Der ukrainische Präsident Selenskyj kritisiert im Konflikt mit Russland die "Panikmache" der USA. US-Geheimdienste hatten vor einem möglichen Einmarsch Russlands in die Ukraine vor Ende kommender Woche gewarnt.
Im Ukrainekonflikt jagte gestern ein Krisentelefonat das nächste: Erst Putin mit Macron, dann Putin mit Biden – doch der große Durchbruch blieb aus.
Telefon-Diplomatie ohne Durchbruch
Frankreich und die USA haben Russlands Präsidenten Wladimir Putin im Ukraine-Konflikt zur Deeskalation gedrängt. Biden warnte den Kremlchef eindringlich vor einer Invasion der Ukraine und drohte einmal mehr mit schwerwiegenden Konsequenzen.
Putin wiederum kritisierte den fehlenden Druck des Westens auf die Ukraine, damit Kiew seine Verpflichtungen erfüllt. Und: Moskau bezeichnete die US-Warnungen vor einem möglichen bevorstehenden Angriff Russlands auf die Ukraine als „Hysterie“.
Selenskyj: "All diese Warnungen helfen nicht"
Auch ein Telefongespräch zwischen den Außenministern Russlands und der USA brachte keinen großen Fortschritt. Sergej Lawrow warf Antony Blinken vor, die USA wollten mit Propaganda einen Konflikt schüren.
Kritik gab es auch vom ukrainischen Präsidenten Selenskyj. Bei einer Übung der Spezialpolizei zeigte er sich weniger beunruhigt über die russische Präsenz als über die Alarmrufe der Amerikaner: "Die Wahrheit ist, wir haben andere Informationen", so Selenskyj. "Für unseren Gegner wäre doch Panik in unserem Land jetzt das Beste. Und all diese Warnungen helfen uns nicht, die helfen nur dabei, Panik zu schüren."
Deutschland fordert zur Ausreise auf
Derweil geht in Kiews Straßen das Leben weiter. Die Menschen sind besorgt, aber wirkliche Angst ist nicht zu spüren. US-Geheimdienste hatten zuletzt gewarnt, eine mögliche russische Invasion könne noch vor Ende kommender Woche bevorstehen.
Inzwischen hat auch die deutsche Bundesregierung ihre Staatsbürgerinnen und -bürger aufgefordert, die Ukraine zu verlassen. Mehrere andere Staaten hatten das zuvor bereits getan – darunter die USA, Großbritannien und die Niederlande.
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- Der Chefankläger am Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag hat Ermittlungen gegen Russland wegen des Kriegs in der Ukraine eingeleitet.
- NATO-Mitlglied Türkei sperrt den Bosporus und die Dardanellen für Kriegsschiffe.

FC Schalke 04 gibt Gazprom den Laufpass
euronewsDer deutsche Fußball-Zweitligist stellt seine Zusammenarbeit mit dem russischen Unternehmen ein. Gazprom war bisher Hauptgeldgeber der Königsblauen.
Netto stellt Verkauf von Waren aus Russland ein
Die Supermarktkette Netto, die vor allem im Norden und Osten Deutschlands vertreten ist, boykottiert russische Waren. Damit folgt sie ihrem dänischen Mutterkonzern, Salling Group. In Deutschland, Dänemark und Polen würden bereits seit Samstag keine Waren mehr aus Russland mehr angeboten. Dies betreffe rund 15 Artikel, darunter Süßwaren, Fertiggerichte und Spirituosen wie Wodka.
Hacker haben am Montag die Internetseiten mehrerer russischer Staatsmedien und Tageszeitungen manipuliert. Auf den Internetseiten der Kreml-freundlichen Tageszeitung "Iswestija", der staatlichen Nachrichtenagenturen Tass, Ria Nowosti, Kommersant und des Magazins Forbes Russia tauchte für einige Minuten eine Botschaft auf, in der ein Ende der russischen Invasion gefordert wurde. Das Banner mit Absender des Hackerkollektiv "Anonymous" lautete: "Wir fordern Sie dringend auf, diesen Wahnsinn zu stoppen, schicken Sie Ihre Söhne und Ehemänner nicht in den sicheren Tod. Putin bringt uns zum Lügen und bringt uns in Gefahr".