Schutz oder Gefahr? Was für und gegen das Tragen von Masken spricht

Menschen in Nanning (China) stehen Schlange, um Gesichtsmasken zu kaufen. 29. Januar 2020
Menschen in Nanning (China) stehen Schlange, um Gesichtsmasken zu kaufen. 29. Januar 2020 Copyright AP/Chinatopix
Von Alexandra LeistnerLauren Chadwick
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In einigen Ländern sind sie Pflicht, in anderen müssen sie im Supermarkt getragen werden und wiederum andere raten nur Kranken, mit einer Maske aus dem Haus zu gehen - warum sind die Empfehlungen so unterschiedlich?

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Seit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie gibt es zu vielen Themen widersprüchliche Ratschläge und Meinungen. Nicht nur die Empfehlungen der Regierungen, sondern auch die der Wissenschaftler und Experten, auf deren Meinung viele Entscheidungen basieren, sind sich oft nicht einig.

Das erkennt man an Beispielen wie dem Einsatz von Medikamenten wie Chloroquin in der Behandlung von Covid-Patienten, Hinweise zur sozialen Distanzierung, aber auch bei Regeln zum Tragen von Masken in der Öffentlichkeit.

Maske ist nicht gleich Maske

In Deutschland gab es in der vergangenen Woche Missverständnisse in der Interpretation der Haltung des Robert-Koch-Institus zu Masken. Am Freitag erklärte RKI-Chef Lothar Wieler dann "hier irrt die BILD", seine Empfehlung habe sich nicht geändert.

Man müsse unterscheiden zwischen einem generellen Mund-Nasen-Schutz und den speziellen FFP2-Masken, die für medizinisches Personal benötigt werden.

Stoffmasken könnten dabei helfen, Tröpfchen zurückzuhalten. Sie helfen aber nicht dabei, den Maskenträger selbst zu schützen, warnte Wieler zum wiederholten Mal. Auch für den Fremdschutz gebe es bisher keine wissenschaftlichen Belege. Hier stützt das RKI seine Empfehlung auf seiner generellen infektionsmedizinischen Einschätzung.

Gleiches erklärte auch Österreichs Innenminister Karl Nehammer an diesem Montag: "Der Mund-Nasen-Schutz schützt Sie nicht vor Infektion!". Wien hatte zuvor angekündigt, einen Mund-Nasenschutz nicht nur in Supermärkten zur Pflicht zu machen, sondern auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Dabei seien auch selbstgenähter und -gebastelter Atemschutz sowie Schals erlaubt.

Falsches Schutzgefühl

Wenn man sich entscheidet, eine Maske zu tragen, muss man gewisse Regeln einhalten, damit die Maßnahme effizient ist. Zunächst mal muss sie eng anliegen und der Träger darf sich nicht ins Gesicht und nicht an die Maske anfassen, auch nicht um sie zurechtzurücken. Sobald die Maske durchfeuchtet ist, muss der Gesichtsschutz ausgetauscht werden. Stoffmasken müssen häufig gewaschen werden sowie heiß gebügelt oder in die Mikrowelle gesteckt werden.

Das Tragen der Masken als generelle Regel könne dazu führen, dass man sich in einer falschen Sicherheit wiegt. Händehygiene und andere Regeln müssten dringend beachtet werden, ansonsten schade die Nutzung von Atemschutz den Bemühungen zur Eindämmung der Ausbreitung.

Jeder, der krank ist, sollte zuhause bleiben. Auch mit Maske. Wer krank ist, sollte sich nicht in die Öffentlichkeit begeben. "Unsachgemäßer Umgang wäre fatal", warnte am Montag die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

Sowohl Österreichs Regierung als auch das deutsche RKI unterstrichen, dass Abstand halten nach wie vor der allerbeste Schutz gegen eine Infektion und eine Weitergabe des Virus sind. Zudem müssten Händehygiene und Husten-Nies-Regeln dringend beachtet werden, so Wieler.

Anders als das RKI hat in Deutschland die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina am Freitag in einer Stellungnahme das Tragen von Masken im gesamten öffentlichen Raum, u. a. in Betrieben, Bildungseinrichtungen und im öffentlichen Nah- und Fernverkehr befürwortet. "Ein Mund-Nasen-Schutz dient eingeschränkt auch unmittelbar dem Eigenschutz. Eine schrittweise Lockerung der Einschränkungen sollte daher mit dem flächendeckenden Tragen von Mund-Nasen-Schutz einhergehen."

In Jena muss ab diesem Montag jede/r, der oder die ein Geschäft betritt oder den öffentlichen Nahverkehr nutzt einen Mund-Nasen-Schutz tragen, auch Schals und selbstgebastelte Masken sind erlaubt.

Andere Länder, andere Empfehlungen

In der Europäischen Union war Tschechien das erste Land, das eine allgemeine Maskenpflicht verhängte, in der vergangenen Woche folgte dann die Slowakei dem Beispiel. Doch in anderen Ländern fährt man eine weniger klare Linie.

In Italien haben zwei Regionen beschlossen, eine Maskenpflicht einzuführen. Die Regierung hält davon bisher nichts, nur Kranke oder diejenigen, die sich um Covid-Patienten kümmern, sollten Masken tragen, heißt bisher die offizielle Empfehlung.

Die US-Regierung hat ihre Richtlinien zur Bedeckung des Gesichts geändert. Das Land hat bisher weltweit mit 330.000 die meisten Infektionen und hat bisher mehr als 6.500 Covid-Todesfälle erfasst.

Allerdings sagte Präsident Trump, die neuen Empfehlungen zum Tragen einer nicht-medizinischen Maske seien "freiwillig".

Symptomfreie und Infizierte vor Ausbruch der Symptome können das Virus an andere weitergeben.
Jerome Adams
Surgeon General USA

Der US Surgeon General, Leiter des United States Public Health Service, hatte noch Anfang März getwittert, dass die Amerikaner keine Masken mehr kaufen sollten. Es gebe Gesunden ein falsches Sicherheitsgefühl. Das entspreche auch der WHO-Empfehlung.

Am Samstag sagte Jerome Adams dann, das CDC (Center for Disease Control) empfehle das Tragen von Masken jetzt, da viele Menschen ohne Symptome unwissentlich das Virus übertragen könnten.

Auch New York, die am schlimmsten betroffene Region der USA, hat ihren Einwohnern empfohlen, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. "Aber BITTE: überlasst die medizinischen Masken unseren Angestellten im Gesundheitssystem, sie brauchen sie dringend", schrieb Bürgermeister Bill de Blasio.

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Die Gesundheitsbehörden in mehreren asiatischen Ländern, darunter China und Südkorea, hatten das Tragen von Masken ihren Bürgern empfohlen. In Wuhan, dem Ursprungsort der Pandemie, waren die Masken Pflicht.

Empfehlungen anpassen aber Engpässe vermeiden

Tatsächlich bemühen sich viele Länder darum, dem Gesundheitspersonal die notwendigen chirurgischen FFP2/3 Gesichtsmasken zum Schutz der Mitarbeiter im Gesundheitswesen zur Verfügung zu stellen. Frankreich, Großbritannien und andere Länder haben Millionen von Masken zum Schutz des Gesundheitspersonals bestellt.

"Der chronische weltweite Mangel an Schutzausrüstung ist heute eine der schlimmsten Bedrohungen für unsere kollektive Fähigkeit, Leben zu retten. Wir müssen dem Gesundheitspersonal den Schutz bieten, den es verdient, um unser Leben zu retten", sagte ein WHO-Sprecher gegenüber Euronews.

Der Generaldirektor der WHO, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, erklärte am Mittwoch, dass das Gremium "weiterhin den möglichen Einsatz von Masken zur Kontrolle der COVID-19-Übertragung auf Gemeindeebene auf breiterer Ebene bewertet".

Bisher wird nur empfohlen, dass diejenigen, die wissen, dass sie krank sind, diese Masken tragen, um eine Ansteckung anderer zu verhindern.

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