Lockdown macht digitale Armut sichtbar: "Essen - oder ein Computer?"

Symbolfoto für Lernen am Laptop
Symbolfoto für Lernen am Laptop Copyright Uli Deck / (c) Copyright 2021, dpa (www.dpa.de). Alle Rechte vorbehalten
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Von Amanda Coakley mit Euronews
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Die digitale Kluft in der britischen Gesellschaft ist wohl größer, als es die Regierung in London wahrhaben will. Das wird am Beispiel der nicht gerade wohlhabenden englischen Großstadt Birmingham deutlich. Amanda Coakley ist dort den digitalen Problemen auf den Grund gegangen.

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Majid Othman ist achtzehn und hofft, im September Biochemietechnik in Birmingham zu studieren, aber der Lockdown hat neue Herausforderungen mit sich gebracht.

Eine der größten ist der Zugang zu seinem digitalen Klassenzimmer. Mit nur einem Laptop für ihn und seine drei Geschwister kann er nur an einem Bruchteil seiner Kurse teilnehmen. Das hat Auswirkungen auf seine Schulleistungen und seine mentale Gesundheit.

Majid Othman schilderte seine Sorgen im Gespräch mit Euronews-Reporterin Amanda Coakley: "Mir ist das irgendwie peinlich, weil die Lehrer mir ständig E-Mails schreiben, dass ich mit meiner Arbeit im Rückstand bin und so, aber in der Schule war das nie der Fall. Die Lehrer müssen also denken, dass ich faul bin oder so, aber in Wirklichkeit bin ich das nicht."

Leuchtturm in der Online-Dunkelheit

Die Heath Mount Grundschule liegt im Zentrum von Birmingham. Sie ist zu einem Leuchtturm für Familien geworden, die durch die Online-Welt in die Dunkelheit gestürzt werden.

Das Ehepaar Hafsha und Salim Shaikh hat mit der Schule zusammengearbeitet, um der Gemeinde Geräte zu spenden, aber sie sind besorgt darüber, dass Familien in digitale Armut fallen.

Hafsha Shakih hat die Lage in ihrem Umfeld analysiert: "Einige der Gemeinden sind sehr arm und auch die meisten Eltern, manche Eltern haben keine sehr guten Englischkenntnisse. Wir haben auch sehr niedrige Alphabetisierungsraten in dieser Gegend und wir haben uns sofort Gedanken über die Auswirkungen gemacht, nicht nur für die Kinder und ihr Lernen, sondern auch darüber, wie um alles in der Welt die Eltern damit zurechtkommen werden."

"Krasse digitale Kluft"

Euronews-Reporterin Amanda Coakley fasste zusammen: "Der Lockdown hat die krasse digitale Kluft in Großbritannien in den Fokus gerückt. Es wird geschätzt, dass hier 1,9 Millionen Haushalte keinen Zugang zum Internet haben und 11,9 Millionen nicht über die Fähigkeiten verfügen, die die Regierung als wesentlich erachtet, um online zu gehen. Hier im Zentrum von Birmingham haben Familien gelitten, viele standen vor der Wahl: Essen oder Daten? Essen oder ein Computer?"

Der Zugang zu Bildung ist nur ein Teil der digitalen Probleme. Die britische Regierung sagt, sie habe 1,3 Millionen Computer ausgegeben, aber viele benachteiligte Schüler in Balsall Heath warten noch immer auf einen. Mit der Ungewissheit darüber, wann die Schulen in England wieder öffnen werden, geraten die Eltern unter starken Druck, online gehen zu müssen.

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