Ein General, ein Denkmal und das umstrittene Andenken

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Von Frank Weinert
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Ein Prager Komunalpolitiker will ein Denkmal für einen sowjetischen General. Doch Russland gefällt das überhaupt nicht.

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Pavel Novotny hat eine Mission: Der Bürgermeister des Prager Stadtteils Reporyje hat Post für Russlands Präsident Wladimir Putin. Den Brief möchte er höchstpersönlich in der russischen Botschaft abgeben. Doch was hat Pavel Novotny Putin zu sagen? Pavel Novotny will ein Denkmal setzen - dem früheren sowjetischen General Andrej Wlassow. Und Russlands Staatschef möge sich da bitte nicht einmischen.

Das würde Moskau sicher auch nicht. Andrej Wlassow aber war nach seiner Gefangennahme 1942 zu den Deutschen übergelaufen und hatte das Kommando eines russischen Freiwilligenverbands übernommen, der an der Seite der Wehrmacht gegen die Sowjetunion kämpfte. In Russland gilt Wlassow, der 1946 in Moskau hingerichtet wurde, daher bis heute als Überläufer und Verräter. Also - kein Denkmal!

Doch! Sagt Pavel Novotny: "Ich denke, die Russische Befreiungsarmee und ihr Kommandeur verdienen ein Denmal oder einen Gedenkstein mit einer Inschrift, dass 300 Mitglieder bei der Befreiung Prags von den Nazis im Mai 1945 gestorben sind. Natürlich muss der Stadtrat den Plan genehmigen."

Kurz vor Kriegsende hatte die sogenannte Wlassow-Armee noch einmal die Seiten gewechselt. Im Mai 1945 beteiligte sie sich am Prager Aufstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer. Man wolle mit dem Denkmal eine "historische Ungerechtigkeit tilgen", erklärte Novotny.

Andernorts ist das schon geschehen: Anfang September beschloss eine Bezirksversammlung in Prag, eine Statue des sowjetischen Marschalls Ivan Konev zu entfernen und durch ein allgemeineres Denkmal für Kriegshelden und Opfer zu ersetzen.

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