Türkei: Ärztevereinigung hält offiziell angegebene Corona-Zahlen für zu niedrig

Straßenszene in Istanbul
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Von Euronews
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Trotz der Änderungen, die das Gesundheitsministerium verkündet hat, zweifelt die Ärztevereinigung in der Türkei weiterhin die offiziellen Corona-Fallzahlen an - sie hält sie für zu niedrig.

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 Trotz der Änderungen, die das Gesundheitsministerium verkündet hat, zweifelt die Ärztevereinigung in der Türkei weiterhin die offiziellen Corona-Fallzahlen an - sie hält sie für zu niedrig.

Die von der Regierung veröffentlichten täglichen Fälle spiegelten nicht die Wahrheit wieder, sagte Sebnen Korur Fincanci, die Vorsitzende der Türkischen Ärztevereinigung (TTB), laut einem Bericht des Online-Portals Gazete Duvar.

Nach den offiziellen Zahlen gab es am Donnerstag 29.132 neue Fälle, 174 Menschen starben. Fincani sagte, basierend auf Erhebungen der TTB von vergangener Woche gehe sie von täglich mindestens 50.000 neuen Fällen aus. Nehme man die falsch-negativ Getesteten hinzu, komme man auf eine noch deutlich höhere Zahl.

Nach monatelanger Kritik hatte die türkische Regierung entgegen der bisherigen Praxis am Mittwochabend die täglichen Fallzahlen der positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen im Land bekanntgegeben. 

Die seitdem veröffentlichten Zahlen liegen weit über den bisher bekanntgegebenen Werten. Seit Ende Juli waren Gesundheitsminister Fahrettin Koca zufolge nur die Infizierten mit Symptomen als Corona-Fälle gemeldet worden - nicht aber die komplette Zahl der täglichen neuen Fälle. Das hatte unter anderem die TTB immer wieder scharf kritisiert.

Fincanci sagte, allein in Ankara gebe es täglich rund 5000 neue Fälle. Man habe immer gewusst, dass die tatsächlichen Zahlen über den von der Regierung veröffentlichten lägen. "Ich wünschte, wir hätten nicht Recht gehabt."

Heybet Aslanoglu, Vorsitzender der Vereinigung der Radiologietechniker in der Türkei, sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Gesundheitssystem sei aufgrund der steigenden Zahlen von Covid-19-Patienten bereits ausgelastet. "In vielen Provinzen finden wir keine Intensivbetten mehr", die Intensivstationen von fast jedem Krankenhaus seien "randvoll". Experten hatten schon vor Monaten vor einem Zusammenbruch des Gesundheitssystems gewarnt.

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