Flucht vor den Taliban: Auch afghanische Ortskräfte werden ausgeflogen

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Von Euronews mit dpa
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Deutschland und die USA fliegen Botschaftsmitarbeiter:innen und frühere afghanische Mitarbeiter:innen der Behörden und des Militärs aus, die sich vor den Taliban in Sicherheit bringen wollen.

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Die Taliban setzten ihre Gebietsgewinne in Afghanistan mit hohem Tempo fort. Binnen einer Woche haben sie mehr als die Hälfte aller Provinzhauptstädte eingenommen und beherrschen zwei Drittel des Landes. Am Freitag haben sie ihren Vormarsch im Süden abgeschlossen und in einer Blitzoffensive vier weitere Provinzhauptstädte eingenommen.

Die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul hält nur noch einige Provinzen im Zentrum und im Osten sowie die nördliche Stadt Mazar-i-Sharif.

Dänemark und Norwegen haben ihre Botschaften bereits geschlossen, andere Länder verkleinern ihre Vertretungen.

Auch Afghan:innen, die für die Deutschen gearbeitet haben, werden ausgefolgen

"Wir werden die Belegschaft der deutschen Botschaft in Kabul in den nächsten Tagen auf das operativ notwendige absolute Minimum reduzieren", sagte der deutsche Außenminister Heiko Maas (SPD). "Wir werden ein Krisenunterstützungsteam sofort nach Kabul schicken., das uns dabei hilft die Sicherheitsvorkehrungen zu erhöhen und die Maßnahmen, die wir beschlossen haben, auch umzusetzen."

Maas sagte, die Botschaftsmitarbeiter würden mit Chartermaschinen ausgeflogen. Darin würden auch afghanische Ortskräfte, die früher für die Bundeswehr oder Bundesministerien gearbeitet haben oder heute noch für sie arbeiten, ausgeflogen. Maas bekräftigte, dass die Visaerteilung für die Ortskräfte in Deutschland erfolgen werde, um den Prozess zu beschleunigen.

Auch das US-Militär fliegt Tausende früherer afghanischer Mitarbeiter der US-Behörden und des US-Militärs aus, die sich vor den Taliban in Sicherheit bringen wollen.

Guterres: "Afghanistan gerät außer Kontrolle"

UN-Generalsekretär António Guterres hat dieTaliban zur sofortigen Einstellung ihres gewaltsamen Einnahmen aufgerufen. "Es kann nur zu einem verlängerten Bürgerkrieg oder der kompletten Isolation von Afghanistan führen", so Guterres am Freitag vor Journalisten in New York. Er hoffe auf eine mit allen Parteien verhandelte Einigung zur Beendigung des Konfliktes.

Immer mehr Länder rufen dazu auf, den diplomatischen Weg zu intensivieren und sind der Meinung, dass die westliche Militärpräsenz nicht der richtige Weg sei.

Bei einem Treffen der NATO-Mitglieder am Freitag in Brüssel erklärte der Generalsekretär Jens Stoltenberg, dass die NATO nach wie vor die afghanische Regierung und die Sicherheitskräfte unterstützt. Die Taliban werden niemals vom Westen anerkannt, wenn sie Afghanistan mit Gewalt erobern, so Stoltenberg.

"Wir dürfen Afghanistan jetzt nicht den Rücken kehren", so der britische Premierminister Boris Johnson. "Sondern wir als Mitglieder des Sicherheitsrates und als ein Land, das tief in die strategische Zukunft der Region involviert ist, müssen weiterhin mit unseren Partnern zusammenarbeiten und sicherstellen, dass die Regierung in Kabul nicht zulässt, dass dieses Land erneut zum Nährboden für Terror wird."

Während Kabul noch nicht direkt bedroht ist, haben die Taliban in der Provinz Logar, etwa 80 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, gegen Regierungstruppen gekämpft. Das US-Militär schätzt, dass Kabul innerhalb von 30 Tagen an die Tabilan fallen könnte.

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