Leute vor der Wahl 2021: "Wir denken, wir schaffen das"

Franziska Grotz
Franziska Grotz Copyright Erik Bergmeyer/Copyright(C) Erik Bergmeyer 2020, CC (by-nc-nd)
Von Euronews
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In der Portraitreihe Leute vor der Wahl 2021 erzählen Wähler:innen im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September was ihnen wichtig ist und was sie von der neuen Regierung erwarten.

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In der Portraitreihe Leute vor der Wahl 2021 erzählen Wähler:innen im Vorfeld der Bundestagswahl am 26. September was ihnen wichtig ist und was sie von der neuen Regierung erwarten.

Ihre Motivation für alles was sie mache, sei immer auch politisch. Es gehe ihr stets darum, etwas dafür zu tun, dass die Welt ein bisschen besser macht, sagt Franziska Grotz aus Kempten im Allgäu. Sie studiert Grundschullehramt in Regensburg und engagiert sich für den Klimaschutz und im Sportverein.

Den Menschen, die nach ihr kommen, sagt die 22-Jährige, vor allem den Kindern, einfach einen positiven "Impact" zu hinterlassen, darum gehe es. "Und das ist es auch, was ich von Politikerinnen und Politikern erwarte und was ich an Hoffnungen in die kommende Wahl setze.“

Einfach mal sagen, 'die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meinen, dass diese Idee gut ist, also probieren wir die jetzt einfach mal - wir denken, wir schaffen das!'.
Nicht immer nur gucken was passiert und dann darauf reagieren.
Franziska Grotz, Studentin Grundschullehramt

Franziska Grotz

Studentin, Grundschullehramt
22 Jahre alt, Kempten im Allgäu

Was ist für Sie das wichtigste Thema bei der Bundestagswahl?

„Ganz klar, der Klimaschutz und dass wir es noch irgendwie schaffen, das 1,5 Grad-Ziel und das Pariser Klimaabkommen einzuhalten. Denn wir sehen in den vergangenen Wochen an Flutkatastrophen, an Brandkatastrophen, an Hitzewellen und anderen Wetterextremen, dass der Klimawandel kein Szenario mehr ist, sondern Realität.

Es ist also unabdingbar, dass wir irgendwas machen, um zumindest die Erwärmung so weit einzudämmen, dass wir auf der Welt weiterhin leben können. Und was wir gerade sehen, ist eine Erwärmung von einem Grad, im Pariser Abkommen steht 1,5 höchstens 2 Grad, und wir können uns vorstellen, was dann passiert - deshalb ist das jetzt einfach das wichtigste Thema.“

Was hat sich für Sie durch die Coronakrise geändert?

"Ich war insofern privilegiert, weil meine Eltern beide etwas arbeiten, das durch Corona nicht stark beeinflusst war und wir so keine finanziellen Schwierigkeiten hatten. Aber für mich war es natürlich schon eine große Einschränkung, dass ich seit eineinhalb Jahren nicht mehr in der Uni war, außer manchmal zu Prüfungen, die dann doch in Präsenz stattgefunden haben.

Während meines Praktikums in der Schule habe ich gesehen, dass Kinder in der ersten Klasse, die vier Monate nicht in der Schule waren, nicht lesen konnten. Besonders Kinder von Eltern, die vielleicht eine andere Sprache sprechen, sie hatten einfach keine Chance ihren Kindern angemessen zu helfen."

Im Praktikum habe ich gesehen, dass Kinder in der ersten Klasse, die vier Monate nicht in der Schule waren, nicht lesen konnten. Besonders Kinder von Eltern, die vielleicht eine andere Sprache sprechen. Sie hatten keine Chance ihren Kindern angemessen zu helfen.
Franziska Grotz, Studentin Grundschullehramt

Was wünschen Sie sich für die neue Ära in Deutschland nach Angela Merkel?

"Dass alle Politikerinnen und Politiker mehr Politik für die Menschen machen und weniger für sich persönlich. Das ist ein Vorwurf, den ich nicht allen machen will, aber ganz oft habe ich das Gefühl, dass Dinge entschieden werden, um Macht zu erhalten, um bei der nächsten Wahl noch zwei Prozent mehr zu bekommen. Das Gemeinwohl und das, worum es geht, wenn man sich politisch engagiert, fällt hinten runter und das finde ich schade.

Mehr Werteorientierung, mehr Menschenorientierung, auch Sachorientierung wünsche ich mir und weniger Machtorientierung. Keine Politik für die nächsten vier Jahre, sondern für eine lebenswerte Zukunft und ein funktionierendes Deutschland."

Welche Eigenschaften sollte die nächste Kanzlerin oder der nächste Kanzler haben?

"Ich wünsche mir eine Kanzlerin oder einen Kanzler, die die Zukunft bedenkt und nicht nur den Status Quo erhält. Regieren bedeutet für mich aktiv gestalten. Die Person sollten mit allen ins Gespräch kommen, die Teil der Entscheidung sind. In vielen Bereichen wäre mehr Mut gefragt, es ein bisschen anders machen, weil es in manchen Bereichen notwendig ist, dass wir schneller vorankommen, zum Beispiel beim Klimaschutz, als bisher.

Auch mutige Lösugen suchen. Natürlich wollen wir keine Versuchskaninchen sein, aber auch einfach mal zu sagen, 'die meisten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler meinen, dass diese Idee gut ist, also probieren wir die jetzt einfach mal - wir denken, wir schaffen das". Nicht immer nur gucken was passiert und dann darauf reagieren."

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