RKI meldet 1 Mio. Infektionen - Aufschrei über Corona-Hotspot Hildburghausen

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Von Euronews
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An diesem Freitag werden 22.806 Neuinfektionen gemeldet. Laut RKI liegt die 7 Tage Inzidenz in Hildburghausen bei 629. Nach den Protesten gegen die Corona-Regeln in der Stadt in Thüringen hatte es Kritik gehagelt.

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An diesem Freitagmorgen meldet das Robert Koch-Institut 22.806 Neuinfektionen in den vergangenen 24 Stunden in Deutschland. Insgesamt haben sich in Deutschland jetzt über eine Million Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. 15 586 sind an oder mit Covid-19 gestorben - davon 428 seit Donnerstag.

Hotspot Hildburghausen in Thüringen

Hildburghausen hat inzwischen traurige Berühmtheit erlangt als die Stadt mit der - laut RKI - höchsten 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen mit dem Coronavirus. An diesem Freitag gibt das Robert Koch-Institut diese mit 629 an - der Richtwert, der in Deutschland wieder erreicht werden soll liegt bei 50. Auf der Deutschlandkarte der Infektionszahlen hatte das RKI extra die Farbe ROSA hinzugefügt, weil Werte von über 500 eigentlich nicht vorgesehen waren.

Aufschrei über Proteste

Der zuvor abendliche "Spaziergang" mehrerer hundert Menschen vom Mittwoch gegen den harten Lockdown im Kreisgebiet sorgt hat auch in Hildburghausen selbst für Kopfschütteln gesorgt. "Das ist hirnrissig, was die da machen", meint ein jüngerer Passant, der gegenüber dpa seinen Namen nicht nennen will.

"Die da" - das sind etwa 400 Menschen, die trotz strenger Ausgangsbeschränkungen durch die Kleinstadt gezogen sind. Während in der Region die Infektionszahlen durch die Decke schießen, marschieren Protestteilnehmer "Oh, wie ist das schön!" singend durch die Straßen - laut Polizei teils ohne Maske und Mindestabstand. Zur selben Zeit haben die Länderchefs mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in einer Video-Schalte über weitere Schritte zur Eindämmung der Pandemie in Deutschland beraten.

Landes- und Kommunalpolitiker sind ob der Bilder aus Hildburghausen fassungslos. "Was muss denn noch passieren, bis manche den Ernst der Lage begreifen?", fragt etwa Hildburghausens Bürgermeister Tilo Kummer (Linke) auf Facebook. Ganze Kitas, Schulen, Rettungswachen, Feuerwehren hätten in den vergangenen zwei Wochen in Quarantäne gemusst.

Auch Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) redet Klartext: "Wie unsolidarisch kann man eigentlich sein? Auf den Intensivstationen kämpfen Menschen um ihr Leben." In einer solchen Situation im deutschlandweit schlimmsten Hotspot jegliche Schutzmaßnahmen zu ignorieren, grenze schon an ein verbrecherisches Ausmaß von Egoismus.

Seit mehreren Tagen gelten für die rund 63 000 Einwohner im Kreisgebiet von Hildburghausen drastische Beschränkungen: Sie dürfen bis zum 13. Dezember ihre Wohnungen nicht mehr ohne triftigen Grund verlassen, Schulen und Kindergärten wurden geschlossen.

Die harten Einschnitte stoßen nicht bei allen auf Verständnis. Laut Rathauschef Kummer kursierten bereits seit Tagen Protest-Aufrufe im Netz. "Die sind untereinander alle vernetzt, das ist dasselbe Strickmuster wie in Leipzig und Berlin - nur kleiner", meint Landrat Thomas Müller (CDU) zu dem Protest, der am Mittwochabend nach knapp zwei Stunden auch mit Einsatz von Pfefferspray von der Polizei aufgelöst wurde. Einen Initiator konnte die Polizei laut einer Sprecherin aber noch nicht ermitteln.

Der Corona-Protest sorgte auch im Netz für lebhafte Diskussionen. Viele kritisierten ihn als verantwortungslos und äußerten ihr Unverständnis darüber, dass die Teilnehmer sich und andere in Gefahr gebracht hätten. Die Satiresendung «Extra3» twitterte dazu: "Robert Koch-Institut meldet neuen Tiefstwert: In #Hildburghausen wurde gestern Abend der niedrigste Empathie-Wert in ganz Deutschland gemessen."

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