Covid-19: “Wir klagen an” in Bergamo

Covid-19: “Wir klagen an” in Bergamo
Copyright Antonio Calanni/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved
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Von Georgia Orlandi, su
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Bergamo in Norditalien zählt mit täglich fast 60 Neuerkrankungen zu den von Corona am stärksten betroffenen Städten Italiens. Eine Bürgerinitiative fragt nach Versäumnissen und Verantwortung im "Val Seriana" rund um die Stadt

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In Bergamo in Norditalien sind die Zeiten vorbei, in denen Armeelastwagen mit Särgen von Covid-19-Opfern zum Strassenbild gehörten. Was aber bleibt, ist die Erinnerung an das, was passiert ist und die Notwendigkeit zu verstehen, warum das alles und wer schuld ist. Eine Frage, die sich nicht nur in Italien viele stellen.

"NOI DENUNCEREMO" – “wir klagen an” wurde im März von Luca Fusco und seinem Sohn gegründet, nachdem Luca seinen Vater verloren hatte.

Sie haben bereits 50 Anzeigen bei der Staatsanwaltschaft von Bergamo wegen Verzögerungen bei der Umsetzung von roten Zonen um die nahe gelegenen Städte Nembro und Alzano erstattet. In den kommenden Wochen sollen es noch 200 mehr werden.

Im Moment ist die Kernfrage, ob Rom oder die Region Lombardei die Sperrentscheidung hätten treffen sollen.

Luca Fusco:

"Wir wollen die Wahrheit wissen, denn sobald wir die haben, können wir das System ändern, das nicht funktioniert hat."

Es soll auch einen Austausch geben mit Menschen, die in quer durch Europa die gleichen Erfahrungen gemacht haben.

Stefano Fusco:

"Wir arbeiten daran, sind aber noch im Anfangsstadium. Alle beteiligten Länder sind sehr motiviert und ich meine, wir werden in den nächsten Monaten Nägel mit Köpfen machen."

Wir werden in den nächsten Monaten Nägel mit Köpfen machen
Stefano Fusco
"NOI DENUNCEREMO"

Consuelo Locati wurde Anwältin der Gruppe, nachdem sie ihren Vater durch Covid-19 verloren hatte

Consuelo Locati, Anwältin:

„Wenn man diesen Menschen Gerechtigkeit verschafft, kann man ihnen ein neues Leben ermöglichen. Das wird nicht das gleiche sein wie zuvor, aber zumindest können sie anfangen, die Todesfälle zu akzeptieren und angemessen zu trauern.“

Giorgia Orlandi, Euronews:

„Hier im Val Seriana starben auf dem Höhepunkt des Ausbruchs fast 10mal mehr Menschen als im Schnitt der letzten Jahre. Viele Leute hier glauben, dass dieses regional zuständige Krankenhaus zum Anstieg der der Infektionen beigetragen hat: So gut wie keine Vorsichtsmaßnahmen. Dazu gehört auch, dass das Gebiet nicht rechtzeitig zur roten Zone erklärt wurde.

Allein in der Stadt Alzano erzählte uns fast jeder Einheimische, mit dem wir gesprochen haben, dass er mindestens einen Freund oder Verwandten durch das Virus verloren habe."

Ein Mann aus Alzano:

"Ich meine, die Behörden haben die Angelegenheit nicht ernst genug genommen, sie waren sich der Risiken nicht bewusst, denen sie ins Auge schauen mussten."

Bergamo ist mit täglich fast 60 Neuerkrankungen die am stärksten betroffene Stadt in der Region mit vielen Spuren der Tragödie. Mehr als 50 Särge pro Tag kommen auf dem Hauptfriedhof der Stadt an, auf dem jetzt ein Areal den Opfern von Covid gewidmet ist. Die hier begrabenen Menschen starben alle innerhalb weniger Tage.

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Giorgia Orlandi, su

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