Sektenanführerin in Hanau wegen Tod eines 4-Jährigen verurteilt

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Von Euronews mit dpa
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Ein vier Jahre alter Junge war gestorben, weil er zur Strafe in einen Sack geschnürt worden war.

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In Hanau ist die mutmaßliche Anführerin einer Sekte zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Gericht folgte der Argumentation der Staatsanwaltschaft, die auf "Mord durch Unterlassung" plädiert hatte. Die ehemalige Kinderkrankenschwester wird für den Tod eines vier Jahre alten Kindes verantwortlich gemacht. Sie hatte den Jungen zur Strafe in einen Sack geschnürt und im Bad liegengelassen worden. Er verstarb, weil er an seinem eigenen Erbrochenen erstickte. Die Tat ereignete sich im August 1988.

Der kleine Jan "vom Teufel besessen"

Die heute 73-jährige Sylvia D. hatte damals behauptet, der kleine Jan sei "vom Teufel besessen" und eine "Reinkarnation Hitlers". Die Frau war in den Garten gegangen, nachdem sie den Jungen im Bad eingesperrt hatte. Sie hatte gesagt, er solle "mit seinem Schaugebrülle aufhören".

Zunächst gingen die Behörden von einer natürlichen Todesursache aus. Das Verfahren wurde aber wieder aufgerollt, nachdem die "Frankfurter Rundschau" 2014 über psychische und körperliche Gewalt im Haus der jetzt Verurteilten und ihres Mannes - einem inzwischen verstorbenen Pastor - berichtetet hatte.

Während des Prozesses kamen Zeugen zu Wort, die das Leben in der mutmaßlichen Sekte als "Hölle" bezeichneten. "Wir sind geschlagen und misshandelt worden - im Namen Gottes.", erklärte ein heute 57-Jähriger, der als Pflegekind bei der Verurteilten lebte.

Mutter des toten Kindes bis heute mit der "Sektenchefin" befreundet

Die Mutter des toten Jungen unterstützt die jetzt verurteilte Sylvia D. bis heute. Im Prozess bezeichnete sie die fast 15 Jahre ältere mutmaßliche Sektenchefin als "gute Freundin" und sagte von ihr: "Sie ist wie eine Schwester für mich." Die beiden sehen sich offenbar weiterhin fast täglich.

Als das Kind gestorben war, habe Sylvia D. die Mutter getröstet und gesagt: "Sei nicht traurig, wenn Gott Jan holt."

Weiterhin mysteriös bleibt, ob es sich bei den etwa 30 Personen - Erwachsene, aber auch mehrere Adoptivkinder -, die in dem Haus lebten, wirklich um eine Sekte handelte.

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