"Moderne Piraterie": USA fangen 200.000 Masken für Berliner Polizei ab

Paletten mit N95-Atemschutzmasken werden am Donnerstag, den 2. April 2020, aus China am Boston Logan International Airport aus dem Privatflugzeug der Boston Patriots geladen.
Paletten mit N95-Atemschutzmasken werden am Donnerstag, den 2. April 2020, aus China am Boston Logan International Airport aus dem Privatflugzeug der Boston Patriots geladen. Copyright Jim Davis/AP
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Von Alexandra Leistner
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Auge um Auge, Zahn um Zahn, Maske um Maske? Hohe französische und kanadische Beamte berichten, dass Vertreter der USA Bestellungen anderer Länder auf Rollfeldern in China abfangen und hohe Bargeldsummen bieten.

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Hört die internationale Solidarität auf, wo die nationale Panik beginnt? Die USA haben Berichte nach denen Vertreter des Landes Maskenlieferungen anderer Länder in China abfangen, dementiert.

Ein US-Regierungsvertreter nannte die Anschuldigungen gegenüber der Nachrichtenagentur AFP "völlig falsch". Die Regierung der Vereinigten Staaten hätte keine Masken gekauft, die von China nach Frankreich geliefert werden sollen, so der Beamte, der nicht namentlich genannt wurde.

Doch auch aus Deutschland gibt es mittlerweile erste entsprechende Meldungen. Berlins Innensenator Andreas Geisel sprach Berliner Medien zufolge von einem "Akt moderner Piraterie". 200.000 für Deutschland bestimmte Atemschutzmasken, bestimmt für die Berliner Polizei, sind demnach in Thailand in die USA umgeleitet worden.

"Wir betrachten das als Akt moderner Piraterie. So geht man mit transatlantischen Partnern nicht um. Auch in globalen Krisenzeiten sollten keine Wildwest-Methoden herrschen. Ich fordere die Bundesregierung auf, bei den USA auf die Einhaltung internationaler Regeln zu drängen."

In Frankreich hatten am Donnerstag mehrere hohe Beamte auf regionaler Ebene berichtet, dass man um Masken derzeit regelrecht "kämpfen" müsse - auch mit US-Amerikanern. "Wir haben einen Auftrag an die Amerikaner verloren, die uns bei einer Lieferung, die wir in Auftrag gegeben hatten, überboten haben", sagte Valérie Pécresse, Präsidentin des Regionalrats der Île de France, Frankreichs bevölkerungsreichster Region, in der die Hauptstadt Paris liegt.

Während Franzosen bei Eingang und nach Prüfung der Wahre bezahlten, so Pécresse, zahlten US-Vertreter mit Bargeld, ohne die Masken gesehen zu haben.

Es ist kompliziert, wir schlagen uns 24 Stunden am Tag herum.
Jean Rottner
Präsident des Regionalrats Grand-Est

Der Handel fände direkt auf dem Rollfeld in China statt, so Jean Rottner, Präsident der Region Grand Est, in einem TV-Interview am Mittwoch. Die Lieferflugzeuge flögen dann in die Vereinigten Staaten statt nach Frankreich. "Es ist kompliziert, wir schlagen uns 24 Stunden am Tag herum", damit die Masken geliefert werden. "Auf dem Rollfeld ziehen die Amerikaner das Bargeld aus der Tasche und zahlen das Drei- oder Vierfache der von uns erteilten Aufträge".

Um eine Bestellung von vier Millionen Masken, die seit Samstag bereit ist, zu erhalten, hat die Region PACA "letztendlich beschlossen, über Ceva zu gehen", eine französische Reederei mit Sitz in Marseille, erklärte Renaud Muselier, Präsident der Region Provence-Alpes-Côte-d'Azûr.

Auf Twitter schrieb der Politiker: "Ich möchte Sie darüber informierten, dass die Masken für @MaRegionSud auf dem Weg sind und nicht von einer ausländischen Macht gekauft wurden."

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau erklärte am Donnerstag man gehe ähnlichen Behauptungen nach. Berichte wonach Masken für sein Land abgezweigt würden nannte er "besorgniserregend".

"Wir müssen sicherstellen, dass die für Kanada bestimmte Ausrüstung nach Kanada gelangt und hier bleibt", so Trudeau.

In allen vom Coronavirus betroffenen Länder gibt es Sorgen wegen nicht ausreichender Schutzausrüstung. In Italien und Spanien berichteten Ärzte von schlimmen Notständen. Ein Arzt in Italien sagte gegenüber Euronews, er müsse ohne Handschuhe arbeiten. Eine Woche nach dem Interview starb der Mann an den Folgen von Covid-19.

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