"Coronahambre": Der Hunger treibt sie zurück nach Venezuela

"Coronahambre": Der Hunger treibt sie zurück nach Venezuela
Copyright Fernando Vergara/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Hector Estepa mit RFI
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Hunderte, wohl gar tausende verzweifelte Venenzolaner, die wegen Maduro und der Krise in die Nachbarländer geflohen waren, kehren in ihre Heimat zurück.

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Hunderte - wohl sogar Tausende - Venezolaner, die nach Kolumbien geflohen waren, sind verzweifelt, sie müssen wegen der Coronavirus-Krise wieder zurück. Viele sind bereit, 600 Kilometer zu Fuß zu gehen. Sie haben keine Wahl, sie müssen heim zu ihren Familien, um zu überleben.

Die wirtschaftliche Situation in Venezuela hat sich nicht entspannt. Aber in der Coronavirus-Krise werden Migranten als erste entlassen. Dann bleibt ihnen nichts anderes übrig als der Weg zurück.

1,5 Mio. Venezolaner in Kolumbien - viele wollen jetzt wieder zurück

Die ersten Venezolaner sind schon am 4. April zurück nach Cucuta in Venezuela zurückgereist - nur wenige mit dem Flugzeug - die meisten zu Fuß. Bei ihrer Ankunft wurden sie mit Desinfektionsmittel besprüht - wie RFI berichtet. Insgesamt hatten laut UN-Angaben 1,5 Millionen Venezuela in Richtung Kolumbien verlassen.

Den offiziellen Zahlen zufolge gab es in Kolumbien am Ostermontag fast 3.000 Menschen, die sich mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, in Venezuela nur 181.

Will Daza hat in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota als  Automechaniker  gearbeitet, aber jetzt hat er hat keinen Job mehr. Will Daza erklärt, warum er sich zu Fuß auf den beschwerlichen Rückweg gemacht hat: "Wir haben kein Geld, um uns etwas zu essen zu besorgen. Wir kriegen nur Rechnungen und Rechnungen, und nichts zum Essen. Und wir können die Miete nicht bezahlen."

Der Rückweg nach Venezuela führt in 3.000 Meter Höhe. Einige haben nur Sandalen, andere sind mit kleinen Kindern unterwegs.

Wie sollen wir ohne Arbeit die Miete bezahlen?
Michelle
Kellnerin
Euronews
Kellnerin Michelle mit ihrer TochterEuronews

Michelle hat das Baby in einem Tragegurt dabei. Sie sagt: "Ich habe in einem Restaurant gearbeitet. Jetzt ist es nicht mehr erlaubt, alles ist geschlossen. Aber der Vermieter sagte uns, dass wir weiterhin alles bezahlen müssten. Wie sollen wir ihn ohne Arbeit bezahlen?"

Viele der Migranten sind lieber in Gruppen unterwegs. Einige Venezolaner haben an einer Tankstelle übernachtet. Auch eine Rentnerin will wieder zurück. 

Euronews
Marina Cagüana, Renterin auf dem Rückweg nach VenezuelaEuronews

Marina Cagüana hofft auf die Unterstützung ihrer Kinder, die in Venezuela geblieben sind. Sie meint: "Wenigstens habe ich dort mein Haus und muss keine Miete bezahlen, kein Wasser, keinen Strom. Ich habe etwas zu essen, meine Kinder arbeiten. Hier habe ich all das nicht."

Gefahr Nummer 1 ist das Coronavirus, Gefahr Nummer 2 ist "Coronahambre"

Unterwegs gibt es auch einige gute Samariter - Orlando ist einer von ihnen, der für die NGO "The Banquet of the Bronx Foundation" arbeitet.

"Die Gefahr für die Menschen unterwegs ist das Coronavirus, sie leben eng beieinander - wie ein großer Stamm. Sie essen. Sie sprechen sehr direkt. Sie waschen ihre Hände nicht. Der Feind Nummer eins ist also nach wie vor das Coronavirus. Und Nummer zwei ist Hunger, den die Coronakrise verursacht: Coronahambre. Was hier auf den Straßen geschieht, ist schrecklich."

Eine Busfahrkarte nach Venezuela kostet 30 Euro - soviel haben die Menschen, die geflohen sind, nicht. Es gibt auch Berichte, dass 

Euronews-Korrespondent Héctor Estepa erläutert:  "Offiziell ist die Grenze zwischen Kolumbien und Venezuela geschlossen, aber die Behörden erlauben die Rückkehr der Migranten. Bogotá und die Regierung von Nicolás Maduro haben ihre diplomatischen Beziehungen im vergangenen Jahr abgebrochen, nachdem der kolumbianische Präsident Iván Duque Juan Guaidó als Interimspräsident Venezuelas anerkannt hatte."

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