Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus geht an das Pegasus-Projekt

Die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia war am 16.Oktober 2017 auf Malta durch eine Autobombe ermordet worden.
Die investigative Journalistin Daphne Caruana Galizia war am 16.Oktober 2017 auf Malta durch eine Autobombe ermordet worden. Copyright Jonathan Borg/AP
Von Euronews
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Der erste Preis für Journalismus zu Ehren der ermordeten maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia geht an das Pegasus-Projekt.

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IIn Brüssel ist erstmals der Daphne-Caruana-Galizia-Preis für investigativen Journalismus des EU-Parlaments verliehen worden.

Ausgezeichnet wurde das sogenannte Pegasus-Projekt, ein 80-köpfiges Rechercheteam, koordiniert vom Verein Forbidden Stories. das sich mit dem Einsatz einer geheimen Spionagesoftware befasste.

"Straflosigkeit tötet Journalisten"

Laurent Richard von Forbidden Stories, der den Preis gemeinsam mit Sandrine Rigaud stellvertretend entgegennahm, sagte: "Straflosigkeit tötet Journalisten. Und wenn man sich genau anschaut, für welche Art von Reportagen Journalisten getötet werden, geht es meistens um dieselben Themen, zu denen Daphne recherchierte: Korruption, Geldwäsche, Menschenrechtsverletzungen, Umweltverbrechen. Deshalb müssen wir uns bei diesen wichtigen Themen zusammentun".

Das Pegasus Project ist eine Untersuchung, die von einem globalen Konsortium von mehr als 80 Journalisten aus 17 Medien (darunter Le Monde, The Guardian und die Washington Post) in 10 Ländern veröffentlicht wurde, koordiniert von Forbidden Stories mit der technischen Unterstützung des Security Lab von Amnesty International.

Bei der Untersuchung ging es um die Spionagesoftware Pegasus, die von der israelischen Firma NSO hergestellt wurde und die nach Angaben der ermittelnden Journalisten dazu genutzt wurde mindestens 180 Journalisten zu überwachen.

Ein Preis zu Ehren von Daphne Caruana Galizia

Der mit 20.000 EUro dotierte Preis wurde zu Ehren der maltesischen Investigativjournalistin Daphne Caruana Galizia geschaffen, die vor fast genau vier Jahren durch eine Autobombe getötet wurde.

Die Söhne der Journalistin waren bei der Verleihung anwesend. Matthew Caruana Galizia erklärte danach euronews gegenüber. "Ich hoffe, dass die Preisträger diejenigen ermutigen werden, die nicht nur die Arbeit meiner Mutter, sondern auch die Ermittlungen gegen Korruption und organisiertes Verbrechen in Europa im Allgemeinen fortsetzen wollen.

Es sind diese Kräfte der Korruption, des Machtmissbrauchs und autoritäre Staatsformen, die Journalisten heute in Gefahr bringen".  

Mit dem Daphne-Caruana-Galizia-Preis für Journalismus werden herausragende Journalisten geehrt, deren Arbeit sich mit den Werten und Prinzipien der EU befasst. Er wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. 

Mehr als 200 JournalistInnen oder Journalistenteams hatten sich beworben mit Artikeln oder Recherhchen, die zwischen 1.9.2020 und 31.8.2021 veröffentlicht wurden. 

Die Verleihung fand im Europäischen Parlament in Brüssel statt.

Die Verleihung des Journalismus-Preises in voller Länge

Pegasus-Projekt: Zugang zu mehr als 50.000 Datensätzen

Auslöser der Recherche war eine Liste mit mehr als 50 000 Telefonnummern, die Forbidden Stories sowie Amnesty International zugespielt wurde. Über 80 Journalisten von 17 Medienunternehmen aus 10 Ländern überprüften die Nummern und erhielten Einblicke in die Welt der Überwachungssoftware.

Dabei deckten sie auf, dass das Programm - entgegen wiederholten Beteuerungen der israelischen Entwicklerfirma NSO Group - missbraucht wurde. Sie konnten nachweisen, dass unter anderem mehrere Staats- und Regierungschefs sowie mindestens 180 Journalisten, Menschenrechtsverteidiger, Gewerkschafter, Diplomaten und mehrere Staats- und Regierungschefs ins Visier genommen wurden.

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