"Nationale Schande" - Wer ist von Trump gefeuerte Sidney Powell (65)?

Sidney Powell (rechts) mit Jenna Ellis
Sidney Powell (rechts) mit Jenna Ellis Copyright Jacquelyn Martin/Copyright 2020 The Associated Press. All rights reserved.
Von Kirsten Ripper mit AFP, AP, dpa
Diesen Artikel teilenKommentare
Diesen Artikel teilenClose Button

Die Anwältin aus Donald Trumps Team hatte immer unglaubwürdigere Theorien zur angeblichen Wahlmanipulation verbreitet.

WERBUNG

Vor den Gerichten hatte das Anwaltsteam von Donald Trump mit den Klagen gegen den Wahlerfolg von Joe Biden bisher keinen Erfolg. 34 Klagen wurden abgeschmettert - in nur zwei Fällen wird weiter ermittelt.

In einer Erklärung am Sonntagabend gaben Trumps Anwalt Rudy Giulani (76) und Beraterin Jenna Ellis (36) bekannt, dass die Anwältin Sidney Powell (65) jetzt nicht mehr zu ihrem Team gehöre. Dabei waren sie noch vor wenigen Tagen mit der Ex-Staatsanwältin aus North Carolina zusammen aufgetreten. Die 65-Jährige trug eine Strickjacke mit Leoparden- und Herz-Motiven und zeigte sich extrem angriffslustig.

In der Mitteilung der Trump-Pence-Kampagne heißt es: "Sidney Powell praktiziert als selbstständige Anwältin. Sie ist kein Mitglied des Trump-Anwaltsteams. Sie ist auch keine private Anwältin des Präsidenten."

Manche Beobachter meinen, die Verschwörungstheorien, die Sidney Powell verbreitete, seien selbst Donald Trump zuviel geworden. Dabei hatten durchaus auch Rudy Giuliani und Jenna Ellis zahlreiche spekulative Theorien zum vermeintlichen Wahlbetrug der Demokraten vertreten. Giuliani sprach von einer "nationalen Verschwörung" gegen Trump.

"Georgia in die Luft jagen"

Die Wortwahl von Sidney Powell war aber noch krasser als die von Giuliani. Sie drohte mit einer "biblischen Klage" und sagte zum Gouverneur des US-Bundesstaates Georgia Brian Kemp: "Georgia wird wahrscheinlich der erste Staat sein, den ich in die Luft jagen werde und Herr Kemp und sein Innenminister werden das nicht überleben."

"Nationale Schande"

Der Gouverneur von New Jersey Chris Christie bezeichnete Trumps Anwaltsteam im Interview mit ABC News als "nationale Schande". Er habe zwei Mal für Donald Trump gestimmt, aber jetzt sei es an der Zeit, die Niederlage einzugestehen, meinte Christ Christie. Der Republikaner hatte dem Präsidenten auch geholfen, sich auf die TV-Debatten gegen Joe Biden vorzubereiten.

Doch nicht nur Chris Christies fehlt das Verständnis für Trumps juristischen Beistand. Der ehemalige Bürgermeister von New York Rudy Giuliani erntete für seine Pressekonferenz viel Spott.

Verschwörungstheorien zu angeblicher Wahlmanipulation

Die Juristinnen Jenna Ellis und Sidney Powell legten bei demselben Auftritt, bei dem Giuliani die Farbe ins Gesicht tropfte, mit bereits widerlegten Anschuldigungen und inkohärenten Theorien nach. Zusammengefasst lautet ihre Erklärung für Trumps Niederlage so: Stimmzettel für Biden seien mehrfach eingescannt worden, weswegen Millionen Stimmen für ihn ungültig seien. Mit verwickelt in den Betrug seien Kuba, Venezuela (inklusive der 2013 gestorbene Ex-Präsident Hugo Chávez), China, große Städte in den USA, die Antifa, Tech-Unternehmen und sogar ein Internetserver in Deutschland.

Der Fall Michael Flynn

Donald Trump war auf die ehemalige Staatsanwältin Powell aufmerksam geworden, als sie sich im Sender FoxNews zum Fall von General Michael Flynn äußerte. Sie trat auch als dessen Anwältin mit Flynn zusammen auf.

Manuel Balce Ceneta/Copyright 2019 The Associated Press. All rights reserved.
Sidney Powell mit Michael Flynn 2019Manuel Balce Ceneta/Copyright 2019 The Associated Press. All rights reserved.

Flynn war 2017 nur 23 Tage als Nationaler Sicherheitsberater für Trump im Amt. Später gestand er im Zuge der Ermittlungen wegen möglicher russischer Einflussnahme auf die US-Präsidentenwahl 2016 ein, die Bundespolizei FBI belogen zu haben. Nachdem das Justizministerium für Flynn intervenierte, wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt.

Carolyn Kaster/Copyright 2017 The Associated Press. All rights reserved.
Michael FlynnCarolyn Kaster/Copyright 2017 The Associated Press. All rights reserved.

Trump hatte Flynn später als "Helden" gefeiert. Im Wahlkampfthema benutzten die Republikaner den Fall Flynn, um ihre Basis gegen eine vermeintliche Verschwörung des Establishments anzustacheln.

Zuvor hatte Sidney Powell - die aus North Carolina stammt - als Anwältin den Energiekonzern Enron in einem der größten Finanzskandale der US-Geschichte vertreten.

In einer Reaktion auf ihren Rauswurf teilte die 65-Jährige mit, sie sei nicht von Trump bezahlt worden und habe nur helfen wollen, den Wahlbetrug aufzuklären.

Diesen Artikel teilenKommentare

Zum selben Thema

"Nichts wird uns stoppen" - Ashli Babbitt (35) als Trump-Fan gestorben

Trump macht Weg für Biden frei, bleibt aber kämpferisch

Nach den US-Wahlen: "Die Menschen wollen, dass das Land voran kommt"