Bericht aus Kabul: Taliban schreien und schlagen mit Stöcken

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Von Anelise Borges
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Die Taliban haben damit begonnen, das Gesicht Afghanistans zu verändern. Euronews-Reporterin Anelise Borges berichtet aus Kabul.

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Die Taliban haben damit begonnen, das Gesicht Afghanistans zu verändern. Obwohl sie darauf bestehen, dass sie nicht mehr die brutale Gruppe sind, die in den 90er Jahren hier herrschte, haben sie den Befehl erteilt, die farbenfrohen Wandmalereien, die in der Hauptstadt Kabul Botschaften der Hoffnung und des Friedens verbreiteten, mit weißer Farbe und islamischen Sprüchen zu übermalen.

Bunte Häuserfassaden verschwinden

Aber es braucht mehr als einprägsame Phrasen, damit die Taliban regieren können. Und das wissen sie. Sie müssen das Vertrauen der internationalen Gemeinschaft gewinnen, um die Hilfen zu bekommen, die bislang 30 Prozent des Staatshaushalts ausgemacht haben - und 90 Prozent der Gehälter im öffentlichen Dienst.

Die vielleicht größte Herausforderung wird jedoch sein, das Vertrauen der Einheimischen zu gewinnen, die zumindest im Moment nicht von den Taliban 2.0 überzeugt sind.

Menschen müssen auf der Straße in die Hocke gehen

Vor dieser Bankfiliale in Kabul waren die Männer gezwungen in die Hocke zu gehen und so zu warten, bis sie an der Reihe waren. 20.000 Afghani, etwa 200 US-Dollar, dürfen sie abheben. Es ist die Obergrenze für Abhebungen, bis die Taliban Zugang zu den Reserven des Landes haben, die die USA derzeit eingefrorenen haben.

"Es ist keine konventionelle Art Kontrolle auszuüben. Diese Taliban-Mitglieder schreien und schlagen mit Stöcken auf die Menschen ein. Sie versuchen, sie zum Sitzen zu bringen, während sie in der Schlange warten", erklärt Euronews-Reporterin Anelise Borges, die aus Kabul berichtet.

"Das ist ein Versuch der Taliban, die Situation zu organisieren. Viele Menschen hier haben Schwierigkeiten, an Bargeld zu kommen. Aber die Art und Weise, wie sie die Dinge handhaben, es ist wirklich schwer, das anzuschauen."

Taliban-Befehlshaber: "Menschen, die Angst haben, haben ein Verbrechen begangen"

Die Euronews-Reporterin fragte einen Taliban-Befehlshaber, ob er die Angst der Menschen verstehen kann und wie die Gruppe ihr entgegenwirken will.

"Das afghanische Volk hat keine Angst vor den Taliban, denn die Taliban sind aus der Mitte des Volkes gekommen", antwortet Qari Karimullah Sajid. "Das afghanische Volk hat keine Angst vor den Taliban, denn die Taliban sind aus der Mitte des Volkes gekommen, sie sind die Kinder dieses Afghanistans, und einige Leute, die Angst haben, haben ein Verbrechen begangen."

Qari Karimullah Sajid erklärte, dass allen Menschen ihre "Verbrechen" vergeben wurden, darunter auch die Zusammenarbeit mit der vorherigen Regierung oder den ausländischen Truppen.

Er versprach, dass jeder einen Platz in der neuen Regierung haben werde. Selbst Frauen - wenn auch nicht an der Spitze. "Warum können Sie keine Ministerinnen sein? Warum können sie nicht so mächtig sein wie Männer?", wollte Euronews wissen.

Taliban-Befehlshaber: "Situation im Land hat sich seit 20 Jahren verschlechtert"

"Ich kenne die genaue Politik des Emirats nicht, aber ich kann für mich selbst sagen, dass die Sicherheitslage und die derzeitige Situation im Land es einer Frau nicht erlauben, jetzt in den hohen Positionen der Regierung zu arbeiten, die Situation im Land hat sich seit 20 Jahren verschlechtert, aber vielleicht werden sie in Zukunft in der Lage sein, in hohen Positionen zu arbeiten."

Wie viel die Taliban ausradieren müssen, um ihr islamisches Emirat zu gründen, ist die Frage, die viele hier beschäftigt. Aber jetzt, wo das Undenkbare geschehen ist, werden sie es sein, die entscheiden, wie Afghanistan in Zukunft aussehen wird.

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