Libyen-Konflikt: Ägypten provoziert Konfrontation mit Türkei

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Von Euronews mit dpa
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Nach dem Votum für einen ägyptischen Militäreinsatz im Bürgerkriegsland Libyen nehmen die Spannungen zwischen Ägypten und der Türkei zu.

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Im Bürgerkriegsland Libyen wächst die Gefahr einer direkten Konfrontation zwischen türkischen und ägyptischen Truppen, nachdem das ägyptische Parlament am Montag einem Militäreinsatz in Libyen zugestimmt hatte.

Ägypten wolle sich laut der Parlamentsentscheidung gegen "kriminelle und bewaffnete Milizen sowie ausländische terroristische Elemente" an seiner westlichen Grenze zu Libyen verteidigen.

Ägypten unterstützt im Libyen-Konflikt den abtrünnigen General Chalifa Haftar, der den Osten Libyens unter seiner Kontrolle hat.

Der ägyptische Präsident Abdel Fattah al-Sisi hat die strategisch bedeutsame Küstenstadt Sirte als "rote Linie" bezeichnet. Jeder Angriff auf die Stadt würde zu einem Eingreifen der ägyptischen Truppen führen, so al-Sisi. In der Nähe von Sirte liegen die wichtigsten libyschen Ölfelder.

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Gebiete der Truppen, die entweder von Ägypten oder der Türkei untertstützt werdenEuronews

Die Türkei unterstützt die Streitkräfte der von der UNO anerkannten Einheitsregierung in der Hauptstadt Tripolis. Sie wollen die Mittelmeerstadt Sirte zurückerobern.

Neben regulären Truppen hatte Ankara offenbar auch islamistische syrische Milizionäre zur Unterstützung nach Libyen geholt. Ägypten hatte Haftar immer auch wegen seiner anti-islamistischen Haltung unterstützt. Haftar bekommt auch Unterstützung von Russland und den Vereinigten Arabischen Emiraten. 

Kairo will unter anderem verhindern, dass islamistische Gruppen ihren Einfluss in Libyen ausdehnen. Al-Sisi kam durch einen Putsch gegen einen Präsidenten aus den Reihen der Muslimbrüder in Kairo an die Macht, die al-Sarradsch-Regierung steht den Muslim-Brüdern nahe.

Eskalation der Kriegsspirale in Libyen

Nach einigen militärischen Erfolgen der libyschen Streitkräfte ist Ägypten nun alarmiert und sieht eine mögliche türkische Präsenz an seiner durchlässigen Westgrenze als Bedrohung. In dem Wüstengebiet an der 1.200 Kilometer langen Grenze hat es bereits mehrfach Terrorangriffe gegeben. 

Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat das Votum des ägyptischen Parlaments für einen Militäreinsatz in Libyen kritisiert. Die Entscheidung berge die Gefahr einer Eskalation, so Maas.

Die ägyptische Parlamentsentscheidung erhöht die Gefahr einer Eskalation der Kriegsspirale in Libyen und einer direkten Konfrontation zwischen Ägypten und der Türkei. Der seit dem Sturz des Machthabers Muammar al-Gaddafi 2011 laufende Bürgerkrieg in Libyen hat sich immer weiter zum Stellvertreterkrieg entwickelt. Alle Vermittlungsversuche sind bisher gescheitert - zuletzt auch ein Gipfeltreffen in Berlin im Januar, das eine Beendigung der Einmischung von außen zum Ziel hatte.

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