Brexit-Ton wird schärfer: Merkel als "Kraut" beschimpft

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Von Johannes Pleschberger mit dpa
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Downing Street hat sich von dieser "rassistischen Sprache" sofort distanziert.

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Drei Wochen vor dem Brexit-Termin hat sich der Ton zwischen der britischen Regierung und der Europäischen Union verschärft. Premierminister Boris Johnson gab Brüssel die Schuld für ein mögliches Scheitern der Gespräche. Eine Brexit-Einigung sei unter Umständen nicht mehr möglich. Auch EU-Parlamentspräsident David Sassoli zeigte sich pessimistisch:

"Die EU wird keinen Brexit-Deal akzeptieren, der das Karfreitagsabkommen und den Friedensprozess auf der irischen Insel untergräbt oder die Integrität unseres Binnenmarkts gefährdet."

Brisantes Telefongespräch mit Merkel: "Abkommen unwahrscheinlich"

Zuvor waren Inhalte eines Telefongesprächs mit Kanzlerin Angela Merkel durchgesickert. Sie halte ein Abkommen für äußerst unwahrscheinlich. Ein geregelter Brexit wäre nur möglich, wenn Nordirland in der europäischen Zollunion und im Binnenmarkt verbleibe. Downing Street bestätigte das Telefonat.

Unterdessen warnte EU-Ratspräsident Donald Tusk die britische Regierung auf Twitter, es gehe nicht darum, sich gegenseitig die Schuld zuzuweisen

Irland hofft auf Deal

Irlands Außenminister Simon Coveney sagte, dass die Hoffnung auf einen Deal bestehen bleibe - falls die britische Regierung noch einen will:

"Es gibt momentan viele Fehlinformationen, also lassen Sie mich eines laut und deutlich sagen - die irische Regierung und die EU arbeiten mit Nachdruck daran, ein Abkommen zu ermöglichen, damit Ende dieses Monats ein ordentlicher Brexit möglich ist."

Der irische Premierminister Leo Varadkar zeigte sich hingegen weniger optimistisch:

"Im Wesentlichen hat Großbritannien die Vereinbarung, die wir zwei Jahre lang mit der Regierung von Theresa May ausgehandelt haben, einfach abgelehnt und die Hälfte davon wieder auf den Tisch gelegt und gesagt, es sei ein Zugeständnis, was es natürlich nicht wirklich ist."

Rassistischer Tweet: Merkel sei eine herumschubsende "Kraut"

Zudem sorgte ein Tweet einer Pro-Brexit-Bewegung für Aufregung (siehe Bild oben): Man habe nicht zwei Weltkriege gewohnen, um nun von einer - so wörtlich - Kraut herumgeschubst zu werden.

Der Begriff Kraut ist im Englischen eine meist stereotypisierende Bezeichnung für einen Deutschen, die vor allem während des Zweiten Weltkrieges in den USA gebräuchlich war.

Der britische No-Deal-Beauftragte Michael Gove reagierte auf die Anti-Merkel-Kampagne:

"Ich möchte mich vollkommen von jeder Art rassistischer oder erniedrigender Sprache gegenüber Deutschland distanzieren. Sie sind unsere Freunde, ein großartiges Land."

Anti-Merkel-Tweet wieder gelöscht: "Leave EU" entschuldigt sich

Die Pro-Brexit-Bewegung "Leave EU" hat sich mittlerweile entschuldigt und den Tweet gelöscht. Man sei "zu weit gegangen".

Brexit für 31. Oktober geplant

Dass Johnson das britische Parlament erneut in die Zwangspause geschickt hat, verzögert den Prozess weiter. Eigentlich zielen beide Verhandlungsseiten auf eine Einigung noch vor dem EU-Gipfel Ende nächster Woche.

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