Kein Lohn, keine Papiere - 18 Jahre Ausbeutung in katholischer Einrichtung?

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Von Euronews mit AP
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Eine Gruppe von 42 Frauen aus Argentinien und Paraguay hat beim Vatikan Beschwerde wegen Arbeitsausbeutung und Machtmissbrauch eingereicht. Sie sollen zwischen 1974 und 2015 für die römisch-katholische Einrichtung Opus Dei gearbeitet haben.

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Eine Gruppe von 42 Frauen aus Argentinien und Paraguay hat beim Vatikan Beschwerde wegen Arbeitsausbeutung und Machtmissbrauch eingereicht. Zwischen 1974 und 2015 sollen die Frauen für die römisch-katholische Einrichtung Opus Dei gearbeitet haben. 

Alle Frauen geben an, dass sie niemals für ihre Arbeit bei der Organisation bezahlt wurden. Den Familien der oft noch minderjährigen Mädchen wurde eine Ausbildung versprochen, doch stattdessen hätten sie jahrelang in den Zentren und Altersheimen der konservativen Ordensorganisation unentgeldlich gekocht und geputzt - so der Vorwurf.

18 Jahre lang 12-Stunden-Tage ohne Bezahlung?

Lucía Giménez sagt, sie spüre immer noch den Schmerz in ihren Knien, den sie im Alter von 16 Jahren verspürte, als sie stundenlang den Boden der Herrentoilette im Opus Dei in der argentinischen Hauptstadt schrubbte. Giménez, heute 56 Jahre alt, sagt, als sie in ihrer Heimat Paraguay der konservativen katholischen Gruppe beitrat, habe man ihr und ihrer Familie gesagt, dass sie eine höhere Ausbildung erhalten würde.

18 Jahre lang arbeitete sie als Numerarier-Assistentin, so werden die Frauen genannt, die sich um den Haushalt in den Opus Dei-Residenzen kümmern.

"Man denkt, man hat eine Hingabe an Gott, man muss das tun. Man hat keine Zeit zum Nachdenken, zum Kritisieren. Man muss sich damit abfinden, weil man sich Gott völlig hingeben muss. Außerdem haben sie uns gesagt, dass die Numerarier unser Gehalt zahlen, aber ich habe kein Geld gesehen", so Giménez. 

Als Numerarier werden in der Ordensoraganisation die Mitglieder höheren Ranges bezeichnet. "Letztlich gehst du nur mit dem, was du am Leibe trägst. Niemand sagt, 'Danke für deinen Dienst, es tut uns leid, nimm dieses Geld' oder wenigstens eine Empfehlung", sagt Giménez. 

Sie sagt, sie habe Wäsche gewaschen, Bäder geschrubbt und sich um die Mitglieder der Gruppe gekümmert, und das an 12-Stunden-Arbeitstagen, obwohl das argentinische Arbeitsrecht maximal acht Stunden erlaubt und ihre Pausen auf die Essens- und Gebetszeiten beschränkt waren.

Fall erregt weltweit Aufmerksamkeit

In der offiziellen Beschwerde an den Vatikan in Rom heißt es, die Frauen hätten unter illegalen Bedingungen für die römisch-katholische Einrichtung gearbeitet: ohne Bezahlung, ohne Arbeitszeitbegrenzung, ohne Papiere. Die Frauen fordern eine öffentliche Entschuldigung und eine finanzielle Entschädigung von Opus Dei und dem Vatikan.

Der argentinische Anwalt der Frauen, Sebastián Sal, sagt, der Fall habe weltweit Aufmerksamkeit erregt und andere, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, würden diesem Beispiel folgen.

"Das ist etwas, das es nicht nur hier in Argentinien gibt, es ist eine interne Politik von Opus Dei. Die Suche nach diesen Frauen funktioniert überall gleich. Deshalb gibt es zum Beispiel in Afrika viele ähnliche Fälle. Nach der Klage ist in Mexiko eine Gruppe aufgetaucht, die sich ebenfalls organisiert. In Spanien ist das auch sehr verbreitet."

Die Sprecherin von Opus Dei, Josefina Madariaga, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Associated Press, man wäre an einer Klärung interessiert: "Die Wahrheit ist, dass wir sie gerne empfangen würden, um ihnen zuzuhören, um zu verstehen, was passiert ist, um die Situation zu verstehen und um zu versuchen, diese Wunde zu heilen."

Opus Dei - lateinisch für "Werk Gottes" - wurde 1928 von dem spanischen Priester Josemaría Escrivá gegründet und ist mit 90.000 Mitgliedern in rund 70 Ländern vertreten. Die Laiengruppe, die von Papst Johannes Paul II., der Escrivá 2002 heiligsprach, sehr geschätzt wurde, hat einen einzigartigen Status in der Kirche, der als Personalprälatur bezeichnet wird, und ist dem Papst direkt unterstellt.

Die meisten Mitglieder sind Laien mit weltlichen Berufen und Familien, die sich um die "Heiligung des gewöhnlichen Lebens" bemühen. Andere Mitglieder sind Priester oder zölibatär lebende Laien.

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