Forscher warnen vor H1N1-Schweinegrippe-Virus mit "Pandemie"-Potenzial

Den Wissenschaftlern zufolge können bei Menschen, die viel mit den Tieren in Kontakt sind, Antikörper auf das neue Virus nachgewiesen werden.
Den Wissenschaftlern zufolge können bei Menschen, die viel mit den Tieren in Kontakt sind, Antikörper auf das neue Virus nachgewiesen werden. Copyright Michael Probst/AP
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Von Alice Tidey
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Forscher aus China warnen in einer neuen Studie vor einer neuen Form des H1N1-Schweinegrippe-Virus, das sich leicht auf den Menschen überträgt.

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In China haben Forscher einen neuen Stamm des Schweinegrippe-Virus identifiziert. In einer jetzt veröffentlichten Studie warnen sie vor dem "pandemischem Potenzial" des Virus.

Die Wissenschaftler der China Agricultural University, des Chinese Centre for Disease Control and Prevention und der University of Nottingham in Großbritannien konnten eigenen Angaben zufolge nachweisen, dass die Beobachtung des Influenzavirus bei Schweinen zwischen 2011 und 2018 zur Entdeckung eines neuen H1N1-Stamms geführt hat, den sie G4 nennen.

"G4-Viren weisen alle wesentlichen Merkmale eines Pandemie-Virus-Kandidaten auf", heißt es in der Studie, die am Montag im PNAS-Journal veröffentlicht wurde.

"Besorgniserregend ist, dass Menschen, die täglich mit Schweinen in Kontakt sind, eine erhöhte Seroprävalenz des G4-Virus aufweisen. Die Kontrolle der vorherrschenden G4 EA H1N1-Viren bei Schweinen und eine strenge Überwachung der menschlichen Bevölkerung, insbesondere der Arbeiter in der Schweinezucht, sollten dringend durchgeführt werden", fügten sie hinzu.

Das Virus kann sich von Schweinen auf Menschen übertragen, konkrete Anzeichen einer Übertragung von Mensch zu Mensch gibt es bisher nicht. Die Forscher betonten aber, dass das Virus "eine erhöhte Infektiosität für den Menschen entwickelt hat".

Die serologische Überwachung von 338 Arbeitern in der Schweinezucht ergab, dass 10,4 Prozent positiv auf das G4 EA H1N1-Virus getestet wurden. Bei Probanden im Alter zwischen 18 und 35 Jahren lag die Rate sogar bei 20,5 Prozent.

"Eine solche Infektiosität erhöht die Möglichkeiten der Virusanpassung beim Menschen erheblich und gibt Anlass zu Sorge hinsichtlich der möglichen Erzeugung von Pandemieviren", so die Forscher.

Sie fanden zudem heraus, dass menschliche Grippeimpfstämme keine Immunität gegen G4-Viren erzeugen.

Der Ausbruch eines neuen Schweinegrippestamms im Jahr 2009 tötete nach Angaben der US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) weltweit zwischen 157.000 und 575.000 Menschen.

Man schätzt, dass 80 Prozent der Todesfälle Menschen unter 65 Jahren betrafen. Fast ein Drittel der über 60-Jährigen hatte Antikörper gegen das Virus, "wahrscheinlich aufgrund der Exposition gegenüber einem älteren H1N1-Virus zu einem früheren Zeitpunkt in ihrem Leben", so die CDC.

Ein Impfstoff wurde schnell entwickelt, und die Pandemie wurde im August 2010 von der Weltgesundheitsorganisation für beendet erklärt.

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