Ägäis: Generalstreik und Demos gegen neue Migrantenlager

Ägäis: Generalstreik und Demos gegen neue Migrantenlager
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Von Apostolos Staikos, su mit dpa
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Aus Protest gegen überfüllte Füchtlingslager und Baupläne für neue Camps haben die griechische Region Nordägäis und ihre Gemeinden für diesen Mittwoch einen Generalstreik ausgerufen. Tags zuvor hatten Bewohner der Inseln Lesbos und Chios gegen neue Migrantenzentren protestiert

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Aus Protest gegen überfüllte Füchtlingslager und Baupläne für neue Camps haben die griechische Region Nordägäis und ihre Gemeinden für diesen Mittwoch einen Generalstreik ausgerufen. Dahinter stehen die örtlichen Gewerkschaften, Kommunen und der Verband der Staatsbediensteten (ADEDY).

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Tags zuvor hatten Bewohner der Insel Lesbos ein paar Kilometer von dem Gelände entfernt protestiert, auf dem ein neues Migrantenzentrum gebaut werden soll. Steine flogen, Tränengas wurde versprüht. Im und beim Lager Moria leben mehr als 20.000 Menschen, darunter viele Minderjährige. Das Camp hat aber nur eine Aufnahmekapazität für 2.840 Menschen. Neue – geschlossene - Aufnahmelager sollen Platz für bis zu 7.000 Personen schaffen. Lesbos liegt in der nördlichen Ägäis gegenüber der türkischen Küste und zählt gut 86.000 Einwohner.

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Eine Demonstrantin:

"Wir fordern, dass dieser Stau aufgelöst und der Wille der Inselbewohner respektiert wird und dass keine neuen Lager mehr geschaffen werden, vor allem keine geschlossenen, da werden die Seelen eingesperrt. Wir fordern Respekt für die Inselbewohner, die die Last der Migrantenkrise seit so vielen Jahren tragen."

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Ein Demonstrant:

"Die Grenzen sollten geöffnet werden, damit diese Menschen gehen können, wohin sie wollen, bis dieser Krieg aufhört. Außerdem sollte das Problem auf ganz Griechenland verteilt werden und Lesbos sollte seinen angemessenen Teil bekommen, nicht alles."

STEINE, PFEFFERSPRAY UND TRÄNENGAS

Auch auf der Insel Chios kam es zu Zusammenstößen in der Nähe des Epos-Plateaus, wo ein neues Auffanglager errichtet werden soll. Die Beamten setzten Pfefferspray, Tränengas und Schlagstöcke ein, um Straßensperren zu beenden. Einheimische klagten über Angriffe von etwa 300 Polizisten, obwohl sie nichts unternommen hätten, um sie zu provozieren. Nach Medienberichten ("Griechenland Zeitung") mussten der Bürgermeister von Chios, Stamatis Karmantzis, und ein Priester mit Atemproblemen ins Krankenhaus gebracht werden.

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Apostolos Staikos, Euronews:

"Demonstranten auf Lesbos sprechen von beispielloser Polizeigewalt, und stellen gleichzeitig klar, dass sie nicht aufgeben. Früher oder später, so heißt es, würden sie es schaffen, Karava zu erreichen und den Bau der neuen Migrantenanlagen zu stoppen."

Athen soll nach Meinung vieler Inselbewohner dafür sorgen, dass die Dutzenden Migranten, die täglich aus der Türkei zu den Inseln übersetzen, nach ihrer Registrierung zum Festland gebracht werden. In und um die
Registrierlager auf den Inseln der Ostägäis harren inzwischen knapp
42.000 Menschen aus. Die Camps können aber eigentlich nur rund 8.000 Menschen aufnehmen.

Die griechische Regierung der bürgerlichen Partei Nea Dimokratia (ND) unter

 Kyriakos Mitsotakis hat angesichts dieser Zustände das Asylverfahren beschleunigt und will neue Registrier- und Abschiebelager öffnen.

Anders als in den Jahren 2015 und 2016 stellen die Syrer unter den neu Angekommenen auf den Inseln heute nicht mehr die größte Gruppe. 40 Prozent der Flüchtlinge und Migranten, die 2019 über das Meer nach Griechenland kamen, stammen aus Afghanistan, 27 Prozent aus Syrien.

Apostolos Staikos, su mit dpa

© AFP, AP, Anadolu, EBU, Euronews
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