Was steckt drin im Astra-Zeneca-Impfstoff?

Astra-Zeneca-Impfdosis in Bukarest, Rumänien, 15.02.2021
Astra-Zeneca-Impfdosis in Bukarest, Rumänien, 15.02.2021 Copyright Andreea Alexandru/Copyright 2021 The Associated Press. All rights reserved.
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Von Rafael Cereceda
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Der Corona-Impfstoff von Astra-Zeneca basiert auf einem genetisch modifizierten Adenovirus und war nach Pfizer/BioNTech und Moderna der dritte Impfstoff, der in der EU zugelassen wurde.

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Der vom britischen Arzneimittelhersteller AstraZeneca und der Universität Oxford entwickelte Impfstoff wurde Ende Januar dieses Jahres als dritter Impfstoff in Europa zugelassen.

Eine große Hoffnung, die die Zulassung des Impfstoffs durch die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) mit sich brachte, war die Beschleunigung der nationalen Impfbemühungen, die zunächst nur langsam in Gang kamen.

Denn im Vergleich zu den anderen beiden zugelassenen Corona-Impfstoffen kann das Vakzin Vaxzevria® bis zu sechs Monate lang bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden und ist somit auch einfacher zu transportieren. Der Moderna-Impfstoff muss bei -18`°C gelagert werden und der Pfizer/BioNTech-Impfstoff sogar bei -70°C.

Zudem ist der Impfstoff relativ preiswert zu produzieren, eine Dosis des Impfstoffs kostet etwa 6 Euro. Der Corona-Impfstoff von Pfizer/BioNTech kostet rund 33 Euro, der Moderna-Impfstoff sogar rund das Doppelte.

In Großbritannien war der Impfstoff bereits vor Weihnachten 2021 zugelassen worden. Der britische Gesundheitsdienst NHS veröffentlichte die Liste der Bestandteile des Impfstoffs.

In vielen Ländern wird der Impfstoff von AstraZeneca gemeinsam mit einem mRNA-Impfstoff empfohlen, also wer bei der ersten Dosis Vaxzevria bekam, soll bei der zweiten Impfung Moderna oder BioNTech bekommen, 

Zudem wird von der STIKO die Verwendung von Vaxzevria bei Personen ab 60 Jahren empfohlen. 

Genetisch modifiziertes Adenovirus von Schimpansen

Der Hauptbestandteil des Vektor-Impfstoffs von AstraZeneca und der Universität Oxford ist ein Schimpansen-Adenovirus, das genetisch so verändert wurde, dass es sich in unserem Körper nicht vermehren kann. Ein Teil des genetischen Codes des neuen Corona-Virus wird in das Adenovirus eingebaut. Dieses transportiert ("Vektor") die genetische Information in die menschlichen Zelle hinein.

Adenoviren sind sehr verbreitete Viren, die sowohl bei Menschen als auch bei Tieren verschiedene Krankheitsbilder verursachen, darunter Erkältungen oder andere Atemwegserkrankungen.

Vektor-Impfstoffe basieren auf einer Technologie, die seit Jahren in der Entwicklung ist. Auch der Astra-Zeneca-Impfstoff reproduziert, wie die beiden anderen mRNA-Impfstoffe, die genetische Sequenz des Spike-Proteins des neuen Coronavirus, also die Spitze, die das Virus benutzt, um in unsere Zellen einzudringen. Das Immunsystem lernt, sich bei Exposition gegen COVID-19 zu verteidigen, indem es neutralisierende Antikörper bildet und eine Reaktion der T-Zellen des Immunsystems hervorruft.

Aminosäuren, Salze und Konservierungsstoffe

Die meisten Zusatzstoffe sind nicht ungewöhnlich. Im Gegensatz zu den Impfstoffen von Pfizer/BioNTech und Moderna benötigt er keine Lipide zur Konservierung.

- L-Histidin: eine essentielle Aminosäure, die wir täglich mit der Nahrung aufnehmen

- L-Histidinhydrochlorid-Monohydrat: eine andere chemische Form dieser Aminosäure

- Magnesiumchlorid-Hexahydrat: eine gängige Art von Salz

- Polysorbat 80: Ein in Pharmazeutika und Kosmetika vorkommender Verdickungszusatz, der auf Fette einwirkt

- Ethanol: einAlkohol

- Sucrose: ein Zucker

- Natriumchlorid: Kochsalz

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- **Natriumedetat (EDTA)**wird als Zusatzstoff in Lebensmitteln und in der Medizin zur Entfernung von Schwermetallen, als Gerinnungshemmer und auch zur Verhinderung der Bildung von Biofilmen durch Bakterien eingesetzt. Es hat antimikrobielle Eigenschaften und ist auch in zahlreichen Medikamenten als "sonstiger Bestandteil" (z.B. Konservierungsmittel) enthalten

- Wasser für Injektionszwecke

Fehler bei der Berichterstattung über klinische Tests

Die Forscher von der Uni Oxford und Astra-Zeneca sorgten für Schlagzeilen, als sie bekannt gaben, dass der Impfstoff aufgrund eines Dosierungsfehlers bei Patienten, die bei der ersten Injektion nur eine halbe Dosis und bei der zweiten Injektion eine volle Dosis erhielten, wirksamer war. Bei weiteren Tests wurden ähnliche Ergebnisse erzielt, als man die komplette Dosis in zwei erforderlichen Impfungen verabreichte.

Nebenwirkungen

In Bezug auf die Nebenwirkungen berichten etwa 60 Prozent der Patienten berichten über Empfindlichkeit an der Einstichstelle, 50 Prozent über Schmerzen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen oder Müdigkeit, 40 Prozent über Muskelschmerzen oder Unwohlsein, 30 Prozent über Schüttelfrost oder hohe Temperatur, 20 Prozent über Gelenkschmerzen und Übelkeit. Im Allgemeinen handelt es sich um milde Symptome, die innerhalb weniger Tage vorübergehen.

Mitte März haben zahlreiche europäische Länder die Impfungen mit dem Vakzin vorübergehend gestoppt. Grund dafür sind mehrere Fälle von Blutgerinnseln, die im Zusammenhang mit einer Astra-Zeneca-Impfung gemeldet wurden. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte bei 5 Millionen Geimpften im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) 30 Fälle von "thromboembolischen Ereignissen" festgestellt. Diese Zahl liegt statistisch jedoch nicht höher als die in der nicht geimpften Bevölkerung.

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Das Unternehmen AstraZeneca hat in einer Mitteilung erklärt, dass die Daten der 17 Millionen mit AZD1222 Geimpften in der EU und in Großbritannien kein Rückschluss auf ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel oder eine Lungenembolie zulassen. In der gesamten EU und in Großbritannien wurden laut dem Konzern unter den Geimpften 15 Fälle von tiefer Venenthrombose (DVT) und 22 Fälle von Lungenembolie gemeldet.

Was sind Sinusvenenthrombosen?

Bei den nach den Impfungen vorkommenden Thrombosen handelt es sich laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) um Sinusvenenthrombosen. Die Sinusvenen transportieren sauerstoffarmes Blut aus dem Kopf zum Herz. Durch die Sinusvenenthrombose verstopfen Blutgerinnsel die Sammelvenen des Gehirns - und können eventuell einen Schlaganfall verursachen. Bei dieser sehr seltenen Thromboseform gibt es einen Mangel an Blutplättchen sowie Blutungen.

Das Paul-Ehrlich-Institut rät, dass mit AZD1222 von AstraZeneca Geimpfte, die starke und andauernde Kopfschmerzen haben oder punktförmige Hautblutungen, sofort zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen sollen. Sinusvenenthrombosen kommen vor allem bei Patient:innen zwischen 30 und 40 Jahren vor, Frauen sind häufiger betroffen als Männer.

Ob die Fälle tatsächlich vom Impfstoff von AstraZeneca verursacht wurden, ist bisher nicht geklärt.

Astra-Zeneca hat klinische Studien mit etwas mehr als 23.000 Patienten durchgeführt

AstraZeneca stellt seinen Impfstoff zur Verfügung, ohne Gewinne zu machen. Das Unternehmen hat aber eine Kontroverse ausgelöst, als es erklärte, dass das nur solange gelte, bis die Pandemie beendet sei. Man behalte sich das Recht vor, das Ende der Pandemie im Juli 2021 zu erklären. Wegen der Diskussion gab das Pharmaunternehmen jedoch an, seinen Impfstoff "dauerhaft" zu einem niedrigen Preis für Entwicklungsländer verfügbar zu machen.

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Die Universität Oxford und AstraZeneca arbeiten mit dem COVAX-Programm der Vereinten Nationen zusammen, um den Zugang zu Impfstoffen in ärmeren Ländern zu gewährleisten.

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