"Hotel Solidarität" hilft Obdachlosen während der Pandemie

Obdachlose in der belgischen Hauptstadt
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Von Isabel Marques da Silva
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Die belgische Hauptstadt hat ein Projekt gestartet, um Obdachlosen während der Pandemie zu helfen. Teil davon ist eine Reihe leer stehender Hotels.

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Zu Hause zu bleiben, um die Ausbreitung der Pandemie zu stoppen, ist für viele leichter gesagt als getan - nämlich für die EU-weit rund 700.000 Obdachlosen.

Auf der Suche nach einer Lösung entschied sich die Stadt Brüssel, derzeit leer stehende Hotels zu nutzen.

Getauft wurde das Projekt "Hotel Solidarität".

Bislang ist es ein Erfolg, der auch soziale Integration ermöglicht.

Unter diesen Menschen seien auch viele Süchtige, von denen sich manche auch für eine Therapie entschieden hätten, so Projektmanagerin Esther Jakobert von der Unterstützergruppe L'Ilot.

Viele Obdachlose bemühten sich seit Jahren um eine Wohnung und bräuchten nur ein wenig administrative Hilfe.

Sie hätten zumeist alle nötigen Papiere, müssten sich aber bei den richtigen Ämtern registrieren.

Die Unterstützergruppe ist eine von vielen, die mit der Stadtverwaltung zusammenarbeitet, um den Obdachlosen zu helfen.

Neun Hotels beteiligen sich bislang an dem Projekt, wofür sie entsprechende finanzielle Kompensation erhalten.

Doch allen Beteiligten ist klar, dass diese Lösung nur eine vorübergehende ist und dass sich die Lage durch die Rezession noch verschäfrt.

Viele Menschen würden durch die Rezession arbeitslos und fänden sich dann, ohne Einkommen, auf der Straße wieder, sagt der zuständige Amtsleiter François Bertrand.

Die Herausforderung sei, für diese Menschen in Not eine langfristige Lösung für die Zeit nach der Pandemie zu finden.

Dazu müsse viel Wohnraum sichergestellt werden, woran seine Behörde bereits arbeite.

Angesichts steigender Preise auf dem Wohnungsmarkt haben etwa 50 Millionen Europäer Schwierigkeiten, ihre monatliche Miete zu bezahlen.

Zwei wissenschaftliche Institute in Deutschland beobachteten fast drei Jahre lang den europäischen Wohnungsmarkt.

Jetzt legten sie ihren Bericht vor. Darin heißt es, die Situation leide an altbekannten strukturellen Problemen wie der Mietexplosion in Ballungsräumen und dem Mangel an sozialem Wohnungsbau.

Kurzfristige Maßnahmen gegen die Obdachlosigkeit während der Pandemie sind laut Studie ein Verbot von Zwangsräumungen, flexible Hypotheken, Mietzuschüsse sowie ein Einfrieren von Mieten.

Viele Mitgliedsstaaten hätten die gleichen Probleme wie zu hohe Mieten oder Zugang zu Immobilienkrediten, sagt Kai Schulze von der TU Darmstadt.

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Hier sollten die Staaten voneinander lernen und besser kooperieren.

Ähnliche Projekte wie "Hotel Solidarität" in Brüssel wurden auch in Barcelona und Lyon ins Leben gerufen.

Zudem will Anfang Dezember der Arbeits- und Sozialausschuss des Europäischen Parlaments über die Initiative "Zugang zu erschwinglichem Wohnen für alle" abstimmen.

Journalist • Stefan Grobe

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