Zu gynäkologischer Untersuchung gezwungen: 7 Australierinnen verklagen Katar

Der internationale Flughafen in Doha, Katar. Hier wurden zahlreiche Frauen gegen ihren Willen gynäkologisch untersucht, um die Mutter eines Neugeborenen ausfindig zu machen.
Der internationale Flughafen in Doha, Katar. Hier wurden zahlreiche Frauen gegen ihren Willen gynäkologisch untersucht, um die Mutter eines Neugeborenen ausfindig zu machen. Copyright KARIM JAAFAR/AFP
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Von Alexandra Leistner
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Als im Oktober 2020 am Flughafen in Doha ein Neugeborenes entdeckt wurde, wurden zahlreiche Frauen in Krankenwägen gynäkologisch untersucht. Sieben Australierinnen wollen jetzt die Behörden in Katar verklagen.

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Sieben Frauen, die Ende 2020 auf dem Flughafen von Doha gynäkologischen Zwangsuntersuchungen unterzogen wurden, wollen die katarischen Behörden vor einem australischen Gericht verklagen. Diese Ankündigung wurde am Montag von ihrem Anwalt gemacht.

Am 2. Oktober 2020 hatten Beamte des internationalen Flughafens Doha ein frühgeborenes Baby in den Toiletten des Flughafens gefunden. Mit einer Suchaktion sollte die Mutter des Kindes so schnell wie möglich gefunden werden.

Die Passagier:innen von zehn Qatar-Airways-Flügen ab Doha, darunter 13 australische Frauen, wurden aus den Flugzeugen geholt und in Krankenwagen gebracht, wo sie körperlich untersucht und ihnen ein Abstrich gemacht wurde, um festzustellen, ob sie kürzlich entbunden hatten.

Der Fall erregte international Aufsehen.

Sieben der Betroffenen wollen Katars Zivilluftfahrtbehörde, den internationale Flughafen Hamad, Qatar Airways und die katarische Regierung jetzt vor einem australischen Gericht verklagen.

Ziel ist es, "den katarischen Behörden eine Botschaft zu senden, dass sie Frauen nicht auf diese Weise behandeln können", sagte Damian Sturzaker, der Anwalt der Klägerinnen.

"Stolz vertrete ich die mutigen Frauen, die sich gegen den Staat von Katar wenden", schreibt Sturzaker auf Twitter.

In dem Spendenaufruf, den der Anwalt der Australierinnen in seinem Tweet verbreitete, schreibt der Initiator, Dr. Wolfgang Babeck, er sei selber Passagier einer der Maschinen gewesen, aus denen Frauen "von bewaffneten katarischen Behörden" aus dem Flugzeug begleitet wurden.

"Sie fürchteten um ihr Leben, dass man sie als Geiseln halten würde oder sie in einen terroristischen Vorfall verwickelt seien. Die meisten der Frauen wurden dann in Krankenwagen auf dem Rollfeld des Flughafens gebracht und von den katarischen Behörden einer invasiven, nicht einvernehmlichen Leibesvisitation und Untersuchung unterzogen."

Den Spendenaufruf startete Babeck nach eigenen Angaben unter seinem Namen, um die Anonymität der Frauen zu gewahren. Die Frauen haben sich in Australien auch einem TV-Sender anvertraut, um auf ihren Fall aufmerksam zu machen.

Weltmeisterschaft in Katar

Katar ist eine ultrakonservative muslimische Monarchie, in der Sex und Fortpflanzung außerhalb der Ehe mit Gefängnis bestraft werden.

Im Vorfeld der Fußballweltmeisterschaft kämpft das Land darum, Skeptiker von der Glaubwürdigkeit seiner Versprechen in Bezug auf Frauenrechte, Arbeitnehmerrechte und Demokratie zu überzeugen.

Fußball-Weltmeisterschaft 2022: Amnesty prangert Katar wegen unbezahlter Arbeit an

Als Reaktion auf die internationale Kritik, hat Katar zugesagt, die "Sicherheit" der Passagiere in Zukunft zu gewährleisten.

Die Regierung entschuldigte sich und ein Flughafenpolizist, der die Tests überwacht hatte, wurde Berichten zufolge verurteilt.

Sturzaker erklärte jedoch, dass die Opfer ihren Fall noch vor dem FIFA-Turnier vorbringen wollten, um sicherzustellen, dass Frauen vor ihrer Reise nach Katar gut informiert sind.

"Sie müssen sich darüber im Klaren sein, dass trotz des Anscheins eines hoch entwickelten und modernen Flughafens sowie einer modernen nationalen Fluggesellschaft, diese Vorfälle geschehen sind und sich jederzeit wiederholen können", betonte er.

Die katarische Botschaft in Canberra und Qatar Airways reagierten nicht auf Bitten um Stellungnahme.

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