mehrheit von einer Stimme im Unterhaus und so würde es nur ein paar Überläufer brauchen. Aber sie erwägen auch ein Gesetz, um zu verhindern, dass das Vereinigte Königreich ohne ein Abkommen die Frist am 31. Oktober überschreitet.
Dutzende Abgeordnete - etwa 75 - rufen auch Gerichte in Schottland an, um eine einstweilige Verfügung zu erreichen, und so zu verhindern, dass das Vereinigte Königreich ohne ein Abkommen geht. Und nachdem der Premierminister dieses Manöver durchgeführt hat, ist Ruth Davidson, die Chefin der schottischen Konservativen zurückgetreten. Zum Teil wegen ihres Familienlebens, aber auch wegen des Brexits. Sie hatte den Premierminister gedrängt, ein Abkommen zu schließen und sagt, dass Abgeordnete keine vierte Abstimmung verstreichen lassen sollten, ohne ein Abkommen zu sichern."