Die EU und Großbritannien verhandeln weiter über einen Handelsdeal für die Zeit nach dem Brexit, aber ein Ergebnis ist nicht in Sicht - und es bleiben nur noch wenige Tage.
"Letzter Versuch" von No-Deal-Brexit
Die Gespräche zwischen der EU und Großbritannien über einen Brexit-Handelspakt sollen weitergehen. Darauf haben sich EU-Kommissonschefin Ursula von der Leyen und der britische Premier Boris Johnson geeinigt. Es sei verantwortungsvoll, noch einen letzten Versuch zu unternehmen, hieß es.
Eigentlich sollte am Sonntag schon die Entscheidung fallen, ob die Gespräche gescheitert sind oder es einen Durchbruch gibt. Nun also weder noch. Dabei wird die Zeit immer knapper. Ende des Monats ist die Brexit-Übergangsphase vorbei.
Und bei den wichtigsten Streitthemen Fischerei und fairer Wettbewerb gibt es nach wie vor keine Bewegung. Auch über die Frage, wie ein mögliches Abkommen letztlich durchgesetzt werden kann, herrscht keine Einigkeit.
EU-Ratspräsident Charles Michel sagte in einem Radiointerview: "Wir wollen einen guten Deal, einen Deal, der die Prinzipien des wirtschaftlichen Fair Plays ebenso wie der Governance respektiert. Was bedeuten die Prinzipien der Governance? Wenn Sie eine Vereinbarung haben, könnte es zu einem Rechtsstreit kommen und wir müssen sicher sein, dass wir diesen Rechtsstreit lösen können. Das ist auch einer der Punkte, die schwierig sind, die Gegenstand der Diskussion sind."
Kein Deal: WTO-Regeln
Seit März verhandeln beide Seiten darüber, wie die Handelsbeziehungen nach dem 31. Dezember aussehen sollen. Kein Deal bedeutet Handel nach WTO-Regeln mit höheren Zöllen und anderen Handelsbarrieren. Dies wiederum könnte zu höheren Preisen führen und besonders die britische Wirtschaft belasten.
Simon Usherwood von der University of Surrey sagt: "Es ist zwar gut, dass die Gespräche am Sonntag nicht beendet wurden, allerdings zeigte sich auch kein Fortschritt, und das ist das eigentliche Problem, das wir schon seit Wochen sehen. Es geht immer um dieselben Themen und Probleme, ohne dass es einen Ausweg gibt."
Die Unsicherheit strapaziert die Geduld vieler Menschen, etwa in Sunderland, wo Nissan eine Autofabrik betreibt. Ein Passant meinte: "Nissan geht vielleicht, wenn sie Zölle auf die Autos, die nach Europa gehen, zahlen müssen. Das Land hat demokratisch beschlossen, die EU zu verlassen. Wir sollten das also tun, aber mit einem Deal."
Unklar also, wie die Gespräche nun weitergehen. Beide Seiten sprechen von einer entscheidenden Woche. Aber davon war schon mehrfach die Rede.