Landesweite Massenproteste und Verhaftungswelle: Auch Nawalnys Frau abgeführt

Eine junge Frau bekniet bei der Demonstration in Moskau ein Mitglied der Anti-Terror-Polizei OMON
Eine junge Frau bekniet bei der Demonstration in Moskau ein Mitglied der Anti-Terror-Polizei OMON Copyright Alexander Zemlianichenko/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Euronews mit dpa. AP
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Sie versammelten sich landesweit in Großstädten und trotzten den damit verbundenen Strafandrohungen der russischen Behörden: Anhänger von Kremlkritiker Alexej Nawalny haben in großem Stil für seine Freilassung und gegen Präsident Putin demonstriert. Auch die Anti-Terror-Polizei OMON war im Einsatz.

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Im Zentrum von Moskau und Dutzenden weiteren Städten in Russland haben Tausende bis Zehntausende Menschen für die Freilassung des Oppositionspolitikers Alexej Nawalny und gegen Präsident Wladimir Putin demonstriert.

Viele Protestierende wurden festgenommen. Allein in Moskau gab es nach Angaben der Menschenrechtsorganisation OVD-Info bis Samstagnachmittag über 1.000 Festnahmen. Auch die Ehefrau von Nawalny wurde in der Hauptstadt abgeführt.

In Moskau waren die Polizei und Anti-Terror-Einsatzkräfte mit einem Großaufgebot präsent. Teilweise wurden Straßenzüge abgesperrt.

Nawalny war kurz nach seiner Rückkehr aus Deutschland per Eilverfahren zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, weil er gegen Meldeauflagen verstoßen haben soll. Ihm dohen jetzt weitere Prozesse und noch empfindlichere Strafen.

Die von seinen Gefolgsleuten organisierten Proteste hatten, bedingt durch die Zeitverschiebung, bereits Samstagmorgen im Osten Russlands begonnen, bevor sie den europäischen Teil Russlands erreichten.

90-Jährige an der Wut-Front

In der 500.000-Einwohner-Stadt Chabarowsk an der Grenze zu China empörten sich Demonstranten auch über Präsident Wladimir Putin. Hintergrund ihres Ärgers ist offenbar ein Video, dass einen mutmaßlich privaten Palast-Neubau Putins am Schwarzen Meer offen gelegt hat. Der Prachtbau soll mit Schmiergeldern finanziert worden sein.

Eine Frau im Rentenalter sagte in Chabarowsk: "Sie haben ganz Russland geplündert. Wie können wir uns damit abfinden? Sie haben es geplündert! Öl, Gas - wem gehört das? Warum hat eine kleine Gruppe von Menschen alles in ihren Händen?"

Der Mut der 90-Jährigen, die sich Polizisten entgegen stellte, wurde auch in sozialen Medien gewürdigt.

Ein  Mann in Charabowsk erzürnte sich: "Die Preise steigen, alles wird teurer. Schauen Sie, wie die Regionen leben und wie Moskau... schauen Sie, wie sie dort leben, hinter dem Ural. Und dann kommst du hierher und siehst, wie die Leute hier in den Dörfern leben. Die Fernsehberichte sind eine Sache, aber dann schaut man sich um und erkennt die Realität."

Auch im sibirischen Tomsk gingen viele Demonstranten trotz extremer Minustemperaturen und Strafandrohungen der Behörden auf die Straße. Viele von ihnen skandierten: "Putin ist ein Dieb!"

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